Stonewall (2015)
Drama über die Ursprünge der New Yorker Lesben- und Schwulenbewegung, das auf wahren Begebenheiten beruht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Als Danny Winters' (Jeremy Irvine) Homosexualität Ende der 1960er Jahre ungewollt an die Öffentlichkeit gelangt, flüchtet der junge Erwachsene von seinem kleinen Dorf in Indiana nach New York. In der Christopher Street in Greenwich Village freundet er sich mit Ray (Jonny Beauchamp) und dessen Clique von Straßenjungen an. Bald lernt er auch den politischen Aktivisten Trevor (Jonathan Rhys Meyers) kennen und lieben. Treffpunkt der Szene ist die Bar "Stonewall Inn", die der Mafia gehört. Als die Razzien der Polizei und die Schikanen der Mafia ein unerträgliches Ausmaß annehmen, entlädt sich die aufgeheizte Stimmung in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 in einer Straßenschlacht, von der aus die Lesben- und Schwulenbewegung ihren Ausgang nimmt.
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Filmkritik
Regisseur Roland Emmerich, bislang für lautes Actionkino bekannt, schlägt in "Stonewall" leise Töne an. Das Drama war dem Schwaben ein persönliches Anliegen, in das er eigenes Geld investierte. Der gebürtige Stuttgarter, der mit bildgewaltiger Science-Fiction ("Stargate", "Independence Day", "Godzilla") Weltruhm erlangte, lebt erst seit seinem Umzug nach Hollywood offen homosexuell. "Stonewall" blickt durch die Augen einer frei erfundenen Figur auf wahre Ereignisse: den Beginn der New Yorker Lesben- und Schwulenbewegung. Das ist gut gemeint, trifft aber an zu vielen Stellen nicht den richtigen Ton.
Der komplexen Gemengelage aus Polizisten, Mafiosi, politischen Aktivisten und sozial Gestrandeten zum Trotz zeichnen Emmerich und sein Drehbuchautor Jon Robin Baitz das Greenwich Village recht eindimensional. Als der junge Danny Winters (Jeremy Irvine) 1969 dort ankommt, ist die Christopher Street in zwei unversöhnliche Parteien gespalten. Auf der einen Seite stehen Ray (Jonny Beauchamp) und seine Clique, die ihr Geld auf dem Strich verdienen. Die Hoffnung auf ein besseres, gar ein gleichberechtigtes Leben haben sie vor langer Zeit begraben. "Auf der Christopher Street ist kein einziger Traum wahr geworden", sagt einer von ihnen. Dieser Verbitterung arbeitet Trevor (Jonathan Rhys Meyers) entgegen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite verteilt der politische Aktivist Handzettel, die zum gewaltlosen Kampf für die Rechte der Homosexuellen aufrufen. In lichtdurchfluteten Aufnahmen taumelt Danny zwischen Ray und Trevor hin und her, bis er schließlich den ersten Stein wirft. Den langen Weg zu sich selbst unterbrechen Rückblenden, die in Dannys tragische Jugend führen.
Dass der unbedarfte, weiße Junge vom Land den Aufstand anzettelt, hat in den USA für viel Unmut gesorgt. Für diese und andere historische Ungenauigkeiten hagelte es allerorten Verrisse. Nun ist Emmerichs Film jedoch ein Spiel- und kein Dokumentarfilm. Dramaturgische Zuspitzungen, Verkürzungen und Überhöhungen müssen erlaubt sein. Dass Emmerich es damit nicht allen Zeitzeugen, Historikern und Filmkritikern recht machen kann, ist evident. Die sorglose Vermischung von Fakten und Fiktion ist jedoch geradezu naiv – und die Motivation dahinter bleibt fragwürdig.
Dass Emmerich die Geschichte eines weißen Jugendlichen, der von der konservativen Enge auf dem Land in die liberale Weite der Großstadt flüchtet, gereizt hat, ist verständlich. Sie gleicht doch allzu sehr Emmerichs eigenem Werdegang. Die lehrbuchhafte, bieder inszenierte Coming-of-Age-Geschichte, die "Stonewall" den historischen Ereignissen überstülpt, raubt dem Film jedoch jegliche Vitalität und löst dessen politische Sprengkraft in Gefühlskitsch auf. Anstatt die Geschichte aus der Perspektive eines tief in der Christopher Street verwurzelten Charakters zu erzählen – Jonny Beauchamps Ray, der einzige darstellerische Lichtblick dieses Films, bietet sich hierfür geradezu an – behilft sich das Drehbuch einer erzählerischen Krücke. Als außenstehender, zunächst nicht offen schwuler Charakter dient Danny Winters in erster Linie dazu, dem heterosexuellen Publikum einen leichteren Zugang zum Film zu ermöglichen. (Das hat Emmerich in einem Interview bedenkenlos so geäußert.) Ray und seiner Clique hat der Regisseur das anscheinend nicht zugetraut.
Auf diese Weise bricht "Stonewall" ein bis heute brisantes politisches Thema – der Anteil homosexueller Jugendlicher unter den Obdachlosen liegt in den USA bei etwa 50 Prozent – auf die Gefühlswirrungen eines jungen Erwachsenen herunter. Schillernde Nebenfiguren bieten billige Lacher, weil sie in gängigen Klischees über Homosexuelle erstarren. Gerade diese hätten jedoch mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verdient gehabt. Das ist ärgerlich, teils sichtlich bemüht, größtenteils jedoch zu simpel und eine vertane Chance.
Fazit: Roland Emmerichs "Stonewall" hätte ein mitreißendes Drama über die Ursprünge der New Yorker Lesben- und Schwulenbewegung werden können. Statt sich auf die spannendsten Akteure zu konzentrieren, stülpt der deutsche Regisseur den wahren Ereignissen jedoch die biedere Coming-of-Age-Geschichte eines langweiligen Teenagers über, deren Motivation äußerst fragwürdig bleibt. Am Ende bewegt einen das bewegende Schicksal der Figuren zu wenig.
Der komplexen Gemengelage aus Polizisten, Mafiosi, politischen Aktivisten und sozial Gestrandeten zum Trotz zeichnen Emmerich und sein Drehbuchautor Jon Robin Baitz das Greenwich Village recht eindimensional. Als der junge Danny Winters (Jeremy Irvine) 1969 dort ankommt, ist die Christopher Street in zwei unversöhnliche Parteien gespalten. Auf der einen Seite stehen Ray (Jonny Beauchamp) und seine Clique, die ihr Geld auf dem Strich verdienen. Die Hoffnung auf ein besseres, gar ein gleichberechtigtes Leben haben sie vor langer Zeit begraben. "Auf der Christopher Street ist kein einziger Traum wahr geworden", sagt einer von ihnen. Dieser Verbitterung arbeitet Trevor (Jonathan Rhys Meyers) entgegen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite verteilt der politische Aktivist Handzettel, die zum gewaltlosen Kampf für die Rechte der Homosexuellen aufrufen. In lichtdurchfluteten Aufnahmen taumelt Danny zwischen Ray und Trevor hin und her, bis er schließlich den ersten Stein wirft. Den langen Weg zu sich selbst unterbrechen Rückblenden, die in Dannys tragische Jugend führen.
Dass der unbedarfte, weiße Junge vom Land den Aufstand anzettelt, hat in den USA für viel Unmut gesorgt. Für diese und andere historische Ungenauigkeiten hagelte es allerorten Verrisse. Nun ist Emmerichs Film jedoch ein Spiel- und kein Dokumentarfilm. Dramaturgische Zuspitzungen, Verkürzungen und Überhöhungen müssen erlaubt sein. Dass Emmerich es damit nicht allen Zeitzeugen, Historikern und Filmkritikern recht machen kann, ist evident. Die sorglose Vermischung von Fakten und Fiktion ist jedoch geradezu naiv – und die Motivation dahinter bleibt fragwürdig.
Dass Emmerich die Geschichte eines weißen Jugendlichen, der von der konservativen Enge auf dem Land in die liberale Weite der Großstadt flüchtet, gereizt hat, ist verständlich. Sie gleicht doch allzu sehr Emmerichs eigenem Werdegang. Die lehrbuchhafte, bieder inszenierte Coming-of-Age-Geschichte, die "Stonewall" den historischen Ereignissen überstülpt, raubt dem Film jedoch jegliche Vitalität und löst dessen politische Sprengkraft in Gefühlskitsch auf. Anstatt die Geschichte aus der Perspektive eines tief in der Christopher Street verwurzelten Charakters zu erzählen – Jonny Beauchamps Ray, der einzige darstellerische Lichtblick dieses Films, bietet sich hierfür geradezu an – behilft sich das Drehbuch einer erzählerischen Krücke. Als außenstehender, zunächst nicht offen schwuler Charakter dient Danny Winters in erster Linie dazu, dem heterosexuellen Publikum einen leichteren Zugang zum Film zu ermöglichen. (Das hat Emmerich in einem Interview bedenkenlos so geäußert.) Ray und seiner Clique hat der Regisseur das anscheinend nicht zugetraut.
Auf diese Weise bricht "Stonewall" ein bis heute brisantes politisches Thema – der Anteil homosexueller Jugendlicher unter den Obdachlosen liegt in den USA bei etwa 50 Prozent – auf die Gefühlswirrungen eines jungen Erwachsenen herunter. Schillernde Nebenfiguren bieten billige Lacher, weil sie in gängigen Klischees über Homosexuelle erstarren. Gerade diese hätten jedoch mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verdient gehabt. Das ist ärgerlich, teils sichtlich bemüht, größtenteils jedoch zu simpel und eine vertane Chance.
Fazit: Roland Emmerichs "Stonewall" hätte ein mitreißendes Drama über die Ursprünge der New Yorker Lesben- und Schwulenbewegung werden können. Statt sich auf die spannendsten Akteure zu konzentrieren, stülpt der deutsche Regisseur den wahren Ereignissen jedoch die biedere Coming-of-Age-Geschichte eines langweiligen Teenagers über, deren Motivation äußerst fragwürdig bleibt. Am Ende bewegt einen das bewegende Schicksal der Figuren zu wenig.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Stonewall"
Land: USAJahr: 2015
Genre: Drama, Historie
Länge: 129 Minuten
Kinostart: 19.11.2015
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Ron Perlman als Ed Murphy, Joey King als Phoebe, Jonathan Rhys Meyers als Trevor, Jeremy Irvine als Danny Winters, Karl Glusman als Joe Altman
Kamera: Markus Förderer
Verleih: Warner Bros.
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