Striche ziehen (2015)
Dokumentation über eine der berühmtesten Maueraktionen von vier fünf junge Männer in der DDR des Jahres 1986, die für einen der Freunde tragisch endete.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Gerd Kroskes Dokumentation "Striche ziehen" widmet sich ganz einer der bekanntesten "Protestaktionen" an der Berliner Mauer, die sich im Herbst 1986 zutrug. Ein kilometerlanger weißer Strich auf der Westseite der Mauer über die vielen Graffitis und Malereien - das war das Ziel der fünf Freunde Jürgen Onißeit, Thomas Onißeit, Frank Schuster, Frank Willmann und Wolfram Hasch, die damit ein Statement gegen die unterdrückende Staatsmacht und die diktatorische SED-Diktatur setzen wollten. Sie verließen rund ein Jahr davor die DDR - entweder weil sie freiwillig ausgereist waren oder weil sie abgeschoben wurden. Denn da sie der Punk-Subkultur von Weimar angehörten, waren sie der Partei als "subversive Elemente" bereits schon länger ein Dorn im Auge und lästig.
Mit dem weißen Strich u.a. auch über die berühmten Männchen von Keith Haring, die erst wenige Tage zuvor entstanden waren, wollten die Männer die Mauer als das offenlegen, was sie immer war: ein die Stadt teilender und viele Familien zerstörender kilometerlanger grauer Beton-Schandfleck mitten durch Berlin. Die Aktion konnte jedoch nicht beendet wurden, da einer aus der eigenen Reihen die Freunde verraten hatte. Am zweiten Tag erwischten sie einige DDR-Grenzer. Alle konnten fliehen - bis auf Wolfram Hasch. Er wurde geschnappt und musste ein halbes Jahr in Bautzen absitzen, bevor er von der BRD freigekauft wurde. Was erst Jahrzehnte später herauskommen sollte: über Jahre hinweg hatte Jürgen "Onne" Onißeit die Stasi regelmäßig über Aktivitäten der Weimarer Punkszene informiert.
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Filmkritik
"Striche ziehen" konfrontiert alle Beteiligten mit den Vorfällen von damals, beleuchtet das Thema von verschiedenen Standpunkten aus und entwirft ganz nebenbei auch ein realistisches Bild von der Weimarer Punk- und Hippie-Szene. Mit Hilfe von seltenen Originalfotos sowie spannenden Bewegtbildern, macht er die Aufbruchsstimmung der Subkultur-Szene deutlich. Als besonders intensiv gestalten sich die langen Gespräche vor allem mit Jürgen Onißeit, mittlerweile als Kletterlehrer in der Prignitz tätig, der seine Zusammenarbeit mit der Stasi heute als "größten Fehler seines Lebens betrachtet". Als junger, werdender Vater mit finanziellen Problemen habe er das ihm von der Stasi als Gegenleistung angebotene Geld einfach gebraucht.
Regisseur Kroske lässt aber auch die Gegenseite ausführlich zu Wort kommen so z.B. Grenzaufklärer a.D. Wolfgang Fittings, der damals an der Festnahme von Hasch beteiligt war. Kroske besuchte auch den ehemaligen Stasi-Leutnant a.D. Dietmar Reinicke, doch dieser wollte kein Interview geben und schickte Kroske wieder weg, lautstark und ohne dabei selber im Bild zu sein. Lediglich zu hören ist das Gebrüll von Reinicke im Hintergrund. Es sind diese unmittelbaren, ungeschminkten Reaktionen und Situationen, die "Striche ziehen" so stark machen und an denen Kroske auch den Zuschauer teilhaben lässt. Eine der interessantesten Momente spielt sich dann am Ende des Films ab, wenn es zur ersten Begegnung der Brüder Jürgen und Thomas Onißeit seit langer Zeit kommt. Ein finales Aufeinandertreffen, das anders verläuft als geplant und nachhaltig offen legt, dass das Geschehene von damals noch immer das Leben aller Beteiligten durchzieht und bedeckt - wie ein langer, weißer Strich.
Fazit: Unmittelbare, ungeschminkte Dokumentation mit spannenden Archivaufnahmen, die eine der berühmtesten Maueraktionen ausführlich und hochspannend darstellt.
Regisseur Kroske lässt aber auch die Gegenseite ausführlich zu Wort kommen so z.B. Grenzaufklärer a.D. Wolfgang Fittings, der damals an der Festnahme von Hasch beteiligt war. Kroske besuchte auch den ehemaligen Stasi-Leutnant a.D. Dietmar Reinicke, doch dieser wollte kein Interview geben und schickte Kroske wieder weg, lautstark und ohne dabei selber im Bild zu sein. Lediglich zu hören ist das Gebrüll von Reinicke im Hintergrund. Es sind diese unmittelbaren, ungeschminkten Reaktionen und Situationen, die "Striche ziehen" so stark machen und an denen Kroske auch den Zuschauer teilhaben lässt. Eine der interessantesten Momente spielt sich dann am Ende des Films ab, wenn es zur ersten Begegnung der Brüder Jürgen und Thomas Onißeit seit langer Zeit kommt. Ein finales Aufeinandertreffen, das anders verläuft als geplant und nachhaltig offen legt, dass das Geschehene von damals noch immer das Leben aller Beteiligten durchzieht und bedeckt - wie ein langer, weißer Strich.
Fazit: Unmittelbare, ungeschminkte Dokumentation mit spannenden Archivaufnahmen, die eine der berühmtesten Maueraktionen ausführlich und hochspannend darstellt.
Björn Schneider
FBW-Bewertung zu "Striche ziehen"Jurybegründung anzeigen
Sie waren Punks, lebten in Weimar und waren umgeben von der DDR-Tristesse, gegen die sie in bunten Lederjacken und mit grell gefärbten Haaren ankämpften. Auf die Hauswände sprühten sie 1983: ?Neue Männer braucht das Land". Ihre Unangepasstheit macht [...mehr]TrailerAlle "Striche ziehen"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Striche ziehen"
Land: DeutschlandJahr: 2015
Genre: Dokumentation
Länge: 96 Minuten
Kinostart: 23.04.2015
Regie: Gerd Kroske
Kamera: Anne Misselwitz
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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