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FBW-Bewertung: Unknown User (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Im Internet entstandene mediale Formen, seien sieästhetischer oder kommunikativer Art, wirken sich schon lange auf filmische Erzählungen aus. Mittlerweile beeinflussen sie aber auch die Filmsprache, also die Art und Weise, wie erzählt wird. Dies zeigt sich in Lewan Gabriadzes Horrorfilm UNKNOWN USER.

Ein Freundeskreis chattet per Skype, als sich plötzlich ein unbekannter User einschaltet. Der verwendete Account ist der von Laura Barns, einer Mitschülerin, die vor einiger Zeit Opfer von Cyberbullying wurde und Selbstmord beging. Als der Unbekannte provokante Fragen zum Tod von Laura zu stellen beginnt, denken alle noch, dass sich jemand unter ihnen befindet, der sich einen Scherz erlaubt. Doch dann wird klar, dass jemand den Freundeskreis unerbittlich mit der Wahrheit konfrontieren will und auch nicht davor zurückschreckt, Gewalt anzuwenden.

Das Geschehen des Films spielt sich ausschließlich auf dem Display des Laptops von Blaire, der Hauptfigur des Films, ab. Der Film weist damit auch keinen Schnitt im üblichen Sinn auf. Die Schnitte entstehen durch die Wechsel zwischen den Social-Media-Plattformen. Die Multimedialität des Internets wird optimal genutzt. Plattformen wie Facebook, YouTube und Skype werden geschickt in die Filmstruktur integriert. Die Erzählung selbst trifft mit dem exzessiven Benutzen von Social Media den Nerv einer Generation, die auch als ?Digital Natives? bezeichnet wird. Mit dem Aufgreifen von Cyberbullying wird eine Schattenseite der neuen Kommunikationsmöglichkeiten thematisiert. Dieses Thema mit den Mitteln des Horrorfilms zu verarbeiten, ist eine interessante Wahl. Größtenteils gelingt dies dem Film auch. Er ist dramaturgisch gut aufgebaut, die Spannung wird bis zum Schluss aufrechterhalten. Immer neue Informationen, neue Videos treten zutage, die beweisen, dass die Peer-Group, die wir in Skype-Bildern sehen, alle Geheimnisse voreinander haben und ziemlich verlogen sind. Die Dialoge und die Chat-Einträge sind gut geschrieben und vermitteln (auch in der deutschen Fassung) einen authentischen Eindruck der Sprachverwendung der dargestellten Generation. Diese Authentizität wird durch das intensive, räumlich sehr begrenzte Spiel der weitestgehend unbekannten Schauspieler unterstützt. Uneins war sich die Jury hinsichtlich der Art und Weise, wie das Horrorgenre eingesetzt wird. Einerseits wurde kritisiert, dass der Film allzu sehr bestimmte Konventionen des Horrorfilms bediene und es damit an der Originalität vermissen ließe, die die Filmsprache doch aufweist. Andererseits wurde die Notwendigkeit dieser Vorgehensweise betont, wenn der Film denn ein Genrefilm sein soll. Beide Positionen sind nachvollziehbar. Die Wahlder Survival-Horror-Dramaturgie, die der Film lange Zeit ausspart, ist letztlich doch konsequent, handelt es sich doch vor allem um eine Genrebezeichnung, die bei Computerspielen Verwendung findet. Damit bleibt der Film innerhalb des medialen Rahmens. Denn es ist ein schreckliches und tödliches Spiel, das der ?Unknown User? mit den Protagonisten treibt.



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