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FBW-Bewertung: Hördur (2015)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Ein Blick auf das Gesicht der 16-jährigen Deutschtürkin Aylin sagt alles aus: Dieses junge Mädchen ist unglücklich und mit sich und der Welt unzufrieden. Zuhause muss sie die jüngst verstorbene Mutter ersetzen und den Haushalt für Vater Hasan und den kleinen Bruder Emre führen. Ständige Geldnot belastet die kleine Familie. In der Schule wird Aylin als verschlossene Einzelgängerin von ihren Mitschülern gedemütigt. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und unbelastetem Leben schlägt sich nachts in ihren Träumen nieder, auf dem Rücken eines Pferdes bei herrlichem Ritt in freier Natur. Nach einer wiederholten Provokation durch eine Schülerin entlädt sich ihr angestauter Frust in einer Gewaltattacke, was ihr zur Strafe Sozialstunden auf einem Pferdehof einbringt. Als sie sich dort mit dem Islandpferd Hördur anfreundet, entdeckt sie ihre Leidenschaft für das Reiten und ihr Leben wird in vollkommen neue Bahnen gelenkt.Die Hofbesitzerin Iris entdeckt ihr großes Reittalent und unterrichtet sie mit dem Ziel, eine Turnierreiterin aus ihr zu machen. Gleichzeitig vermittelt sie Aylin auch menschliche Werte: An sich selbst zu glauben, die eigenen Stärken zu entdecken, Fehler zu machen, um zu lernen und schließlich so zum Ziel zu kommen. Neben dem Turniersieg wird ihr größter Sieg aber sein, den resignierenden Vater wieder ins Leben zurückzuführen.
Die Besetzung von Aylin mit der jungen Almila Bagriacik kann man als Glücksfall bezeichnen. In Spiel und Mimik zeigt sie auf sehr ausdrucksvolle Weise die Suche nach Identität und die Verarbeitung aller Probleme eines jungen Mädchens. Im Vortrag ihres Schulaufsatzes offenbart sich auf sehr berührende Weise die Tragik ihrer familiären Situation und ihrer eigenen Verlorenheit, auch verbunden mit dem festen Entschluss, nicht zu resignieren, sondern ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Mit Hilmi Sözer als Vater Hasan und Felicitas Woll als Hofbesitzerin Iris sind die beiden weiteren Hauptrollen bestens besetzt und ihr Spiel überzeugend. Ein besonderes Lob verdient die Kamera und die Lichtgestaltung, vor allem auch bei den Nacht- und Traumsequenzen. Hinzu kommt die sehr authentische Zeichnung von Wohnung und Umfeld der assimilierten türkisch-stämmigen Familie in Mannheim.



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