Anderson (2014)
Der zweite Teil der "Verrats-Trilogie" von Annekatrin Hendel. Wie zuvor Vaterlands-Verräter zeichnet auch "Anderson" ein ungewohnt vielschichtiges Bild von der Situation der Künstler in der DDR, das einen neuen Blick auf alte, allzu verhärtete Diskussionen wirft.User-Film-Bewertung :Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Sascha Anderson war jahrelang einer der wichtigsten Protagonisten der alternativen Künstler- und Literatur-Szene Ost-Berlins, er war per Du mit dem Liedermacher und Publizisten Ekkehard Maaß (in dessen Wohnküche oftmals die Treffen der Szene abgehalten wurden), Christa Wolf oder auch Franz Fühmann, dem einflussreichen Lyriker und Essayisten. Doch was seine Kollegen und Freunde nicht wussten: Anderson führte jahrelang ein geheimes Doppelleben: auf der einen Seite Künstler, auf der anderen Seite Stasi-Spitzel. Ab 1975 war Anderson unter Decknamen wie "Fritz Müller" oder "David Menzer" für den Staatssicherheitsdienst der DDR tätig, seine Aufgabe bestand darin, Künstlerkollegen in Prenzlauer Berg zu bespitzeln und Informationen über sie zu beschaffen.
Selbst nach seiner Übersiedlung in den Westen Mitte der 80er-Jahre, blieb er Spitzel. Enttarnt wurde Anderson u.a. durch den DDR-Liedermacher Wolf Biermann, jedoch stritt er - trotz zahlreicher Beweise und Belege seiner Tätigkeit - zunächst alle Vorwürfe ab. Mitte der Neunziger Jahre verurteilte ihn das Berliner Kammergericht schließlich zu einer Geldstrafe und wenige Jahre später erschien Andersons Autobiographie, die jedoch von der Kritik gnadenlos zerrissen wurde. Der Hauptgrund: In seinem Buch nannte der Ex-Spion keine nachvollziehbaren Gründe und Erklärungen für seine Spitzel-Tätigkeit.
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Filmkritik
Mit ihrem Dokumentarfilm "Vaterlandsverräter" über den renommierten Berliner Schriftsteller und Dramaturgen Paul Gratzik, der fast 20 Jahre lang im Verborgenen für die Stasi spitzelte, erfreute die Regisseurin Annekatrin Hendel vor drei Jahren Kritik und Publikum. Einem identischen Thema widmet sie sich nun ihrer neuesten Doku "Anderson". Darin beschreibt sie das Leben des Ost-Berliner Schriftstellers Sascha Anderson, der ein führendes Mitglied der oppositionellen Literatur- und Alternativ-Szene in Prenzlauer Berg und - ebenso wie Gratzik - für viele Jahre Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit war. "Anderson" präsentiert sich als handwerklich saubere Doku mit aufschlussreichem Foto- und Videomaterial, das spannenden Aspekten wie der Frage nach Reue und der Motivation nachgeht.
Regisseurin Hendel nutzt die vielfältigen Möglichkeiten der dokumentarischen Annäherung, um ein umfassendes Bild von der vielschichtigen Persönlichkeit Sascha Anderson zu entwerfen. Seltene Archivaufnahmen und Fotos aus den 70er- und 80er-Jahren liefern spannende Einblicke in die Hochzeit der Künstler-Szene in Prenzlauer Berg. Darüber hinaus geben intensive Gespräche mit ehemaligen Kollegen und "Opfern" Andersons, etwa mit Ekkehard Maaß oder dem Stasiunterlagenbehörden-Leiter Roland Jahn, Antworten auf entscheidende Fragen. Diese sind z.B., welche Bedeutung Anderson innerhalb der Szene hatte und welche Rolle er dort spielte oder ob er durch möglichweise merkwürdiges Verhalten auffiel.
Natürlich kommt auch der Betroffene selbst zu Wort. Für die Gespräche mit Anderson ließ Regisseurin Hendel die ehemalige Küche von Ekkehard Maaß in einer Art Studio nachbilden, inklusive originalgetreuer Einrichtung. Anderson erteilt also innerhalb jener Kulisse freudig und eloquent Auskunft, in der die Künstler und Schriftsteller der damaligen Zeit intellektuelle Gespräche führten, sich über das System echauffierten oder sich über die neuesten fragwürdigen Stasi-Methoden austauschten - und mittendrin saß Anderson, der geheime Spitzel. Von echter Reue kann bei Anderson im Übrigen bis heute kaum die Rede sein, daraus macht er auch im Gespräch mit Hendel keinen Hehl.
Fazit: Handwerklich überzeugende Doku über den Literaten und Stasi-Spitzel Sascha Anderson, mit spannenden Einblicken in die Ost-Berliner Künstler-Szene der 70er- und 80er-Jahre und intensiven Interviews mit Zeitzeugen garniert.
Regisseurin Hendel nutzt die vielfältigen Möglichkeiten der dokumentarischen Annäherung, um ein umfassendes Bild von der vielschichtigen Persönlichkeit Sascha Anderson zu entwerfen. Seltene Archivaufnahmen und Fotos aus den 70er- und 80er-Jahren liefern spannende Einblicke in die Hochzeit der Künstler-Szene in Prenzlauer Berg. Darüber hinaus geben intensive Gespräche mit ehemaligen Kollegen und "Opfern" Andersons, etwa mit Ekkehard Maaß oder dem Stasiunterlagenbehörden-Leiter Roland Jahn, Antworten auf entscheidende Fragen. Diese sind z.B., welche Bedeutung Anderson innerhalb der Szene hatte und welche Rolle er dort spielte oder ob er durch möglichweise merkwürdiges Verhalten auffiel.
Natürlich kommt auch der Betroffene selbst zu Wort. Für die Gespräche mit Anderson ließ Regisseurin Hendel die ehemalige Küche von Ekkehard Maaß in einer Art Studio nachbilden, inklusive originalgetreuer Einrichtung. Anderson erteilt also innerhalb jener Kulisse freudig und eloquent Auskunft, in der die Künstler und Schriftsteller der damaligen Zeit intellektuelle Gespräche führten, sich über das System echauffierten oder sich über die neuesten fragwürdigen Stasi-Methoden austauschten - und mittendrin saß Anderson, der geheime Spitzel. Von echter Reue kann bei Anderson im Übrigen bis heute kaum die Rede sein, daraus macht er auch im Gespräch mit Hendel keinen Hehl.
Fazit: Handwerklich überzeugende Doku über den Literaten und Stasi-Spitzel Sascha Anderson, mit spannenden Einblicken in die Ost-Berliner Künstler-Szene der 70er- und 80er-Jahre und intensiven Interviews mit Zeitzeugen garniert.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Anderson"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Anderson - Anatomie des Verrats
Jahr: 2014
Genre: Dokumentation
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 02.10.2014
Regie: Annekatrin Hendel
Darsteller: Sascha Anderson, Wilfriede Maaß, Ekkehard Maaß, Cornelia Schleime, Holger Kulick
Kamera: Jule Cramer, Frank Griebe
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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