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FBW-Bewertung: Quatsch und die Nasenbärbande (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Ein Dorf in Deutschland ist so normal und durchschnittlich wie kein anderes in Europa, so dass dort ständig Produkte getestet werden. Die Bürger von Bollersdorf gelten als "´Frau Mustermann" und "Otto Normalverbraucher". Aber es entstehen so manche Probleme, und Leidtragende sind vor allem die Kinder und ihre Großeltern. Die Jüngsten entwickeln einen Plan, damit alle wieder ein normales Leben führen können. Hilfe bekommen sie dabei von ihrem echten Nasenbären, von Quatsch.
Veit Helmer führt den Zuschauer in das durchschnittlichste Dorf Europas, in eine bunte Bilderbuchwelt mit ihren gewollten Übertreibungen. Dabei greift er auf manches literarische, fotografische und filmische Zitat zurück. So kann eine Lok auch fliegen, Leckerbissen werden aus dem Schornstein hoch gezogen, Tabletten in einem Wasserturm versenkt, Pippi Langstrumpf lässt grüßen. Mit einer Retrolook-Ausstattung und bekannten Darstellern wie Benno Fürmann, Fritzi Haberlandt und Samuel Finzi entwickelt QUATSCH ein turbulentes Bild und Geschehen. Den Kindern der Nasenbärbande ist die Spielfreude anzusehen, sie sind gut geführt, nahezu ständig in Bewegung. Es geht in die Tiefe, immer wieder in die Höhe und mit großer Geschwindigkeit geradeaus und um die Kurven. Zuweilen etwas sehr rasant, insbesondere in der zweiten Hälfte. Teile der Jury befanden, dass manchmal weniger doch mehr, besser gewesen wäre.
Der Film brilliert mit gelungen, deutschsprachigen Songs, netten Details und originellen sprachlichen Spielereien. Hervorzuheben sind besonders die Montagen, die als Film im Film die Heldentaten der Großeltern bildhaft erzählen. Wenn das "Oma-Flugzeug" den Turm von Pisa zum Schiefen Turm macht, wenn es im Supermarkt Brutto-Discount, Jakopf-Krönung zu kaufen gibt und die Eltern mit und an den Sonderangeboten scheitern, dann bekommen zugleich zwei Generationen einen Spiegel vorgehalten. Das passiert auch, wenn die Perspektive gewechselt wird. Da organisieren die Kinder eine Protestdemo, werden die Erwachsenen zu Bett gebracht und die Nasenbärbande will in das Guinness-Buch der Rekorde mittels Trickserei.
Eine insgesamt sehr gelungene, altersgerecht gestaltete Produktion mit ihrer so wichtigen Aussage: Wir alle haben unsere Schwächen, aber vor allem Stärken, die Jungen wie die Alten und noch Älteren. Kinder brauchen Erwachsene und diesen tut die kindliche Sicht sehr gut.




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