Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste (2013)
Semidokumentarische Komödie über Sexismus im Filmgeschäft: Für die junge Regisseurin Isabell Šuba geht ein Traum in Erfüllung: Einer ihrer Kurzfilme läuft auf dem Filmfest in Cannes. Vor Ort folgt schnell die Ernüchterung: im offiziellen Wettbewerb läuft kein einziger Film von einer Frau...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Die Nachwuchsregisseurin Isabell Šuba (Anne Haug) darf ihren Kurzfilm im Jahr 2012 auf den Filmfestspielen in Cannes vorstellen. Sie will den Aufenthalt nutzen, um mit dem Produzenten David Wendlandt (Matthias Weidenhöfer) ihr neues Spielfilmprojekt zu pitchen. Doch die Suche nach potenziellen Förderern gestaltet sich schwieriger als gedacht. Das liegt zum einen schon daran, dass die beiden die Einladungstickets für einen Branchenempfang nicht rechtzeitig abholen. Zum anderen streiten sich die lesbische Regisseurin, die sich sehr für Frauenthemen interessiert, und der Produzent rund um die Uhr. Schon kleine Unterschiede bei der Wortwahl können sie für Stunden entzweien, so dass ihr Cannes-Besuch in Dauerfrustration zu versinken droht. Isabell reagiert sich an David dafür ab, dass das Filmemachen nach wie vor eine Männerdomäne ist: Im Wettbewerb von Cannes läuft in jenem Jahr kein einziger Beitrag von einer Frau.
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Filmkritik
Es gibt die Regisseurin Isabell Šuba wirklich, und ihr Kurzfilm "Chica XX Mujer" lief 2012 tatsächlich auf dem Filmfest in Cannes. Aus Ärger darüber, dass aber im Wettbewerb des Festivals nur Filme von männlichen Regisseuren vertreten waren, dachte sich Šuba ein kleines Schelmenstück aus. Sie besuchte das Festival unter einem anderen Namen und gab ihre Identität der Schauspielerin Anne Haug. Matthias Weidenhöfer, der im Film den Produzenten David Wendlandt spielt, ist selbst Produzent. Die Abschlussarbeit an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen wurde in fünf Tagen in Cannes gedreht und durch Crowdfunding finanziert. Die selbstironischen Einblicke in die Filmbranche machen den Reiz dieser ungewöhnlichen, semi-dokumentarischen Komödie aus.
Der Titel des Films ist ein wenig irreführend. Denn die Geschichte handelt dann von einer ziemlich neurotischen Nachwuchsregisseurin, die jedes Wort ihres seltsam unmotivierten Produzenten auf die Goldwaage legt und sich ständig benachteiligt fühlt. Wenn David sagt, er möchte gerne Filme mit ihr machen, dann will sie, dass er zugibt, wie sehr er sie und ihr kreatives Potenzial braucht. Das fatale berufliche Paar macht sich vor einer Interviewerin zum Narren und verbringt aufgrund schlechter Planung viel Zeit im Hotelzimmer. Die hohen Erwartungen an einen Empfang auf der Arte-Yacht im Hafen oder an die Publikumseuphorie bei der Aufführung des Kurzfilms münden bei Isabell direkt in bittere Enttäuschung. Die Arte-Redakteurin Barbara Häbe spielt sich selbst in einer Szene, in der ihr Isabell das Projekt "Dear Sheriff" vorstellt. Hier wird an Seitenhieben in verschiedene Richtungen nicht gespart: Die Vorstellungen der Fernsehredakteurin wirken sehr genormt, das so wichtige Gespräch ist kurz und oberflächlich, und die Handlung des Films erweist sich auch noch als völlig überkandidelt und realitätsfern. Andere Szenen drehen sich um die Glamourfassade des Festivals, den Dünkel und die oft hohlen Phrasen einiger Leute, die sich zumindest am Rande ebenfalls dazugehörig fühlen.
Die Charakterzeichnung und die zwischenmenschlichen Beziehungen lassen jedoch zu wünschen übrig. Isabells furiose verbale Rundumschläge sind mehr Karikatur, als wirklich nachvollziehbar. Davids passive Haltung wirkt ebenfalls unverständlich. Die emotionale, von Eifersucht geprägte Dreiecksbeziehung mit Isabells Ex-Freundin Viola (Eva Bay), die in ihrem Hotelzimmer übernachten will, passt nicht zur Haupthandlung. Filmemacher sind auch nur Menschen, könnte man aus dieser Anti-Cannes-Komödie folgern, die trotz aller Mängel über weite Strecken dennoch Vergnügen bereitet.
Fazit: Eine Nachwuchsregisseurin hadert mit der männlichen Dominanz in der Filmbranche und lässt auf dem Filmfest von Cannes ihren Frust am eigenen Produzenten aus: Die ironische Insiderkomödie überzeugt trotz ihres holprigen, experimentellen Charakters mit frischem Witz und einem guten Gespür für den Schall und Rauch, den ein solches Festival erzeugt.
Der Titel des Films ist ein wenig irreführend. Denn die Geschichte handelt dann von einer ziemlich neurotischen Nachwuchsregisseurin, die jedes Wort ihres seltsam unmotivierten Produzenten auf die Goldwaage legt und sich ständig benachteiligt fühlt. Wenn David sagt, er möchte gerne Filme mit ihr machen, dann will sie, dass er zugibt, wie sehr er sie und ihr kreatives Potenzial braucht. Das fatale berufliche Paar macht sich vor einer Interviewerin zum Narren und verbringt aufgrund schlechter Planung viel Zeit im Hotelzimmer. Die hohen Erwartungen an einen Empfang auf der Arte-Yacht im Hafen oder an die Publikumseuphorie bei der Aufführung des Kurzfilms münden bei Isabell direkt in bittere Enttäuschung. Die Arte-Redakteurin Barbara Häbe spielt sich selbst in einer Szene, in der ihr Isabell das Projekt "Dear Sheriff" vorstellt. Hier wird an Seitenhieben in verschiedene Richtungen nicht gespart: Die Vorstellungen der Fernsehredakteurin wirken sehr genormt, das so wichtige Gespräch ist kurz und oberflächlich, und die Handlung des Films erweist sich auch noch als völlig überkandidelt und realitätsfern. Andere Szenen drehen sich um die Glamourfassade des Festivals, den Dünkel und die oft hohlen Phrasen einiger Leute, die sich zumindest am Rande ebenfalls dazugehörig fühlen.
Die Charakterzeichnung und die zwischenmenschlichen Beziehungen lassen jedoch zu wünschen übrig. Isabells furiose verbale Rundumschläge sind mehr Karikatur, als wirklich nachvollziehbar. Davids passive Haltung wirkt ebenfalls unverständlich. Die emotionale, von Eifersucht geprägte Dreiecksbeziehung mit Isabells Ex-Freundin Viola (Eva Bay), die in ihrem Hotelzimmer übernachten will, passt nicht zur Haupthandlung. Filmemacher sind auch nur Menschen, könnte man aus dieser Anti-Cannes-Komödie folgern, die trotz aller Mängel über weite Strecken dennoch Vergnügen bereitet.
Fazit: Eine Nachwuchsregisseurin hadert mit der männlichen Dominanz in der Filmbranche und lässt auf dem Filmfest von Cannes ihren Frust am eigenen Produzenten aus: Die ironische Insiderkomödie überzeugt trotz ihres holprigen, experimentellen Charakters mit frischem Witz und einem guten Gespür für den Schall und Rauch, den ein solches Festival erzeugt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste
Jahr: 2013
Genre: Komödie, Dokumentation
Länge: 83 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 14.08.2014
Regie: Isabell Suba
Darsteller: Eva Bay, Anne Haug, Matthias Weidenhöfer
Kamera: Johannes Louis
Verleih: missingFilms