Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne (2015)
Marguerite
Französische Tragikomödie über eine reiche Baronin, die nicht singen kann, aber leidenschaftlich gern Opernarien vorträgt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Marguerite Dumont (Catherine Frot) gibt als sehr vermögende Baronin ein Wohltätigkeitskonzert in ihrem Schloss. Am Schluss tritt sie, wie jedes Jahr, selbst auf und singt: Diesmal ist es die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte". Der junge Journalist Lucien Beaumont (Sylvain Dieuaide) und sein Freund Kyril von Priest (Aubert Fenoy), die sich heimlich unter die Gäste gemischt haben, trauen ihren Ohren nicht: Marguerite trifft keinen Ton, aber statt Buhrufen und Gelächter erntet sie Applaus und Lob. Lucien schreibt einen vordergründig positiven, ironischen Zeitungsartikel, den Marguerite sehr dankbar liest.
Sie will Lucien kennen lernen und willigt erfreut ein, in einem Kabarettstück des avantgardistischen Systemkritikers Kyril die französische Nationalhymne zu singen. Obwohl der Auftritt von der Polizei beendet wird, ist Marguerite fest entschlossen, fortan öffentlich aufzutreten: Sie will einen Gesangsabend in der Pariser Oper geben. Dafür nimmt sie Unterricht beim Operntenor Atos Pezzini (Michel Fau), der seine beste Zeit hinter sich hat. Ihr untreuer Ehemann Georges (André Marcon) hofft vergeblich, dass jemand Marguerite stoppt – er selbst scheut davor zurück, ihr reinen Wein einzuschenken. Der große Abend rückt unaufhaltsam näher.
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Filmkritik
Die Tragikomödie des französischen Regisseurs Xavier Giannoli ("Chanson d'amour") ist inspiriert von einer wahren Person: Die 1944 verstorbene amerikanische Millionenerbin Florence Foster Jenkins sang begeistert Opernarien vor Publikum, ohne die Töne zu treffen. Es gab sogar Schallplatten-Aufnahmen von ihr und ein ausverkauftes Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. Giannoli verlegt die Handlung ins Frankreich der Goldenen Zwanziger. Die unfassbar reiche Baronin Marguerite Dumont ist es gewohnt, alles zu bekommen, was sie sich wünscht, einschließlich der Anerkennung der Zuhörer, wenn sie falsch singt. Sie weiß natürlich nicht, dass sie sich zum Gespött macht. In gewagten Kostümen lässt sie sich als Operndiva von ihrem Butler Madelbos (Denis Mpunga) ablichten. Er führt die Riege derjenigen an, die sie in ihrem Dünkel bestärken. Das Wichtigste aber kann sich Marguerite nicht ersingen: die Liebe ihres Mannes Georges, der seine Verachtung für sie still hinunterschluckt und sich in die Arme seiner Geliebten flüchtet.
So handelt die Geschichte im Kern von einer unglücklichen Liebe. Georges erscheint lange als der herzlose Ehemann, der Marguerites unermüdliches Werben ignoriert. Aber je mehr sich seine Frau in die Kunst des Operngesangs flüchtet, desto stärker nimmt er Anteil an ihrem Drama. Dass er ihr die Wahrheit nicht sagen kann, hat zunehmend etwas mit Liebe zu tun. Marguerites Leben ist eines der großen Posen, der freien, ungefilterten Gefühle. Sie wird selbst zu einer dieser Opernfiguren, die mit ihrem reinen Herzen dazu bestimmt zu sein scheinen, an der kleinlichen, boshaften Welt zu zerschellen. Das rührt ihre Wegbegleiter, die sie zwar spöttisch oder mitleidig betrachten, sie gleichzeitig aber auch ungläubig bewundern.
Marguerite wird hervorragend gespielt von Catherine Frot. Sie ist eine Seele von Mensch und zugleich eine lächerlich verstiegene Nervensäge. Der unglaublich falsche Gesang stammt nicht von Catherine Frot, sie bewegt dazu nur die Lippen. Wie als spöttische Begleitung schreit Marguerites Pfau, den sie Caruso nennt, regelmäßig seinen schneidenden Ruf dazwischen. Als Kostümfilm zeichnet die Inszenierung die verschiedenen Milieus der Epoche – den alten Adel, die künstlerische Avantgarde - opulent, besonders auch ihren Flirt mit dem Abgründigen. Hier haben viele einen Sprung in der Schüssel, aber nur Marguerite, die Anführerin der Narren, besitzt das Format zur Bühnenheldin. Giannolis Film ist im Grunde traurig und dabei merkwürdig ergreifend.
Fazit: Die Tragikomödie über eine selbsternannte Operndiva, die nicht merkt, dass sie gar nicht singen kann, und der niemand die Wahrheit sagt, tanzt auf einem schmalen Grat zwischen berührendem Drama und Jahrmarkt-Skurrilität. Catherine Frot spielt die von einer realen Person inspirierte Titelfigur, die sich in den ausschweifenden Goldenen Zwanzigern konsequent in eine rettungslose Bühnenheldin verwandelt, hervorragend und mit viel Herz.
So handelt die Geschichte im Kern von einer unglücklichen Liebe. Georges erscheint lange als der herzlose Ehemann, der Marguerites unermüdliches Werben ignoriert. Aber je mehr sich seine Frau in die Kunst des Operngesangs flüchtet, desto stärker nimmt er Anteil an ihrem Drama. Dass er ihr die Wahrheit nicht sagen kann, hat zunehmend etwas mit Liebe zu tun. Marguerites Leben ist eines der großen Posen, der freien, ungefilterten Gefühle. Sie wird selbst zu einer dieser Opernfiguren, die mit ihrem reinen Herzen dazu bestimmt zu sein scheinen, an der kleinlichen, boshaften Welt zu zerschellen. Das rührt ihre Wegbegleiter, die sie zwar spöttisch oder mitleidig betrachten, sie gleichzeitig aber auch ungläubig bewundern.
Marguerite wird hervorragend gespielt von Catherine Frot. Sie ist eine Seele von Mensch und zugleich eine lächerlich verstiegene Nervensäge. Der unglaublich falsche Gesang stammt nicht von Catherine Frot, sie bewegt dazu nur die Lippen. Wie als spöttische Begleitung schreit Marguerites Pfau, den sie Caruso nennt, regelmäßig seinen schneidenden Ruf dazwischen. Als Kostümfilm zeichnet die Inszenierung die verschiedenen Milieus der Epoche – den alten Adel, die künstlerische Avantgarde - opulent, besonders auch ihren Flirt mit dem Abgründigen. Hier haben viele einen Sprung in der Schüssel, aber nur Marguerite, die Anführerin der Narren, besitzt das Format zur Bühnenheldin. Giannolis Film ist im Grunde traurig und dabei merkwürdig ergreifend.
Fazit: Die Tragikomödie über eine selbsternannte Operndiva, die nicht merkt, dass sie gar nicht singen kann, und der niemand die Wahrheit sagt, tanzt auf einem schmalen Grat zwischen berührendem Drama und Jahrmarkt-Skurrilität. Catherine Frot spielt die von einer realen Person inspirierte Titelfigur, die sich in den ausschweifenden Goldenen Zwanzigern konsequent in eine rettungslose Bühnenheldin verwandelt, hervorragend und mit viel Herz.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne"Jurybegründung anzeigen
Frankreich 1920: Madame Marguerite ist eine wohlhabende und wohltätige Adlige, die ihre Wohltätigkeitsveranstaltungen dazu nutzt, vor einem erlauchten Kreis ihre eigene Gesangskunst zum Besten zu geben. Das Problem: sie kann gar nicht singen. [...mehr]TrailerAlle "Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne"
Land: FrankreichJahr: 2015
Genre: Komödie
Originaltitel: Marguerite
Länge: 129 Minuten
Kinostart: 29.10.2015
Regie: Xavier Giannoli
Darsteller: Catherine Frot als Marguerite, Christa Theret, André Marcon, Michel Fau, Aubert Fenoy
Kamera: Glynn Speeckaert
Verleih: Concorde
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