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Wir sind jung. Wir sind stark. (2015)

Deutsches Drama: Im August 1992 eskaliert die ausländerfeindliche Gewalt im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen – mittendrin sind auch der Schüler Stefan und seine Freunde.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
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Der 24. August 1992 ist ein heißer Augusttag und der Gymnasiast Stefan, genannt Bolle, hängt gelangweilt mit seinen Freunden zwischen den tristen Sozialbauten herum. Sie alle sind müde, denn in den letzten waren sie immer wieder an nächtlichen Ausschreitungen beteiligt, sie haben lautstark und mit Gewalt gegen die Polizei und Asylanten randaliert. Die jungen Leute sind frustriert und angeödet vom Leben in Lichtenhagen, das ihnen keine Perspektiven bietet. Als Sündenböcke müssen nun die rumänischen Roma herhalten, die gezwungen sind unter freiem Himmel vor der Aufnahmestelle für Asylbewerber zu kampieren, da die Ausländerwohnheime hoffnungslos überfüllt sind. Als die Behörden die Roma aufgrund der sich verschärfenden Lage schließlich evakuieren, scheint eine drohende Eskalation vorerst gebannt. Doch die Wut der Jugendlichen richtet sich stattdessen auf ein Wohnheim für vietnamesische Gastarbeiter, das sich direkt neben der Aufnahmestelle befindet. Ohnmächtig müssen die Einwohner des sogenannten Sonnenblumenhauses mitansehen, wie sich vor ihrem Zuhause ein aggressiver Mob versammelt, zu dem auch Stefan gehört.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Dass Burhan Qurbanis Spielfilm keine brav bebilderte Geschichtsstunde ist, wie sie im deutschen Kino leider allzu oft zu sehen ist, wird schnell deutlich. "Wir sind jung. Wir sind stark." scheint sich eher an internationalen Vorbildern wie Spike Lees "Do The Right Thing" (1989), Mathieu Kasovitz' "Hass" (1995) oder Shane Meadows' "This Is England" (2006) zu orientieren als an der deutschen Konkurrenz. Das zu einem großen Teil in Schwarzweiß gehaltene Drama zeigt sich von den ersten Aufnahmen an stilbewusst und führt die Clique um den Protagonisten Bolle mit einer geradezu entfesselten Kamera ein. Dabei verkommt die aufwendige Inszenierung nie zum Selbstzweck, sondern steht immer im Dienst der Geschichte: Kreisende Kamerafahrten beschreiben da zum Beispiel die Ziellosigkeit von Bolle und seinen Freunden, während der von Betonbauten und Mauern zugestellte Bildkader die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen widerspiegelt.

Die formale Brillanz des Films wird dabei von einem spannenden Plot getragen, dem es gelingt seine vielfältigen Handlungsstränge stets zusammenzuhalten und zu einem komplexen Gesamtbild zu verdichten. Neben der Coming-of-Age-Story um Bolle, bekommt so auch das Schicksal der vietnamesischen Gastarbeiter in Form der Wäscherin Lien Raum, während anhand von Bolles Vater, einem aufstrebenden Lokalpolitiker, die Rolle der Behörden kritisch betrachtet wird. Nur selten wirken einzelne Szenen redundant und lenken eher vom großen Ganzen ab, als dass sie etwas Erhellendes zur Handlung beitragen.

Die hervorragend besetzten Darsteller schaffen es nicht bloß, ihren selten sympathischen Figuren Leben einzuhauchen, sondern nehmen mit ihrem authentischen Spiel auch für sich und ihre meist komplexen Charaktere ein. Ausgerechnet der Hauptdarsteller Jonas Nay kann allerdings am wenigsten überzeugen und seine Rolle ist sicherlich einer der Schwachpunkte von "Wir sind jung. Wir sind stark.": Im Vergleich zu den anderen Schauspielern mit ihren Jogginganzügen und Schnauzern wirkt Nays Junge von nebenan wie ein Fremdkörper im Film, sein stets sauber artikulierender Bolle soll wohl als eine Identifikationsfigur für das Publikum dienen. Dabei bleibt seine Figur aber auf seltsame Weise eine Leerstelle, deren weitere radikale Entwicklung nur schwer nachzuvollziehen ist und damit unglaubwürdig bleibt.

Fazit: Dieses brillant inszenierte Drama um die Ausschreitungen in Lichtenhagen 1992 überzeugt mit starken Bildern und einem spannenden Plot. Lediglich die Hauptfigur wirkt etwas unstimmig.




FBW-Bewertung zu "Wir sind jung. Wir sind stark."Jurybegründung anzeigen

FBW: besonders wertvollDie FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen. Im August 1992 kam es in Rostock-Lichtenhagen zu schweren Ausschreitungen gegen Asylanten, vor allem gegen die aus den umkämpften Balkangebieten geflüchteten Sinti und Roma, und [...mehr]

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Besetzung & Crew von "Wir sind jung. Wir sind stark."

Land: Deutschland
Jahr: 2015
Genre: Drama
Länge: 128 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 22.01.2015
Regie: Burhan Qurbani
Darsteller: Devid Striesow als Martin, Jonas Nay als Stefan, Trang Le Hong als Lien, Joel Basman als Robbie, Saskia Rosendahl
Kamera: Yoshi Heimrath
Verleih: Zorro Film

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