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FBW-Bewertung: My Old Lady (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Das Motiv?Ein Amerikaner in Paris?, das schon vielfach im Film bearbeitet wurde, wird nun von Israel Horovitz nach seinem gleichnamigen Theaterstück als Film auf die Leinwand gebracht. Dazu hat er großartige Schauspieler gefunden, die den konsequent als Kammerspiel inszenierten Film tragen.
Mathias(Kevin Kline) erlebt als Erbe einer großbürgerlichen Wohnung im Marais, einem der ältesten Stadtteile von Paris, Unerwartetes. Als er anreist, um die geerbte Wohnung zu verkaufen, trifft er auf Lady Mathilde (Dame Maggie Smith), die seit 45 Jahren mit ihrer Tochter (Kristin Scott Thomas) im Hauswohnt. Zu seinem Entsetzen erfährt Mathias, dass er sie sozusagen mitgeerbt hat, denn sie hat lebenslanges Wohnrecht und erhält noch dazu eine monatliche Rente. Mathias, entsetzt über das Vorgehen seines toten Vaters, der dies alles veranlasst hat, gerät immer tiefer in Schulden und verzweifeltfast an der Situation und vor allem an der Hartnäckigkeit der älteren Dame.

Die konsequent ohne Rückblenden inszenierte Komödie glänzt mit subtilem Humor, der besonders in der Rolle des Mathias häufig von Sarkasmus geprägt ist. Die positive Lebensweisheit von Mathilde durchzieht den Film jedoch auch, ganz wie ein roter Faden. Sie weiß zu leben und zeigt das dem verzweifelten Amerikaner, den sie als gute Gastgeberin sogar im Haus unterbringt. Hier trifft Mathias auf Chloe, die Tochter von Mathilde. Während seine Schuldenberge wachsen und er die Aussicht auf den lukrativen Verkauf der Wohnung schwinden sieht, entfaltet sich ein Familiendrama. Durch die Brille der altersweisen Mathilde, die die Vergangenheit als zwangsläufige Entwicklung des Lebens betrachtet, stellt sich jedoch alles weniger dramatisch dar als für Mathias. Er und Chloe, die sich zunächst im Gegensatz ihrer Interessen feindlich gegenüber stehen, entdecken Gemeinsamkeiten in ihrer Kindheit, die sie im Leiden verbinden.
Die grandiosen Schauspieler zeigen hier in höchster Vollendung ihr Können. Der Humor wirkt oft ironisch, manchmal direkt oder auch makaber, beispielsweise wenn die dramatischenKindheitsszenen von Chloe und Mathias in Erinnerung gerufen werden. Jedoch wirkt er niemals überzogen oder von falschen Tönen begleitet. Die Gelassenheit der Lady Mathilde überzeugt stets souverän und macht deutlich: in diesem Familiendrama kann jeder seine eigene zutreffende Sicht der Dinge gut begründen. So wird auch der Zuschauer in den Lebensbeichten jedes einzelnen Protagonisten seine Sicht finden und darüber schmunzeln können.
Eine Komödie mit Tiefgang, die die Jury begeisterte und das Prädikat ?besonders wertvoll? einstimmig erhielt.



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