Mein Ein, mein Alles (2015)
Mon Roi
Französisches Drama über eine Frau, die sich zehn Jahre lang nicht von ihrer großen, aber zerstörerischen Liebe lösen kann.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die Anwältin Tony (Emmanuelle Bercot) begegnet in einer Disko Georgio (Vincent Cassel), einem Mann aus ihrer Studentenzeit. Sie ist fasziniert von seinem Humor und seiner Lebhaftigkeit und verliebt sich bis über beide Ohren in ihn. Er wünscht sich ein Kind von ihr und führt sie zum Altar. Aber für Tony wird die Schwangerschaft ein Tal der Tränen, denn Georgio entpuppt sich als unberechenbar. Erst mietet er sich eine Zweitwohnung, damit er sich zurückziehen kann, wenn Tony ihm die Laune verdirbt. Dann kommt der Gerichtsvollzieher und es stellt sich heraus, dass Georgio Drogen konsumiert. Auch fängt er plötzlich an, sich auffällig intensiv um seine depressive Ex-Freundin Agnès (Chrystèle Saint-Louis Augustin) zu kümmern.
Nach der Geburt des Sohnes spitzt sich die Situation weiter zu. Tonys Bruder Solal (Louis Garrel) rät ihr dringend, sich von Georgio zu trennen. Aber immer, wenn Tony das versucht, umgarnt er sie wieder mit seinem Charme und Witz. Tony ist schließlich mit den Nerven völlig am Ende und erleidet einen Skiunfall, der sie monatelang in eine Rehaklinik zwingt. Dort lässt sie die Beziehung Revue passieren.
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Filmkritik
Das Drama der französischen Regisseurin Maïwenn erzählt eine dieser verrückten Liebesgeschichten, über deren zerstörerische Dynamik Außenstehende nur den Kopf schütteln können. Tony ist eine vernünftige, lebenserfahrene Frau, aber sie verfällt einem schillernden Egozentriker, der ihr nicht guttut. Georgio wird ihre Obsession und sie die seine – obwohl sie es keine zwei Tage in Harmonie miteinander aushalten. Tonys jahrelanger Leidensprozess vollzieht sich in Etappen, bis sie im Strudel ihrer widersprüchlichen Gefühle vollends die Orientierung verliert. Das intensive, mit zunehmender Dauer auch quälende und schließlich gar enervierende Drama lebt von seinen beiden starken Hauptdarstellern Emmanuelle Bercot und Vincent Cassel.
Die Handlung wird aus Tonys Perspektive in Rückblenden erzählt. Als Klammer und Ruhepunkte zum Atemholen dienen die sehr kurzen, dazwischen geschnittenen Szenen in der Rehaklinik. Dort muss Tony nach dem Skiunfall monatelang mühsam üben, ihr Knie wieder zu bewegen. Eine Therapeutin weist sie gleich darauf hin, dass der Unfall wohl auch psychische Gründe hat. Tony durchlebt aus der Distanz heraus noch einmal die nervenaufreibende Beziehung zu Georgio. Am Anfang sagt er, dass er sie liebt, dass er eine Familie will, aber dann zieht er aus, weil sie ihm zu viel weint. Er will kommen und gehen, wie es ihm passt, sich nicht einschränken lassen. Georgio fühlt sich in seinem Element, wenn er Witze reißt und Tony ihn lachend anhimmelt. Je länger er sein manisches Theater spielt, desto stärker wirkt er auf rätselhafte Weise gestört, reizbar, explosiv. Vincent Cassel gibt Georgio etwas Getriebenes, spielt ihn wie aufgezogen. Emmanuelle Bercot hingegen ist als Tony die Hingabe in Person: Für ihr Eheglück ist ihr kein persönlicher Einsatz zu hoch. Tony wirkt nie schwach oder lächerlich, auch wenn sie sich noch so irrational verhält.
Paradoxerweise aber ist die Geschichte selbst nicht so stark wie ihre Hauptfigur Tony. Was ein vernünftiges Wesen über Jahre hinweg an einen hyperaktiven Narzissten binden sollte, kann sie nicht wirklich vermitteln. Georgio bleibt zu sehr darauf fixiert, um sich selbst zu kreisen. Sein Charakter entwickelt sich nicht, bleibt auch emotional zu wenig fassbar, um auf Dauer attraktiv zu wirken. So ist dies letztlich, bei aller Intensität der Darstellung und Inszenierung, ein Liebesfilm, in dem ausgerechnet das Herz nicht ganz auf seine Kosten kommt. Tonys Leiden drehen sich irgendwann im Kreis und über den nächsten Auftritt Georgios hilft nur noch der Gedanke an ein beruhigendes Getränk nach dem Kino hinweg.
Fazit: Das französische Drama über eine Amour fou lebt vom intensiven Spiel der beiden Hauptdarsteller Emmanuelle Bercot und Vincent Cassel. Der Leidensweg der Frau wühlt auf, während der Mann zu egozentrisch und irrational gezeichnet ist, um auf Dauer sympathisch zu sein. Der kraftvolle Film versteht es, zu polarisieren, aber Romantik und Leidenschaft kommen etwas zu kurz.
Die Handlung wird aus Tonys Perspektive in Rückblenden erzählt. Als Klammer und Ruhepunkte zum Atemholen dienen die sehr kurzen, dazwischen geschnittenen Szenen in der Rehaklinik. Dort muss Tony nach dem Skiunfall monatelang mühsam üben, ihr Knie wieder zu bewegen. Eine Therapeutin weist sie gleich darauf hin, dass der Unfall wohl auch psychische Gründe hat. Tony durchlebt aus der Distanz heraus noch einmal die nervenaufreibende Beziehung zu Georgio. Am Anfang sagt er, dass er sie liebt, dass er eine Familie will, aber dann zieht er aus, weil sie ihm zu viel weint. Er will kommen und gehen, wie es ihm passt, sich nicht einschränken lassen. Georgio fühlt sich in seinem Element, wenn er Witze reißt und Tony ihn lachend anhimmelt. Je länger er sein manisches Theater spielt, desto stärker wirkt er auf rätselhafte Weise gestört, reizbar, explosiv. Vincent Cassel gibt Georgio etwas Getriebenes, spielt ihn wie aufgezogen. Emmanuelle Bercot hingegen ist als Tony die Hingabe in Person: Für ihr Eheglück ist ihr kein persönlicher Einsatz zu hoch. Tony wirkt nie schwach oder lächerlich, auch wenn sie sich noch so irrational verhält.
Paradoxerweise aber ist die Geschichte selbst nicht so stark wie ihre Hauptfigur Tony. Was ein vernünftiges Wesen über Jahre hinweg an einen hyperaktiven Narzissten binden sollte, kann sie nicht wirklich vermitteln. Georgio bleibt zu sehr darauf fixiert, um sich selbst zu kreisen. Sein Charakter entwickelt sich nicht, bleibt auch emotional zu wenig fassbar, um auf Dauer attraktiv zu wirken. So ist dies letztlich, bei aller Intensität der Darstellung und Inszenierung, ein Liebesfilm, in dem ausgerechnet das Herz nicht ganz auf seine Kosten kommt. Tonys Leiden drehen sich irgendwann im Kreis und über den nächsten Auftritt Georgios hilft nur noch der Gedanke an ein beruhigendes Getränk nach dem Kino hinweg.
Fazit: Das französische Drama über eine Amour fou lebt vom intensiven Spiel der beiden Hauptdarsteller Emmanuelle Bercot und Vincent Cassel. Der Leidensweg der Frau wühlt auf, während der Mann zu egozentrisch und irrational gezeichnet ist, um auf Dauer sympathisch zu sein. Der kraftvolle Film versteht es, zu polarisieren, aber Romantik und Leidenschaft kommen etwas zu kurz.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Mein Ein, mein Alles"
Land: FrankreichJahr: 2015
Genre: Drama
Originaltitel: Mon Roi
Länge: 124 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 24.03.2016
Regie: Maïwenn Le Besco
Darsteller: Vincent Cassel als Georgio Milevski, Emmanuelle Bercot als Marie-Antoinette Jézéquel, dite Tony, Louis Garrel als Solal, Isild Le Besco als Babeth, Chrystèle Saint Louis Augustin als Agn?s
Kamera: Claire Mathon
Verleih: Studiocanal
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