National Gallery (2014)
Museums-Doku: Der Filmemacher Frederick Wiseman begibt sich auf einen Streifzug durch die National Gallery in London.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Mitten im Zentrum der pulsierenden Metropole London, direkt am Trafalgar Square liegt eine der wohl berühmtesten und faszinierendsten Kunstsammlungen der Welt. Die 1824 ins Leben gerufene National Gallery beherbergt tausende von einzigartigen Kunstwerken und zieht jedes Jahr beinahe fünf Millionen Besucher aus allen Teilen der Erde an. Mit großen Namen wie Leonardo, Rubens, Turner und Tizian lockt das britische Museum seine Besucher, während die Mitarbeiter der National Gallery sich immer wieder erneut mit der Frage konfrontiert sehen, wie sie ihrem heterogenem Publikum die Kunst überhaupt präsentieren und vermitteln sollen. Von der Auswahl der Gemälde über deren Restauration bis zur optimalen Hängung und Beleuchtung müssen immer wieder folgenreiche Entscheidungen getroffen werden. Aber auch wie und in welchem Maße, die Kulturinstitution für sich werben kann, ohne anbiedernd zu wirken, wird von der Museumsleitung diskutiert. Die Besucher hingegen bekommen davon nicht viel mit und können stattdessen eine der professionellen Führungen durch das Museum genießen, bei denen die Kunstvermittler dem Publikum mit spürbarem Engagement und Leidenschaft große Kunstwerke aus vergangenen Zeiten näher bringen.
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Filmkritik
Erst vor wenigen Monaten startete mit "Das große Museum" bereits ein Dokumentarfilm über ein Kunstmuseum von Weltrang. Der österreichische Regisseur Johannes Holzhausen blickte in seinem Film hinter die Kulissen des KHM in Wien und verfolgte dabei einen Ansatz, der dem von Frederick Wisemans "National Gallery" nicht unähnlich ist. Beide Filmemacher arbeiten mit den Mitteln des Direct Cinema, ihre Werke vermitteln den Eindruck einer Fliege an der Wand, die das Geschehen um sie herum lediglich beobachtet, aber selber nicht zu bemerken ist. Wiseman, der in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag feiert, gilt als einer der Pioniere des Direct Cinema und betont aber zugleich immer wieder, dass es ihm nicht um ein neutrales Beobachten geht, sondern darum seine subjektive Erfahrung anhand dramatischer Strukturen auf Film zu bannen.
Diese dramatischen Strukturen kristallisieren sich allerdings erst nach und nach heraus, zu Beginn scheint der Film beinahe unmotiviert von Situation zu Situation zu springen. Es sind kleine Episoden aus dem Museumsalltag, die Wiseman hier kommentarlos und mit viel Geduld einfängt: Die Kamera beobachtet das feine Handwerk einer Restauratorin, ist bei einer Versammlung der Museumsleitung anwesend oder lauscht gemeinsam mit den Besuchern den Museumsführern und ihren lebhaften Vorträgen. Dabei wir bald klar, dass Wiseman nicht wie Holzhausen hinter die Kulissen einer speziellen Kulturinstitution schauen will, sondern sich auf die Frage konzentriert, wie Kunst im Spannungsfeld zwischen alten Traditionen und zeitgemäßem Marktdenken vermittelt werden kann.
Die Vorträge der Kunstvermittler und vor allem Kunstvermittlerinnen bekommen in diesem beinahe drei Stunden dauernden Dokumentarfilm dabei den meisten Raum. Mit ihren faszinierenden und lehrreichen Erläuterungen zu den Werken Caravaggios, Tizians und Co fordern diese Menschen auf, sich auch selber mit Kunst auseinanderzusetzen und sich nicht vor subjektiven Zugängen zu scheuen. Dies mag auch für Wisemans Film selber gelten, der zwar keine runde Geschichte erzählt, der aber einem offenen und wachen Blick viel zu bieten hat. Nicht bloß über die Maltechniken alter Meister oder die Arbeit im Museum lässt sich hier etwas erfahren, in "National Gallery" offenbart sich auch so einiges über das Menschsein.
Fazit: Frederick Wisemans Dokumentarfilm beobachtet den faszinierenden Alltag in einem Museum und erzählt dabei auf lehrreiche Weise von der Kunst und dem Menschsein.
Diese dramatischen Strukturen kristallisieren sich allerdings erst nach und nach heraus, zu Beginn scheint der Film beinahe unmotiviert von Situation zu Situation zu springen. Es sind kleine Episoden aus dem Museumsalltag, die Wiseman hier kommentarlos und mit viel Geduld einfängt: Die Kamera beobachtet das feine Handwerk einer Restauratorin, ist bei einer Versammlung der Museumsleitung anwesend oder lauscht gemeinsam mit den Besuchern den Museumsführern und ihren lebhaften Vorträgen. Dabei wir bald klar, dass Wiseman nicht wie Holzhausen hinter die Kulissen einer speziellen Kulturinstitution schauen will, sondern sich auf die Frage konzentriert, wie Kunst im Spannungsfeld zwischen alten Traditionen und zeitgemäßem Marktdenken vermittelt werden kann.
Die Vorträge der Kunstvermittler und vor allem Kunstvermittlerinnen bekommen in diesem beinahe drei Stunden dauernden Dokumentarfilm dabei den meisten Raum. Mit ihren faszinierenden und lehrreichen Erläuterungen zu den Werken Caravaggios, Tizians und Co fordern diese Menschen auf, sich auch selber mit Kunst auseinanderzusetzen und sich nicht vor subjektiven Zugängen zu scheuen. Dies mag auch für Wisemans Film selber gelten, der zwar keine runde Geschichte erzählt, der aber einem offenen und wachen Blick viel zu bieten hat. Nicht bloß über die Maltechniken alter Meister oder die Arbeit im Museum lässt sich hier etwas erfahren, in "National Gallery" offenbart sich auch so einiges über das Menschsein.
Fazit: Frederick Wisemans Dokumentarfilm beobachtet den faszinierenden Alltag in einem Museum und erzählt dabei auf lehrreiche Weise von der Kunst und dem Menschsein.
Carsten Moll
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Besetzung & Crew von "National Gallery"
Land: Frankreich, Deutschland, GroßbritannienJahr: 2014
Genre: Dokumentation
Länge: 173 Minuten
Kinostart: 01.01.2015
Regie: Frederick Wiseman
Kamera: John Davey
Verleih: Kool Filmdistribution, Die FILMAgentinnen
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