Guten Tag, Ramón (2014)
Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft: Eine alte Frau kümmert sich um einen jungen Mexikaner, der in Deutschland auf der Straße lebt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der 18-jährige Ramón (Kristyan Ferrer) lebt in einer kleinen Stadt in Mexiko. Seine Großmutter (Adriana Barraza) braucht Medikamente und seine Mutter (Arcelia Ramírez) will nicht, dass er für den örtlichen Drogenboss arbeitet. Fünfmal versuchte der arbeitslose Ramón bereits, sich in die USA schleusen zu lassen, und jedes Mal griff ihn die Grenzpolizei auf. Also folgt er nun dem Rat seines Freundes Güero (Héctor Kotsifakis) und fliegt als Tourist nach Deutschland, wo Güeros Tante lebt und ihm sicher helfen wird.
Aber in Neuwied am Rhein trifft Ramón die Tante nicht, sondern nur ihren Ex-Partner, der ihn unfreundlich wegschickt. Ramón, der im deutschen Winter entsetzlich friert, schläft auf einer Bank im Bahnhof-Wartesaal und stellt sich bald vor den Tante-Emma-Laden, um für sein Essen zu betteln. Dann lernt er die 80-jährige Ruth (Ingeborg Schöner) kennen, die ihm eine Winterjacke bringt und ihn schließlich in ihrem Keller wohnen lässt. Damit sich Ramón Geld verdienen kann, vermittelt sie ihm Handlangerjobs in ihrem Mehrfamilienhaus. Außerdem lehrt Ramón Ruths alte Nachbarn und Bekannte Merengue tanzen. Die Bewohner des Hauses haben nun auf einmal mehr Kontakt zueinander. Aber die Win-Win-Situation ist fragil.
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Filmkritik
Das gefühlvolle Drama handelt von der Freundschaft zweier Menschen, die aus verschiedenen Kulturen und Generationen stammen und noch nicht einmal die gleiche Sprache sprechen. Der mexikanische Regisseur und Drehbuchautor Jorge Ramírez-Suárez, der in Deutschland lebt, spiegelt nach eigener Aussage in der Geschichte seine überwiegend positiven Erfahrungen als Fremder in diesem Land. Mit seinem naiven Stil ist der Film nicht frei von Klischees, verfügt jedoch über anrührenden Charme.
Wenn Ruth den obdachlosen Ramón fragt, warum er nach Deutschland gekommen sei, klingt das aus der Sicht des Zuschauers ziemlich blauäugig. Denn der in Mexiko spielende erste Teil der Handlung zeigte den Druck, der auf Ramón lastet, seine Familie finanziell zu unterstützen. Jobs gibt es in seiner Heimatregion nicht – es sei denn, man verdingt sich im Drogengeschäft. Im Vergleich zu der streng bewachten Grenze zur USA ist die Einreise nach Deutschland aus Ramóns Sicht geradezu kinderleicht. Ebenso leicht aber ist es, danach auf der Straße zu landen. Ramóns Abenteuer in Deutschland entwickelt sich in einer seltsam aus der Zeit gefallenen Oase der Geborgenheit mit einem engen sozialen Radius: Er wohnt und arbeitet im Mehrfamilienhaus von Ruth und bestaunt im Tante-Emma-Laden das Warenangebot der Wohlstandsgesellschaft. Die paar Euro, die er mit dem Wegtragen von Sperrmüll oder seinem Tanzunterricht im Bekanntenkreis von Ruth verdient, heben sein Selbstbewusstsein. In dieser betonten Einfachheit der Geschichte liegt auch ihr eigenwilliger Charme. Er entspricht der kindlichen Art von Ramón, der sich über kleine Erfolge freuen kann und sich in Ruths Keller schon am Ziel seiner Wünsche fühlt.
Kristyan Ferrer spielt Ramón als vertrauensvollen Sympathieträger, der Beschützerinstinkte weckt. Ingeborg Schöner stellt Ruth als Frau mit Zivilcourage und klaren Vorstellungen dar. Sie überschüttet Ramón nicht mit Zuwendung, sondern stärkt seine Eigeninitiative. Die spannende Freundschaft dieses Duos erreicht ihren Höhepunkt bei einem gemeinsamen Abendessen, während dem beide in ihrer Muttersprache von sich erzählen. Obwohl sie die Worte des jeweils anderen nicht verstehen, funktioniert ihr emotionaler Austausch beeindruckend. Ramóns und Ruths Freundschaft hat etwas Utopisches, das sich dem schnöden Lauf der Dinge widersetzt und zeigt, wie stark das Bild, das man sich von einer Gesellschaft macht, von individuellen Begegnungen abhängt. Die Geschichte wartet im weiteren Verlauf noch mit überraschenden Wendungen auf. Wo Probleme auftauchen, beeinträchtigen sie den positiven Tonfall des Gesamtfilms nicht. Wer sich auf soviel naiven Wohlfühlcharme einlassen mag, wird an diesem herzlichen kleinen Film seine Freude haben.
Fazit: Die Freundschaft eines jungen Mexikaners mit einer Rentnerin, die ihn in Deutschland von der Straße holt, ergibt eine trotz ihrer Klischees ganz hübsche Wohlfühlgeschichte von naivem Charme.
Wenn Ruth den obdachlosen Ramón fragt, warum er nach Deutschland gekommen sei, klingt das aus der Sicht des Zuschauers ziemlich blauäugig. Denn der in Mexiko spielende erste Teil der Handlung zeigte den Druck, der auf Ramón lastet, seine Familie finanziell zu unterstützen. Jobs gibt es in seiner Heimatregion nicht – es sei denn, man verdingt sich im Drogengeschäft. Im Vergleich zu der streng bewachten Grenze zur USA ist die Einreise nach Deutschland aus Ramóns Sicht geradezu kinderleicht. Ebenso leicht aber ist es, danach auf der Straße zu landen. Ramóns Abenteuer in Deutschland entwickelt sich in einer seltsam aus der Zeit gefallenen Oase der Geborgenheit mit einem engen sozialen Radius: Er wohnt und arbeitet im Mehrfamilienhaus von Ruth und bestaunt im Tante-Emma-Laden das Warenangebot der Wohlstandsgesellschaft. Die paar Euro, die er mit dem Wegtragen von Sperrmüll oder seinem Tanzunterricht im Bekanntenkreis von Ruth verdient, heben sein Selbstbewusstsein. In dieser betonten Einfachheit der Geschichte liegt auch ihr eigenwilliger Charme. Er entspricht der kindlichen Art von Ramón, der sich über kleine Erfolge freuen kann und sich in Ruths Keller schon am Ziel seiner Wünsche fühlt.
Kristyan Ferrer spielt Ramón als vertrauensvollen Sympathieträger, der Beschützerinstinkte weckt. Ingeborg Schöner stellt Ruth als Frau mit Zivilcourage und klaren Vorstellungen dar. Sie überschüttet Ramón nicht mit Zuwendung, sondern stärkt seine Eigeninitiative. Die spannende Freundschaft dieses Duos erreicht ihren Höhepunkt bei einem gemeinsamen Abendessen, während dem beide in ihrer Muttersprache von sich erzählen. Obwohl sie die Worte des jeweils anderen nicht verstehen, funktioniert ihr emotionaler Austausch beeindruckend. Ramóns und Ruths Freundschaft hat etwas Utopisches, das sich dem schnöden Lauf der Dinge widersetzt und zeigt, wie stark das Bild, das man sich von einer Gesellschaft macht, von individuellen Begegnungen abhängt. Die Geschichte wartet im weiteren Verlauf noch mit überraschenden Wendungen auf. Wo Probleme auftauchen, beeinträchtigen sie den positiven Tonfall des Gesamtfilms nicht. Wer sich auf soviel naiven Wohlfühlcharme einlassen mag, wird an diesem herzlichen kleinen Film seine Freude haben.
Fazit: Die Freundschaft eines jungen Mexikaners mit einer Rentnerin, die ihn in Deutschland von der Straße holt, ergibt eine trotz ihrer Klischees ganz hübsche Wohlfühlgeschichte von naivem Charme.
Bianka Piringer
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Das Gutachten folgt in Kürze.TrailerAlle "Guten Tag, Ramón"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Guten Tag, Ramón"
Land: Mexiko, DeutschlandWeitere Titel: Buen Día, Ramón
Jahr: 2014
Genre: Drama
Länge: 120 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 05.02.2015
Regie: Jorge Ramírez Suárez
Darsteller: Kristyan Ferrer, Ingeborg Schöner, Adriana Barraza, Arcelia Ramirez, Rüdiger Evers
Verleih: 20th Century Fox
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