Pelo Malo - Bad Hair (2013)
Pelo malo
Drama über den harten Alltag in Venezuelas Hauptstadt Caracas.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der neunjährige Junior (Samuel Lange) haust mit seiner Mutter Marta (Samantha Castillo) und seinem kleinen Bruder in einem Wohnblock in Caracas. Sein krauses Haar kann der Junge nicht ausstehen. Im Jahrbuch für das kommende Schuljahr möchte er als Sänger mit glatten Haaren posieren. Doch die alleinerziehende Marta hat kein Geld für das Foto. Ihren Job als Wachfrau hat sie gerade verloren. Nun hält sie ihre Familie mühsam als Putzfrau über Wasser, während sie mit allen Mitteln versucht, ihre alte Stelle zurückzubekommen. Ihr Verhältnis zu Junior ist angespannt, die Fixierung auf dessen Haare missversteht sie. Schließlich spitzt sich die Situation zwischen Mutter und Sohn immer weiter zu.
Bildergalerie zum Film "Pelo Malo - Bad Hair"
Hier streamen
Filmkritik
Wenn sich der neunjährige Junior in seinen Sommerferien langweilt, vertreibt er sich mit einem Ratespiel die Zeit. Mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft blickt er vom eigenen auf den gegenüberliegenden Wohnblock und macht Dinge und Menschen ausfindig, die ihm die Nachbarin vorgibt. Das riesige Gebäude nimmt dann die ganze Leinwand ein. Überall wuselt es. Hinter den Fenstern und auf den Balkonen verbergen sich Hunderte Geschichten.
Juniors Geschichte ist eine davon. Sie erzählt vom harten Alltag in Venezuelas Hauptstadt, von einer entbehrungsreichen Kindheit und von (falsch verstandener) Mutterliebe. Es ist eine Kindheit, die abseits der Straßen in den geschützten, aber viel zu engen Räumen der Wohnhöllen stattfindet, in denen Mütter ihren Töchtern eintrichtern, lieber zu sterben als vergewaltigt zu werden. Männer sind in dieser Welt größtenteils abwesend, drohen mit ihrer Kraft und Sexualität jedoch aus der Ferne. Junior sehnt sich nach einer Vaterfigur, sucht die Nähe zum jugendlichen Kioskbetreiber Mario. Doch Juniors Mutter versteht das – ebenso wie seinen Wunsch nach glatten Haaren – falsch.
Wenn Junior für das Jahrbuch seiner Schule als Sänger kostümiert und mit geglätteten Haaren posieren will, möchte er damit seiner Mutter in erster Linie eine Freude machen, einen Draht zu ihr finden, seine Träume mit ihr teilen. Doch Marta träumt schon lange nicht mehr. In einer von Machos dominierten Welt hat sie sich längst in Pragmatismus geflüchtet. Juniors Wunsch nach glatten Haaren interpretiert Marta als mögliche Homosexualität, eine Schwäche, die ihn das Leben kosten könnte. Also härtet sie ihren Sohn mit fragwürdigen Erziehungsmethoden ab.
Regisseurin Mariana Rondón folgt Junior und Marta auf ihren gemeinsamen und getrennten Wegen durch Caracas mit präzisem Blick. Übertriebene (Melo-)Dramatik liegen ihr ebenso fern, wie für eine Seite im angespannten Verhältnis zwischen Mutter und Sohn Partei zu ergreifen. Micaela Cajahuaringas sehr bewegliche, aber stets ruhige Kamera ist auch auf engstem Raum dicht am Geschehen. Im Zusammenspiel mit Rondóns Regie entfaltet "Pelo Malo" beinahe einen dokumentarischen Stil, der durchkomponierte Einstellungen für die große Leinwand aber nicht vernachlässigt.
Neben Samantha Castillos beeindruckender Präsenz trägt vor allem Samuel Lange als Junior mit seinem melancholischen Blick dieses leise Drama, das bei aller Schwere ganz leichtfüßig den Rassismus, die Homophobie, Misogynie und Armut einer Gesellschaft mit erzählt.
Fazit: "Pelo Malo" gelingt ein einfühlsamer Blick auf den unteren Rand einer Gesellschaft. Völlig unaufgeregt und mit viel Gespür für ihre Darsteller erzählt Regisseurin Mariana Rondón eine schwierige Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die beiläufig die Probleme der venezolanischen Gesellschaft verhandelt.
Juniors Geschichte ist eine davon. Sie erzählt vom harten Alltag in Venezuelas Hauptstadt, von einer entbehrungsreichen Kindheit und von (falsch verstandener) Mutterliebe. Es ist eine Kindheit, die abseits der Straßen in den geschützten, aber viel zu engen Räumen der Wohnhöllen stattfindet, in denen Mütter ihren Töchtern eintrichtern, lieber zu sterben als vergewaltigt zu werden. Männer sind in dieser Welt größtenteils abwesend, drohen mit ihrer Kraft und Sexualität jedoch aus der Ferne. Junior sehnt sich nach einer Vaterfigur, sucht die Nähe zum jugendlichen Kioskbetreiber Mario. Doch Juniors Mutter versteht das – ebenso wie seinen Wunsch nach glatten Haaren – falsch.
Wenn Junior für das Jahrbuch seiner Schule als Sänger kostümiert und mit geglätteten Haaren posieren will, möchte er damit seiner Mutter in erster Linie eine Freude machen, einen Draht zu ihr finden, seine Träume mit ihr teilen. Doch Marta träumt schon lange nicht mehr. In einer von Machos dominierten Welt hat sie sich längst in Pragmatismus geflüchtet. Juniors Wunsch nach glatten Haaren interpretiert Marta als mögliche Homosexualität, eine Schwäche, die ihn das Leben kosten könnte. Also härtet sie ihren Sohn mit fragwürdigen Erziehungsmethoden ab.
Regisseurin Mariana Rondón folgt Junior und Marta auf ihren gemeinsamen und getrennten Wegen durch Caracas mit präzisem Blick. Übertriebene (Melo-)Dramatik liegen ihr ebenso fern, wie für eine Seite im angespannten Verhältnis zwischen Mutter und Sohn Partei zu ergreifen. Micaela Cajahuaringas sehr bewegliche, aber stets ruhige Kamera ist auch auf engstem Raum dicht am Geschehen. Im Zusammenspiel mit Rondóns Regie entfaltet "Pelo Malo" beinahe einen dokumentarischen Stil, der durchkomponierte Einstellungen für die große Leinwand aber nicht vernachlässigt.
Neben Samantha Castillos beeindruckender Präsenz trägt vor allem Samuel Lange als Junior mit seinem melancholischen Blick dieses leise Drama, das bei aller Schwere ganz leichtfüßig den Rassismus, die Homophobie, Misogynie und Armut einer Gesellschaft mit erzählt.
Fazit: "Pelo Malo" gelingt ein einfühlsamer Blick auf den unteren Rand einer Gesellschaft. Völlig unaufgeregt und mit viel Gespür für ihre Darsteller erzählt Regisseurin Mariana Rondón eine schwierige Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die beiläufig die Probleme der venezolanischen Gesellschaft verhandelt.
Falk Straub
TrailerAlle "Pelo Malo - Bad Hair"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Pelo Malo - Bad Hair"
Land: Venezuela, Peru, Argentinien, DeutschlandWeitere Titel: Bad Hair
Jahr: 2013
Genre: Drama
Originaltitel: Pelo malo
Länge: 93 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 31.03.2016
Regie: Mariana Rondón
Darsteller: Beto Benites als El Jefe, Samantha Castillo als Marta, Samuel Lange Zambrano als Junior, Nelly Ramos als Carmen, María Emilia Sulbarán als La ni?a
Kamera: Micaela Cajahuaringa
Verleih: imFilm