Sicario (2015)
US-Kriminalfilm von Denis Villeneuve mit Emily Blunt und Benicio Del Toro.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Als die FBI-Beamtin Kate Macer (Emily Blunt) mit ihrer Sondertruppe für Entführungsfälle ein Haus im Großraum Phoenix stürmt, erwartet die Bundespolizisten eine böse Überraschung. In den Wänden des Gebäudes finden sie Dutzende Leichen, die ein mexikanisches Drogenkartell hier entsorgt hat. Kurze Zeit später tritt der machohafte Geheimdienstler Matt Graver (Josh Brolin) an die junge Frau heran und appelliert an ihren Ehrgeiz. Wenn sie wirklich etwas verändern will, soll sie seiner Drogenspezialeinheit beitreten, die es auf die Hintermänner abgesehen hat. Nach anfänglichem Zögern willigt Kate schließlich ein und befindet sich schon bald auf dem Weg in die mexikanische Grenzstadt Ciudad Juárez, wo die Amerikaner ein hochrangiges Kartellmitglied entführen wollen. Misstrauisch beäugt die FBI-Agentin ihre männlichen Kollegen, allen voran den geheimnisvollen Alejandro (Benicio Del Toro), die offensichtlich keine moralischen Skrupel kennen.
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Filmkritik
Dass er packend inszenieren kann, stellte der Frankokanadier Denis Villeneuve schon in seinem Hollywood-Debüt "Prisoners" unter Beweis. Einem fesselnden Entführungsthriller mit ambivalenter moralischer Grundierung. Ähnlich elektrisierend fällt nun auch seine zweite US-Produktion aus, die den Krieg gegen die Drogenringe ins Visier nimmt und dem Zuschauer trotz absehbarer Handlungsentwicklung wiederholt den Atem raubt. Thematisch hat "Sicario" – ein spanisches Wort für "Auftragsmörder" – sicher keine neuen Erkenntnisse zu bieten, sondern bemüht ein düsteres Bild, das andere Filme bereits gezeichnet haben. Im Kampf um die Vormachtstellung sind den Kartellen alle Mittel recht. Und auch die Amerikaner greifen auf Methoden zurück, die mit rechtsstaatlichem Handeln nichts zu tun haben.
Gerade weil die Eskalation der Ereignisse und der kritische Blick auf das Vorgehen der US-Behörden nicht mehr überraschend sind, ist es umso erstaunlicher, wie selbstverständlich Villeneuve elektrisierende Spannungsmomente kreiert. Überdeutlich wird dies schon in der pulsierend-nervenzerrenden Eröffnungssequenz, die den Betrachter nicht zuletzt dank einer bedrohlich-wummernden Tonspur (Musik: Jóhann Jóhannsson) in das Geschehen hineinzieht. Fast hat es den Anschein, als wäre man selbst Mitglied der Sonderheit für Entführungsfälle, die ein heruntergekommenes Haus im Großraum Phoenix stürmt und dort auf Dutzende eingemauerte Leichen stößt. Kate Macer (erfrischend natürlich: Emily Blunt), die junge FBI-Agentin, mit der wir fortan in die finster-brutale Drogenwelt abtauchen, wird uns vorgestellt als taffe und engagierte Polizistin, die der verheerende Einsatz nicht völlig kaltlässt.
Da die Protagonistin nach der niederschmetternden Erfahrung im Kampf gegen das organisierte Verbrechen erst recht etwas bewegen will, schließt sie sich der von Matt Graver (angemessen hemdsärmelig: Josh Brolin) geleiteten Sondertruppe an, die ein mächtiges Drogenkartell zur Strecke bringen soll. Ein Haufen wilder, undurchsichtiger Kerle (allen voran: Benicio Del Toro als geheimnisvoller Söldner Alejandro), aus dem Kate als Frau heraussticht. Noch dazu reagiert sie auf Rechtsbrechungen mit Entsetzen, was ihre skrupellosen Mitstreiter jedoch weglächeln, da sie sich in einem dreckigen Krieg befinden, der keine Grenzen kennt. Ein männlich-destruktiver Ansatz in bester Wild-West-Manier, der vor allem deshalb wütend macht, weil er – so zeigt es Villeneuve – auf allen Ebenen Anklang findet.
Anders als im klassischen Erzählfilm bleibt das Aufbäumen der Hauptfigur in diesem Fall aus. Zu groß sind die Widerstände, gegen die Kate ankämpfen müsste. Und zu tief sitzt der selbstgerechte Glaube an gewaltsame Lösungsstrategien. Die meiste Zeit bleibt die FBI-Agentin eine passive Beobachterin, womit "Sicario" die im Thriller- und Actionkino noch immer vorherrschende weibliche Zurückhaltung zementiert. Auch wenn man Kates Degradierung zur bloßen Augenzeugin kritisch hinterfragen kann, untermauert gerade diese Entscheidung die rundum pessimistische Sicht auf den Drogenkrieg. Die üblichen Hauruck-Versprechen Hollywoods greifen hier ins Leere. Soll heißen: Einer Einzelperson ist es schlichtweg unmöglich, dem komplexen Problem durch große Taten beizukommen.
Abseits dieser Diskussion überzeugt "Sicario" als mitreißend inszenierter Spannungsfilm, der die Leinwand bei einem Gefangenentransport durch das mexikanische Juárez und der finalen Konfrontation in einem weit verzweigten Tunnelsystem regelrecht zum Bersten bringt. Grandios sind außerdem die Bilder von Kameraveteran Roger Deakins. Egal, ob es sich nun um die spektakulären Helikopteraufnahmen von Stadt und Felsformationen handelt, poetische Eindrücke vor abendlichem Wüstenhimmel oder die unkonventionelle Nachtsichtperspektive gegen Ende – viel ausdrucksstärker hätte man das Geschehen nicht in visuelle Formen gießen können.
Fazit: Inhaltlich wenig originell, aber filmisch eine Wucht – atemberaubende Bilder, ein beunruhigender Score und meisterlich komponierte Spannungssequenzen machen Denis Villeneuves pessimistischen Drogenthriller zu einem mitreißenden Erlebnis.
Gerade weil die Eskalation der Ereignisse und der kritische Blick auf das Vorgehen der US-Behörden nicht mehr überraschend sind, ist es umso erstaunlicher, wie selbstverständlich Villeneuve elektrisierende Spannungsmomente kreiert. Überdeutlich wird dies schon in der pulsierend-nervenzerrenden Eröffnungssequenz, die den Betrachter nicht zuletzt dank einer bedrohlich-wummernden Tonspur (Musik: Jóhann Jóhannsson) in das Geschehen hineinzieht. Fast hat es den Anschein, als wäre man selbst Mitglied der Sonderheit für Entführungsfälle, die ein heruntergekommenes Haus im Großraum Phoenix stürmt und dort auf Dutzende eingemauerte Leichen stößt. Kate Macer (erfrischend natürlich: Emily Blunt), die junge FBI-Agentin, mit der wir fortan in die finster-brutale Drogenwelt abtauchen, wird uns vorgestellt als taffe und engagierte Polizistin, die der verheerende Einsatz nicht völlig kaltlässt.
Da die Protagonistin nach der niederschmetternden Erfahrung im Kampf gegen das organisierte Verbrechen erst recht etwas bewegen will, schließt sie sich der von Matt Graver (angemessen hemdsärmelig: Josh Brolin) geleiteten Sondertruppe an, die ein mächtiges Drogenkartell zur Strecke bringen soll. Ein Haufen wilder, undurchsichtiger Kerle (allen voran: Benicio Del Toro als geheimnisvoller Söldner Alejandro), aus dem Kate als Frau heraussticht. Noch dazu reagiert sie auf Rechtsbrechungen mit Entsetzen, was ihre skrupellosen Mitstreiter jedoch weglächeln, da sie sich in einem dreckigen Krieg befinden, der keine Grenzen kennt. Ein männlich-destruktiver Ansatz in bester Wild-West-Manier, der vor allem deshalb wütend macht, weil er – so zeigt es Villeneuve – auf allen Ebenen Anklang findet.
Anders als im klassischen Erzählfilm bleibt das Aufbäumen der Hauptfigur in diesem Fall aus. Zu groß sind die Widerstände, gegen die Kate ankämpfen müsste. Und zu tief sitzt der selbstgerechte Glaube an gewaltsame Lösungsstrategien. Die meiste Zeit bleibt die FBI-Agentin eine passive Beobachterin, womit "Sicario" die im Thriller- und Actionkino noch immer vorherrschende weibliche Zurückhaltung zementiert. Auch wenn man Kates Degradierung zur bloßen Augenzeugin kritisch hinterfragen kann, untermauert gerade diese Entscheidung die rundum pessimistische Sicht auf den Drogenkrieg. Die üblichen Hauruck-Versprechen Hollywoods greifen hier ins Leere. Soll heißen: Einer Einzelperson ist es schlichtweg unmöglich, dem komplexen Problem durch große Taten beizukommen.
Abseits dieser Diskussion überzeugt "Sicario" als mitreißend inszenierter Spannungsfilm, der die Leinwand bei einem Gefangenentransport durch das mexikanische Juárez und der finalen Konfrontation in einem weit verzweigten Tunnelsystem regelrecht zum Bersten bringt. Grandios sind außerdem die Bilder von Kameraveteran Roger Deakins. Egal, ob es sich nun um die spektakulären Helikopteraufnahmen von Stadt und Felsformationen handelt, poetische Eindrücke vor abendlichem Wüstenhimmel oder die unkonventionelle Nachtsichtperspektive gegen Ende – viel ausdrucksstärker hätte man das Geschehen nicht in visuelle Formen gießen können.
Fazit: Inhaltlich wenig originell, aber filmisch eine Wucht – atemberaubende Bilder, ein beunruhigender Score und meisterlich komponierte Spannungssequenzen machen Denis Villeneuves pessimistischen Drogenthriller zu einem mitreißenden Erlebnis.
Christopher Diekhaus
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Besetzung & Crew von "Sicario"
Land: USAJahr: 2015
Genre: Thriller, Drama
Länge: 121 Minuten
Kinostart: 01.10.2015
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Emily Blunt als Kate Macy, Josh Brolin als Matt, Jon Bernthal als Ted, Benicio Del Toro als Alejandro, Jeffrey Donovan als Steve Forsing
Kamera: Roger Deakins
Verleih: Studiocanal
Awards - Oscar 2016Weitere Infos
- Beste Kamera - Roger Deakins
- Beste Musik - Jóhann Jóhannsson
- Bester Tonschnitt
Alan Robert Murray
Zusatzinformation
Der Film feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb der 68. Filmfestspiele in Cannes.Verknüpfungen zu "Sicario"Alle anzeigen
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