Kathedralen der Kultur (2014)
Cathedrals of Culture
Deutsche Doku: Das 3D-Filmprojekt erkundet, wie Gebäude unsere Kultur reflektieren. Sechs renommierte internationale Regisseure stellen sechs unterschiedliche Bauwerke vor und verleihen dem Projekt ihren jeweils eigenen Stil.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Sechs Regisseure stellen sechs Bauwerke vor und experimentieren mit den Möglichkeiten des Dokumentarfilms in 3D:
Wim Wenders schaut sich in der 1963 fertiggestellten Berliner Philharmonie um. Das vom Architekten Hans Scharoun konzipierte Haus gilt bis heute als wegweisend mit seiner Bühne, die mitten im Publikumsraum steht.
Michael Glawoggers Beitrag ist die 1814 erbaute Russische Nationalbibliothek in St. Petersburg mit ihrem immensen Reichtum an alten Büchern. Dieser Ausflug in die Vergangenheit ist zugleich der letzte Film, den der im April 2014 verstorbene österreichische Regisseur beenden konnte.
Der Däne Michael Madsen stellt das 2010 eröffnete norwegische Gefängnis Halden vor. Im Hochsicherheitsbau wird Resozialisierung großgeschrieben.
Robert Redford präsentiert das Salk-Institut im kalifornischen La Jolla. Jonas Salk, der Entwickler des Polio-Impfstoffs, ließ es 1959 vom Architekten Louis Kahn entwerfen: Er wollte Naturwissenschaftlern eine Arbeitsstätte bieten, die in unberührter Umgebung Ruhe und Inspiration vereint.
Die Norwegerin Margreth Olin führt durch das Opernhaus von Oslo, das 2008 erbaut wurde.
Der brasilianische Regisseur Karim Aïnouz präsentiert das Centre Pompidou in Paris. Das Kunstmuseum und Kulturzentrum wurde 1977 errichtet und galt zunächst mit seiner futuristischen, an eine Ölraffinerie erinnernden Architektur als umstritten.
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Filmkritik
Der 156 Minuten lange Dokumentarfilm mit seinen sechs Episoden verschiedener Regisseure ist eine Hommage im doppelten Sinn. Er zelebriert bedeutende Werke der Architektur und lotet gleichzeitig die Spielräume des Filmens in 3D aus. Wim Wenders, der als einer von wenigen europäischen Regisseuren als engagierter Verfechter der 3D-Technik gilt, noch dazu im Dokumentarbereich, initiierte das Projekt und fungierte als ausführender Produzent. Bei der Erkundung der Bauwerke versuchen die Filmemacher den besonderen Geist der Häuser einzufangen.
Ursprünglich war der Dokumentarfilm als eine Reihe von halbstündigen Einzelbeiträgen für das 3D-Fernsehen geplant. Aber dann verschwand dieses groß angekündigte Medium zumindest vorübergehend wieder in der Versenkung. Leider gelang es nicht optimal, das Konzept zum Kinoerlebnis umzufunktionieren: Ob im Ganzen oder als zweiteilige Fassung betrachtet, wirkt es wie ein Kompromiss. Denn der erzählerische Stil der Episoden wiederholt sich in einigen Aspekten und die inhaltlich zu wenig abgestimmte Aneinanderreihung ermüdet.
Gemeinsam ist den Episoden, dass eine Voice-Over-Stimme erzählt, die meistens in der Ich-Form für das Gebäude selbst spricht. Das gilt zum Beispiel für den Beitrag von Wenders, dem Meret Becker ihre Stimme leiht. Glawoggers Sprecher liest aus literarischen Werken. Redford lässt verschiedene Personen erzählen, Salk, Kahn und heutige Mitarbeiter des Instituts. Bei Madsen sprechen das Gefängnis und seine einzelnen Räume in der Ich-Form, während im ganzen Film bis auf wenige kurze Ausnahmen alle menschlichen Stimmen ausgeblendet bleiben. Überhaupt fehlen in den Beiträgen menschliche Dialoge, selbst bei Olin, die sich weniger für die Architektur interessiert, als dafür, wie die Künstler das Haus mit Leben füllen. In den anderen Beiträgen streift die Kamera vor allem ausgiebig durch die Gänge, erkundet Fassaden, Decken, Höfe. Redfords Film beeindruckt, weil er das nüchterne Gebilde aus Beton, das wie ein Rohbau wirkt, als verschachteltes, durchbrochenes Labyrinth mit Blick auf den Himmel und den Ozean präsentiert.
Einige Häuser sind in erster Linie architektonisch interessant, wie die Berliner Philharmonie oder das Centre Pompidou. Andere laden zum Erkunden ihrer Geheimnisse ein. Die Russische Nationalbibliothek mit ihren Etagen voller eng stehender Holzregale und den grünen Tischlampen im Lesesaal fasziniert atmosphärisch. Die Episode über das Halden-Gefängnis lebt von der Spannung, die die Themen Kriminalität und Haft erzeugen, sowie vom Kontrast zwischen dem Grau der Mauern und der vielfältigen Ausstattung dieser als fortschrittlich gepriesenen Anstalt.
Fazit: Der episodische Dokumentarfilm von Wim Wenders, Michael Glawogger, Michael Madsen, Robert Redford, Margreth Olin und Karim Aïnouz ist eine 3D-Hommage an die Kunst der Architektur. Der Reiz der einzelnen Beiträge kommt in gebündelter Form jedoch nicht optimal zur Geltung.
Ursprünglich war der Dokumentarfilm als eine Reihe von halbstündigen Einzelbeiträgen für das 3D-Fernsehen geplant. Aber dann verschwand dieses groß angekündigte Medium zumindest vorübergehend wieder in der Versenkung. Leider gelang es nicht optimal, das Konzept zum Kinoerlebnis umzufunktionieren: Ob im Ganzen oder als zweiteilige Fassung betrachtet, wirkt es wie ein Kompromiss. Denn der erzählerische Stil der Episoden wiederholt sich in einigen Aspekten und die inhaltlich zu wenig abgestimmte Aneinanderreihung ermüdet.
Gemeinsam ist den Episoden, dass eine Voice-Over-Stimme erzählt, die meistens in der Ich-Form für das Gebäude selbst spricht. Das gilt zum Beispiel für den Beitrag von Wenders, dem Meret Becker ihre Stimme leiht. Glawoggers Sprecher liest aus literarischen Werken. Redford lässt verschiedene Personen erzählen, Salk, Kahn und heutige Mitarbeiter des Instituts. Bei Madsen sprechen das Gefängnis und seine einzelnen Räume in der Ich-Form, während im ganzen Film bis auf wenige kurze Ausnahmen alle menschlichen Stimmen ausgeblendet bleiben. Überhaupt fehlen in den Beiträgen menschliche Dialoge, selbst bei Olin, die sich weniger für die Architektur interessiert, als dafür, wie die Künstler das Haus mit Leben füllen. In den anderen Beiträgen streift die Kamera vor allem ausgiebig durch die Gänge, erkundet Fassaden, Decken, Höfe. Redfords Film beeindruckt, weil er das nüchterne Gebilde aus Beton, das wie ein Rohbau wirkt, als verschachteltes, durchbrochenes Labyrinth mit Blick auf den Himmel und den Ozean präsentiert.
Einige Häuser sind in erster Linie architektonisch interessant, wie die Berliner Philharmonie oder das Centre Pompidou. Andere laden zum Erkunden ihrer Geheimnisse ein. Die Russische Nationalbibliothek mit ihren Etagen voller eng stehender Holzregale und den grünen Tischlampen im Lesesaal fasziniert atmosphärisch. Die Episode über das Halden-Gefängnis lebt von der Spannung, die die Themen Kriminalität und Haft erzeugen, sowie vom Kontrast zwischen dem Grau der Mauern und der vielfältigen Ausstattung dieser als fortschrittlich gepriesenen Anstalt.
Fazit: Der episodische Dokumentarfilm von Wim Wenders, Michael Glawogger, Michael Madsen, Robert Redford, Margreth Olin und Karim Aïnouz ist eine 3D-Hommage an die Kunst der Architektur. Der Reiz der einzelnen Beiträge kommt in gebündelter Form jedoch nicht optimal zur Geltung.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Kathedralen der Kultur"
Land: Deutschland, Dänemark, Österreich, NorwegenJahr: 2014
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Cathedrals of Culture
Länge: 165 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 29.05.2014
Regie: Karim Ainouz, Michael Glawogger, Michael Madsen, Robert Redford, Wim Wenders
Kamera: Christian Rein
Verleih: NFP marketing & distribution, Filmwelt