Toni Erdmann (2016)
Tragikomödie: Ein Vater versucht, seiner erwachsenen Tochter wieder näherzukommen – und schlüpft dafür in eine außergewöhnliche Rolle.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der geschiedene Alt-68er Winfried Conradi (Peter Simonischek) und dessen Tochter Ines (Sandra Hüller) haben sich voneinander entfremdet. Ines arbeitet als Unternehmensberaterin in Rumänien und ist gerade mit einem großen Outsourcing-Projekt für einen wichtigen Kunden beschäftigt. Während eines Kurzbesuchs in Deutschland sagt sie beiläufig zu ihrem Vater, er könne sie gern irgendwann einmal in Bukarest besuchen kommen – was dieser zu ihrem Erstaunen und Entsetzen sehr bald nach ihrer Rückkehr in den beruflichen Alltag auch tatsächlich macht: Unangekündigt taucht Winfried in der Eingangshalle von Ines' Arbeitsplatz auf. Obendrein hat er sein Scherzgebiss mitgebracht, das der gestressten Tochter wohlbekannt ist. Zunächst schickt Ines ihre Assistentin Anca (Ingrid Bisu) vor; später nimmt sie ihn zu einem Empfang mit, wo er Ines' heiß umworbenen Kunden Henneberg (Michael Wittenborn) kennenlernt. Die Annäherung von Vater und Tochter misslingt jedoch auch weiterhin. Statt abzureisen bleibt Winfried allerdings hartnäckig: Mit dem Fake-Gebiss sowie einer Zottel-Perücke erscheint er in Ines' privatem und beruflichem Umfeld – und stellt sich als Toni Erdmann vor, der mal als Coach, mal als deutscher Botschafter tätig ist.
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Filmkritik
Mit "Toni Erdmann" feierte die Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin Maren Ade im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes eine von der Kritik einhellig umjubelte Weltpremiere. Der Spruch "Don't believe the hype!" trifft in diesem Falle ausnahmsweise nicht zu, denn der dritte Langfilm der HFF-München-Absolventin ist tatsächlich ein unvergleichlich wahrhaftiges, kluges Werk. In 162 Minuten – von denen keine einzige entbehrlich ist – widmet sich Ade ihren beiden vielschichtig gezeichneten Hauptfiguren. Dabei schafft sie es, die Tragik eines Vater-Tochter-Konflikts mit überaus gelungener Situationskomik zu verbinden und obendrein eine fein beobachtete Businesswelt-Satire zu liefern.
Das zentrale Duo wird von Peter Simonischek und Sandra Hüller mit Bravour verkörpert. Blessuren aus der Vergangenheit und aktuelle Spannungen werden glaubwürdig vermittelt; die Enttäuschung und Ratlosigkeit des Vaters Winfried sowie die seelische Belastung und Irritation der Tochter Ines kommen in Blicken, Gesten und herrlichen Dialogen präzise zum Ausdruck. Als Winfrieds Versuch, wieder Nähe zu Ines aufzubauen, scheitert und der idealistische Alt-68er daraufhin mit alberner Zahnprothese, scheußlicher Perücke und billigem Anzug die schillernde Kunstfigur "Toni Erdmann" ins Leben ruft, um sich in dieser Rolle auf ganz neuem Wege in Ines' Alltag zu begeben, entstehen im weiteren Verlauf der Handlung einige äußerst absurde Situationen, die nicht selten unfassbar vergnüglich sind (Stichwort: Gesangseinlage!).
Als Milieustudie gewährt "Toni Erdmann" indessen einen Blick in den Wirtschaftskosmos, welcher immer noch von Männern dominiert wird. Der mal unterschwellige, mal völlig offenkundige Sexismus, dem sich Ines ausgesetzt sieht, wird treffend eingefangen; dank Winfried kommt es zudem am Rande eines rumänischen Ölfeldes zu einer interessanten Begegnung, die Ades Gespür für den Schauplatz des Geschehens demonstriert. Zu den Höhepunkten des Films zählt schließlich ein unkonventioneller Teambuilding-Brunch, der in die Kinogeschichte eingehen wird.
Fazit: Ein Werk, das Humanismus, Witz und Schärfe eindrücklich kombiniert; wunderbar geschrieben und sensationell gespielt.
Das zentrale Duo wird von Peter Simonischek und Sandra Hüller mit Bravour verkörpert. Blessuren aus der Vergangenheit und aktuelle Spannungen werden glaubwürdig vermittelt; die Enttäuschung und Ratlosigkeit des Vaters Winfried sowie die seelische Belastung und Irritation der Tochter Ines kommen in Blicken, Gesten und herrlichen Dialogen präzise zum Ausdruck. Als Winfrieds Versuch, wieder Nähe zu Ines aufzubauen, scheitert und der idealistische Alt-68er daraufhin mit alberner Zahnprothese, scheußlicher Perücke und billigem Anzug die schillernde Kunstfigur "Toni Erdmann" ins Leben ruft, um sich in dieser Rolle auf ganz neuem Wege in Ines' Alltag zu begeben, entstehen im weiteren Verlauf der Handlung einige äußerst absurde Situationen, die nicht selten unfassbar vergnüglich sind (Stichwort: Gesangseinlage!).
Als Milieustudie gewährt "Toni Erdmann" indessen einen Blick in den Wirtschaftskosmos, welcher immer noch von Männern dominiert wird. Der mal unterschwellige, mal völlig offenkundige Sexismus, dem sich Ines ausgesetzt sieht, wird treffend eingefangen; dank Winfried kommt es zudem am Rande eines rumänischen Ölfeldes zu einer interessanten Begegnung, die Ades Gespür für den Schauplatz des Geschehens demonstriert. Zu den Höhepunkten des Films zählt schließlich ein unkonventioneller Teambuilding-Brunch, der in die Kinogeschichte eingehen wird.
Fazit: Ein Werk, das Humanismus, Witz und Schärfe eindrücklich kombiniert; wunderbar geschrieben und sensationell gespielt.
Andreas Köhnemann
FBW-Bewertung zu "Toni Erdmann"Jurybegründung anzeigen
Winfried, pensionierter Musiklehrer mit Hang zu skurrilen Scherzen, lebt allein mit seinem alten Hund in der deutschen Provinz. Seine Tochter Ines hat es in die große Welt geschafft. Als erfolgreiche Unternehmensberaterin arbeitet sie in Bukarest, [...mehr]TrailerAlle "Toni Erdmann"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Toni Erdmann"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Toni Erdmann (AT)
Jahr: 2016
Genre: Drama, Komödie
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 14.07.2016
Regie: Maren Ade
Darsteller: Peter Simonischek als Winfried / Toni, Sandra Hüller als Ines, Hadewych Minis als Tatjana, Lucy Russell als Steph, Vlad Ivanov als Illiescu
Kamera: Patrick Orth
Verleih: NFP marketing & distribution
Awards - Oscar 2017Weitere Infos
- Bester fremdsprachiger Film
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TV-Tipp für Donnerstag (2.12.): Peter Simonischek bringt Sandra Hüller's Leben durcheinander
Arte zeigt "Toni Erdmann"
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(Update) Casting News: "Toni Erdmann"-Remake
Jack Nicholson nicht dabei
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Trailer
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