Mord in Pacot (2014)
Meurtre à Pacot
Drama über vier Menschen, die in den Trümmern des verheerenden Erdbebens von 2010 in Haiti nach einem neuen Weg suchen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im Nobelviertel Pacot der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince sitzt ein Ehepaar ratlos vor der halb zerstörten Villa. Die Frau (Joy Olasunmibo Ogunmakin) will in den Trümmern nicht nur nach Sachen suchen, sondern auch die Leiche des Adoptivsohnes bergen. Der Mann (Alex Descas) aber ist dagegen. Weil das ganze Haus abgerissen werden wird, wenn er nicht wenigstens die Hälfte, die noch gerettet werden könnte, repariert, braucht er Geld. Er vermietet ein paar Räume an den jungen weißen Katastrophenhelfer Alex (Thibault Vinçon), der mit Andrémise (Lovely Kermonde Fifi), einer jungen haitianischen Freundin, einzieht.
Andrémise stammt aus einer ärmeren Gegend des Landes und hofft, dass Alex sie mit ins Ausland nimmt. Sie nennt sich jetzt Jennifer. Aber ihr Verhältnis zu Alex ist nicht so ungetrübt, wie es zunächst wirkte. Der Vermieter fühlt sich zu ihr hingezogen, während seine Ehe nicht mehr zu retten scheint. Die Reparaturen am Haus kommen nicht voran und die zwischenmenschliche Situation eskaliert.
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Filmkritik
Das Drama des haitianischen Regisseurs Raoul Peck spielt in den Trümmern des verheerenden Erdbebens von 2010, das 250000 Bewohner des Karibikstaats das Leben kostete. Seine vier Protagonisten sind aber nicht nur mit Aufräumarbeiten im Gefolge der Naturkatastrophe beschäftigt, sondern schlagen sich auch mit der Kluft zwischen Arm und Reich und dem Erbe der Diktatur herum. Die Geschichte wird im Stil und Tonfall einer Bühnentragödie erzählt, die Dialoge tendieren oft zum Philosophischen. Peck verfasste das Drehbuch mit zwei Schriftstellern, dem Haitianer Lyonel Trouillot und dem Franzosen Pascal Bonitzer. Der Schauplatz erinnert ebenfalls an eine Bühne, denn der Film spielt fast vollständig vor und in der Villa eines Ehepaars.
Dieses namenlose Paar steht nicht nur materiell vor den Trümmern seiner Existenz. Wenn die Frau und der Mann ein paar Worte wechseln, dann sind sie rätselhaft und voller Andeutungen. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass in den Trümmern auch der Leichnam des kleinen Jungen liegt, den sie adoptierten, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die Kluft zwischen der reichen und der armen Bevölkerung im Land tut sich in der Geschichte immer wieder auf. Der frühere Hausdiener des Ehepaars, Joseph (Albert Moleón), kehrt kurz zurück, um sich zu verabschieden: Er möchte die alte Arbeit nicht mehr. Das Beben scheint auch die soziale Ordnung erschüttert zu haben. Andrémise verdient ihr Geld als Prostituierte von Alex, will aber seine Freundin sein. Dabei ist sie voller Verachtung für den Weißen, der sich als Helfer wichtig macht. Und sie nimmt auch gegenüber der reichen Haitianerin kein Blatt vor den Mund. Andrémise steckt voller Lebenslust wie ein flatternder Schmetterling, sie wird von allen begehrt, weckt Eifersucht und bleibt dennoch die soziale Außenseiterin.
Immer wieder gehen die Dialoge rasch in bedeutungsschwangere Stille über. Wenn dann auch noch schwermütig-unheilvolle Musik erklingt, fühlt man sich an ein Melodram erinnert, das einen fatalistischen Kurs verfolgt. Der Schwebezustand, den die Dramaturgie erzeugt, dient dazu, die Realität von einer höheren Warte aus zu betrachten. Weder die Unwissenheit der westlichen Hilfsorganisationen, noch die Versuchung einiger Einheimischer, von der Situation zu profitieren, bleiben von der Kritik des Filmemachers verschont. Der deklamatorische Stil des Schauspiels und die ins Grundsätzliche zielenden Gedankengänge würden vielleicht noch besser ins Theater als ins Kino passen, wo sie mitunter etwas prätentiös wirken.
Fazit: Das schwermütige Drama von Raoul Peck nimmt das Erdbeben von 2010 zum Anlass für eine philosophische Betrachtung der haitianischen Gesellschaft, deren Probleme im Chaos schärfer zutage treten. Mit seinen bedeutungsschweren Dialogen und der starken Verdichtung der Themen ähnelt der Film einem Bühnenstück, das sich mit der Realität künstlerisch abstrahierend befasst.
Dieses namenlose Paar steht nicht nur materiell vor den Trümmern seiner Existenz. Wenn die Frau und der Mann ein paar Worte wechseln, dann sind sie rätselhaft und voller Andeutungen. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass in den Trümmern auch der Leichnam des kleinen Jungen liegt, den sie adoptierten, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die Kluft zwischen der reichen und der armen Bevölkerung im Land tut sich in der Geschichte immer wieder auf. Der frühere Hausdiener des Ehepaars, Joseph (Albert Moleón), kehrt kurz zurück, um sich zu verabschieden: Er möchte die alte Arbeit nicht mehr. Das Beben scheint auch die soziale Ordnung erschüttert zu haben. Andrémise verdient ihr Geld als Prostituierte von Alex, will aber seine Freundin sein. Dabei ist sie voller Verachtung für den Weißen, der sich als Helfer wichtig macht. Und sie nimmt auch gegenüber der reichen Haitianerin kein Blatt vor den Mund. Andrémise steckt voller Lebenslust wie ein flatternder Schmetterling, sie wird von allen begehrt, weckt Eifersucht und bleibt dennoch die soziale Außenseiterin.
Immer wieder gehen die Dialoge rasch in bedeutungsschwangere Stille über. Wenn dann auch noch schwermütig-unheilvolle Musik erklingt, fühlt man sich an ein Melodram erinnert, das einen fatalistischen Kurs verfolgt. Der Schwebezustand, den die Dramaturgie erzeugt, dient dazu, die Realität von einer höheren Warte aus zu betrachten. Weder die Unwissenheit der westlichen Hilfsorganisationen, noch die Versuchung einiger Einheimischer, von der Situation zu profitieren, bleiben von der Kritik des Filmemachers verschont. Der deklamatorische Stil des Schauspiels und die ins Grundsätzliche zielenden Gedankengänge würden vielleicht noch besser ins Theater als ins Kino passen, wo sie mitunter etwas prätentiös wirken.
Fazit: Das schwermütige Drama von Raoul Peck nimmt das Erdbeben von 2010 zum Anlass für eine philosophische Betrachtung der haitianischen Gesellschaft, deren Probleme im Chaos schärfer zutage treten. Mit seinen bedeutungsschweren Dialogen und der starken Verdichtung der Themen ähnelt der Film einem Bühnenstück, das sich mit der Realität künstlerisch abstrahierend befasst.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Mord in Pacot"
Land: Frankreich, Norwegen, HaitiWeitere Titel: Mord in Haiti; Murder in Pacot
Jahr: 2014
Genre: Drama
Originaltitel: Meurtre à Pacot
Länge: 130 Minuten
Kinostart: 17.09.2015
Regie: Raoul Peck
Darsteller: Alex Descas, Lovely Kermonde Fifi, Joy Olasunmibo Ogunmakin, Thibault Vinçon
Kamera: Eric Guichard
Verleih: EZEF: Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit, Filmgalerie 451
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