Amok - Hansi geht's gut (2015)
Amok
Drama über einen Mann, der beruflich und privat keinen Ausweg mehr sieht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Lorenz Fuchs (Tilo Nest) ist Buchhalter in einer Firma, die abgewickelt wird. Auch er rechnet mit der Kündigung, als sein Chef (Charly Hübner) ihn in sein Büro ruft. Stattdessen aber wird er befördert: Er soll nach Hamburg mitgehen, als Personalchef der nächsten Firma, deren Abwicklung bevorsteht. Der Chef sagt ihm, er sei auch ein kalter, rücksichtsloser Mensch wie er selbst und folglich zu Größerem bestimmt. Schließlich habe er ja seine eigene Mutter ins Altenheim gesteckt, um sie loszuwerden. Lorenz geht durch die Straßen Berlins und in einen Waffenladen. Ein Mann hört sein Gespräch mit dem Verkäufer und spricht ihn danach an: Er könne ihm eine Waffe besorgen. Lorenz willigt ein, geht dann heim, ins Restaurant, wo er nach dem zweiten Bier seine Mutter anruft. Aber anstatt ihm zur Beförderung zu gratulieren, argwöhnt sie, dass er wieder zu trinken angefangen habe. Lorenz betrinkt sich tatsächlich. Am nächsten Tag bekommt er die Waffe.
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Filmkritik
Das Drama von Regisseur und Drehbuchautor Zoltan Paul kam durch Crowdfunding zustande, ohne Filmfördergelder und Fernsehbeteiligung. Es versteht sich als Metapher auf den seelenlosen Charakter der heutigen Stadt Berlin. Dem minimalistischen Stil entsprechend ist die Hauptperson, der Buchhalter Lorenz Fuchs, äußerst wortkarg. Zwar ergeben sich einige Hinweise darauf, was den Mann psychisch in die Enge treibt, aber vieles muss der Zuschauer selbst interpretieren.
Lorenz fühlt sich in seiner Wohnung nicht wirklich zuhause. Es ist niemand da, mit dem er sprechen könnte, das Mikrowellen-Gericht schmeckt ihm nicht. Im Wohnzimmer liegen lauter Kartons – offenbar Waren, die Lorenz nicht ausgepackt hat. Vielleicht hat er auch einen Wellensittich oder Kanarienvogel, den Hansi aus dem Untertitel: Einmal erscheint ein schon lange verendeter Käfigvogel im Bild, auf einer Dachterrasse wie jener, auf der Lorenz die Pflanzen verdorren lässt. Nein, weder Hansi, noch Lorenz geht es gut, aber letzterer hat das offenbar bis vor kurzem noch geglaubt – im Bestreben, sich mit dem zu arrangieren, was es in seinem Leben noch gab.
Lorenz' Einsamkeit wird am ehesten in dem chinesischen Restaurant deutlich, in dem er seine Beförderung feiern will. Seinen kurzen Tränenausbruch sehen nur die Fische im Aquarium, durch das die Kamera Lorenz ins Visier nimmt. Das Telefongespräch mit seiner Mutter ist herzzerreißend schiefgegangen. Diese Szene ist nicht frei von plakativer Überzeichnung, wie viele andere auch, aber sie berührt aufgrund ihrer emotionalen Fallhöhe. Lorenz wollte für einen kurzen Moment Gesellschaft, menschliche Nähe, Anerkennung – und scheiterte. Ansonsten weiß man oft nicht so genau, was in ihm wirklich vorgeht, die direkten Bezüge zu etwas Konkretem fehlen.
Der von Charly Hübner gespielte Chef hält hingegen mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: Er gefällt sich wortreich in der Rolle des Raubtierkapitalisten, des Zerstörers. Schon während dieses Monologs muss es Lorenz wohl dämmern, dass er als ein Teil dieser Geschäftswelt seine Selbstachtung verliert. Den im Titel angekündigten Verlauf hätte er vielleicht noch stoppen können, wenn er nur der anfänglich von seiner Ex-Frau geäußerten Bitte, mit ihr zu reden, nachgekommen wäre. Zwar sieht der Film Lorenz als Opfer der anonymen, kalten Stadt, aber auch als ein Rädchen im Getriebe. Die düstere Musik mit ihren nachhallenden Tönen verstärkt den Eindruck des Tragischen. Man hätte sich weniger Theatralik und dafür mehr Klarheit gewünscht. Aber es gelingt dem Film dennoch recht gut, das stumme Leid, den Selbstverlust eines überangepassten, einsamen Menschen zu zeigen und damit eine Befindlichkeit auszudrücken, die vermutlich viele Zeitgenossen fürchten.
Fazit: Das bittere Drama über einen Mann, der sich in eine existenzielle Sackgasse manövriert hat, überzeugt auf emotionaler Ebene. Aber es neigt auch zur Theatralik, besonders wenn es die Einsamkeit und soziale Kälte in der Großstadt Berlin anprangert.
Lorenz fühlt sich in seiner Wohnung nicht wirklich zuhause. Es ist niemand da, mit dem er sprechen könnte, das Mikrowellen-Gericht schmeckt ihm nicht. Im Wohnzimmer liegen lauter Kartons – offenbar Waren, die Lorenz nicht ausgepackt hat. Vielleicht hat er auch einen Wellensittich oder Kanarienvogel, den Hansi aus dem Untertitel: Einmal erscheint ein schon lange verendeter Käfigvogel im Bild, auf einer Dachterrasse wie jener, auf der Lorenz die Pflanzen verdorren lässt. Nein, weder Hansi, noch Lorenz geht es gut, aber letzterer hat das offenbar bis vor kurzem noch geglaubt – im Bestreben, sich mit dem zu arrangieren, was es in seinem Leben noch gab.
Lorenz' Einsamkeit wird am ehesten in dem chinesischen Restaurant deutlich, in dem er seine Beförderung feiern will. Seinen kurzen Tränenausbruch sehen nur die Fische im Aquarium, durch das die Kamera Lorenz ins Visier nimmt. Das Telefongespräch mit seiner Mutter ist herzzerreißend schiefgegangen. Diese Szene ist nicht frei von plakativer Überzeichnung, wie viele andere auch, aber sie berührt aufgrund ihrer emotionalen Fallhöhe. Lorenz wollte für einen kurzen Moment Gesellschaft, menschliche Nähe, Anerkennung – und scheiterte. Ansonsten weiß man oft nicht so genau, was in ihm wirklich vorgeht, die direkten Bezüge zu etwas Konkretem fehlen.
Der von Charly Hübner gespielte Chef hält hingegen mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: Er gefällt sich wortreich in der Rolle des Raubtierkapitalisten, des Zerstörers. Schon während dieses Monologs muss es Lorenz wohl dämmern, dass er als ein Teil dieser Geschäftswelt seine Selbstachtung verliert. Den im Titel angekündigten Verlauf hätte er vielleicht noch stoppen können, wenn er nur der anfänglich von seiner Ex-Frau geäußerten Bitte, mit ihr zu reden, nachgekommen wäre. Zwar sieht der Film Lorenz als Opfer der anonymen, kalten Stadt, aber auch als ein Rädchen im Getriebe. Die düstere Musik mit ihren nachhallenden Tönen verstärkt den Eindruck des Tragischen. Man hätte sich weniger Theatralik und dafür mehr Klarheit gewünscht. Aber es gelingt dem Film dennoch recht gut, das stumme Leid, den Selbstverlust eines überangepassten, einsamen Menschen zu zeigen und damit eine Befindlichkeit auszudrücken, die vermutlich viele Zeitgenossen fürchten.
Fazit: Das bittere Drama über einen Mann, der sich in eine existenzielle Sackgasse manövriert hat, überzeugt auf emotionaler Ebene. Aber es neigt auch zur Theatralik, besonders wenn es die Einsamkeit und soziale Kälte in der Großstadt Berlin anprangert.
Bianka Piringer
TrailerAlle "Amok - Hansi geht's gut"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Amok - Hansi geht's gut"
Land: DeutschlandJahr: 2015
Genre: Drama
Originaltitel: Amok
Kinostart: 28.05.2015
Regie: Zoltan Paul
Darsteller: Charly Hübner, Tilo Nest
Kamera: Jonas Schmager
Verleih: Daredo Media GmbH