La Buena Vida - Das gute Leben (2015)
La buena vida
Dokumentarfilm über die Umsiedlung eines indianischen Dorfes, das dem Kohletagebau in Kolumbien weichen muss.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die deutschen Kohlebergwerke werden geschlossen, aber die Energiekonzerne bauen neue Steinkohlekraftwerke. Ihren Rohstoff beziehen sie aus Ländern wie Kolumbien, das 2011 erstmals Deutschlands wichtigster Steinkohlelieferant wurde. Im Nordosten Kolumbiens liegt die Mine El Cerrejón, der größte Kohletagebau der Welt. Sie gehört internationalen Konzernen wie dem Schweizer Unternehmen Glencore. Weil die Mine expandiert, werden seit Jahren indianische Dörfer umgesiedelt. 2001 sorgte die gewaltsame Räumung eines Dorfes für Negativschlagzeilen, auf die das Unternehmen Cerrejón mit PR-Maßnahmen reagierte. Auch am Beispiel der mit der Kamera begleiteten Umsiedlung des Dorfes Tamaquito soll bewiesen werden, dass die Minenbetreiber soziale Verantwortung für die indigene Bevölkerung übernehmen.
Der Dokumentarfilm beobachtet die Verhandlungen der Dorfbewohner mit Cerrejón und den Prozess der Umsiedlung in ein neues Dorf. Die Bilanz aber fällt ernüchternd aus: Von den versprochenen besseren Lebensbedingungen bleibt am neuen Standort nicht viel übrig, weil die Wasserversorgung nicht wie vereinbart funktioniert. Die Familien können hier kaum Landwirtschaft betreiben.
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Filmkritik
Der deutsche Dokumentarfilmer Jens Schanze ist in Kolumbien einem regelrechten Skandal auf die Spur gekommen. Was in dieser simplen Kausalität schon beinahe anachronistisch klingt, mussten die indianischen Bewohner des Dorfs Tamaquito am eigenen Leib erfahren: Weil eine gigantische, von ausländischen Konzernen betriebene Mine Steinkohle – vor allem auch für den deutschen Markt - exportiert, wird die einheimische Bevölkerung umgesiedelt, unter fadenscheinigen Versprechungen, die nicht eingehalten werden. Bis 2013 konnten die 35 Familien von Tamaquito im Fluss fischen, in den Bergen jagen, aber in ihrem neuen Dorf sitzen sie mitten in einem Trockengebiet. Dabei hat ihr junger Anführer Jairo Fuentes Epiayu alles richtig gemacht: Er ließ eine gesicherte Wasserversorgung sogar vertraglich vereinbaren. Aber Papier ist geduldig, und der Konzern Cerrejón verliert nach der Umsiedlung das vorher behauptete Interesse am Wohlergehen der Dorfbewohner. Der Kampf der Umgesiedelten geht weiter: Inzwischen fordern sie zusammen mit Nachbardörfern den Bau einer Wasserleitung vom Fluss – eine Maßnahme, die dem Rohstoffkonzern bislang zu teuer war.
Der rein beobachtende Film fängt Szenen des friedlichen Lebens im Bergdorf Tamaquito ein, das von Wayúu-Indianern bewohnt wird. Die gigantische Kohlemine El Cerrejón ist bereits bis auf vier Kilometer herangerückt. Der junge Dorf-Anführer Jairo weiß zwar, dass sich die Umsiedlung wohl nicht verhindern lässt, aber er setzt auf Verhandlungen. Den Familien von Tamaquito wird von Cerrejón Beratung und Schulung bei der Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten und Kunsthandwerk versprochen. Aber die Kamera blickt in misstrauische, besorgte Gesichter. Am neuen Standort wirkt zunächst alles sehr fortschrittlich: Statt der alten Lehmhütten gibt es Häuser mit gefliesten Böden, abschließbaren Türen, Strom und Gasherd in der Küche. Aber die Schulkinder spielen in einer Wolke aus Staub und auf dem trockenen Boden wollen keine Bananenstauden wachsen.
Jairo fährt 2014 sogar zur Aktionärsversammlung von Glencore in die Schweiz, um die fehlende Wasserversorgung im Dorf zu reklamieren. Aber dort schlägt ihm die gleiche arrogante Indifferenz entgegen, die sich auch schon in den Umsiedlungsverhandlungen ein Jahr zuvor abzeichnete. Es ist empörend, wie mit Menschen umgegangen wird, die von den Unternehmern für ungebildet und naiv gehalten werden und die vom eigenen Staat im Stich gelassen sind. Aber an diesem aufwühlenden Beispiel zeigt der engagierte, sehenswerte Dokumentarfilm auch auf, dass der europäische Verbraucher eine Mitverantwortung für diese an Kolonialismus erinnernden Vorgänge trägt.
Fazit: Ein beobachtender Dokumentarfilm, der trotzdem sehr engagiert wirkt: Jens Schanze filmt die Umsiedlung eines Dorfes in Kolumbien und zeigt dabei ganz konkret auf, wie eng deutscher Strom aus Kohlekraftwerken mit der Not indianischer Familien zusammenhängt.
Der rein beobachtende Film fängt Szenen des friedlichen Lebens im Bergdorf Tamaquito ein, das von Wayúu-Indianern bewohnt wird. Die gigantische Kohlemine El Cerrejón ist bereits bis auf vier Kilometer herangerückt. Der junge Dorf-Anführer Jairo weiß zwar, dass sich die Umsiedlung wohl nicht verhindern lässt, aber er setzt auf Verhandlungen. Den Familien von Tamaquito wird von Cerrejón Beratung und Schulung bei der Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten und Kunsthandwerk versprochen. Aber die Kamera blickt in misstrauische, besorgte Gesichter. Am neuen Standort wirkt zunächst alles sehr fortschrittlich: Statt der alten Lehmhütten gibt es Häuser mit gefliesten Böden, abschließbaren Türen, Strom und Gasherd in der Küche. Aber die Schulkinder spielen in einer Wolke aus Staub und auf dem trockenen Boden wollen keine Bananenstauden wachsen.
Jairo fährt 2014 sogar zur Aktionärsversammlung von Glencore in die Schweiz, um die fehlende Wasserversorgung im Dorf zu reklamieren. Aber dort schlägt ihm die gleiche arrogante Indifferenz entgegen, die sich auch schon in den Umsiedlungsverhandlungen ein Jahr zuvor abzeichnete. Es ist empörend, wie mit Menschen umgegangen wird, die von den Unternehmern für ungebildet und naiv gehalten werden und die vom eigenen Staat im Stich gelassen sind. Aber an diesem aufwühlenden Beispiel zeigt der engagierte, sehenswerte Dokumentarfilm auch auf, dass der europäische Verbraucher eine Mitverantwortung für diese an Kolonialismus erinnernden Vorgänge trägt.
Fazit: Ein beobachtender Dokumentarfilm, der trotzdem sehr engagiert wirkt: Jens Schanze filmt die Umsiedlung eines Dorfes in Kolumbien und zeigt dabei ganz konkret auf, wie eng deutscher Strom aus Kohlekraftwerken mit der Not indianischer Familien zusammenhängt.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "La Buena Vida - Das gute Leben"Jurybegründung anzeigen
Der Dokumentarfilm porträtiert den Kampf einer indigenen Dorfgemeinschaft um angestammte Daseinsrechte und den Erhalt ihrer Lebensform im Norden von Kolumbien. Das Volk der Wayúu besiedelt ein fruchtbares Gebiet auf der Halbinsel La Guajira. Das [...mehr]TrailerAlle "La Buena Vida - Das gute Leben"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "La Buena Vida - Das gute Leben"
Land: Deutschland, SchweizJahr: 2015
Genre: Dokumentation
Originaltitel: La buena vida
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 14.05.2015
Regie: Jens Schanze
Kamera: Börres Weiffenbach
Verleih: Camino
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