Julia (2014)
Deutsch-Litauische Doku über einen litauischen Kunststudenten, der sich in Berlin als transsexuelle Straßenhure Julia durchs Leben schlägt...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die 30-jährige Transsexuelle Julia wurde Mitte der 80er-Jahre im litauischen Klaipeda als Mann geboren. Schon früh bemerkt er, dass er anders ist und im falschen Körper steckt. Nach Einser-Abitur und erfolgreich abgeschlossenem Diplom an einer Kunstschule, weiß er/sie dann nur noch einen Ausweg, um die Transsexualität ausleben zu können: die Flucht ins liberalere Deutschland, nach Berlin. In der deutschen Metropole wurde aus dem spindeldürren, introvertierten Mann allmählich die Straßenprostituierte Julia. Hier fristet sie ein Dasein in schäbigen Hinterzimmern, verkauft ihren Körper an täglich wechselnde Fremde und weigert sich konsequent, nach irgendwelchen gesellschaftlichen Maßstäben oder Regeln zu leben. Die Person Julia ist Exzentrik und ausschweifender Lebensstil in Reinkultur, was der sehenswerte Film radikal und ohne Rücksicht auf zarte Gemüter offenlegt.
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Filmkritik
"Julia" von der Filmemacherin und Fotografin Johanna Jackie Baier ist die ungewöhnlichste Doku seit Langem, die den Weg in die deutschen Kinos geschafft hat. Es handelt sich bei dem Film um ein kräftezehrendes Langzeit-Projekt. Unglaubliche zehn Jahre lang begleitete die Filmemacherin die aus Litauen stammende Transsexuelle Julia durch die Höhen und Tiefen ihres Alltags und kreierte daraus den schonungslos-ehrlichen Film "Julia", der gleichzeitig schockierende Milieu-Studie und intimes Charakter-Porträt ist.
Vor zehn Jahren begegneten sich Julia und Baier in einem Berliner Club. Die Fotografin war sofort begeistert und angetan von der schillernden Persönlichkeit und dem exzentrischen Leben, das sie führt. Julia erlaubte ihr schließlich, sie mit der Kamera auf Schritt und Tritt zu begleiten. Und so zeigt der Film auch das wahre Ausmaß des tagtäglichen Überlebenskampfs der Transsexuellen zwischen erkauftem Sex, Drogen und Alkohol. "Julia" ist dabei, wenn die Protagonistin sturzbetrunken über die Straße stolpert, wenn sie sich bekifft und zugedröhnt auf den Weg zum nächsten Kunden macht und ist sogar Zeuge, als sie einen ihrer Freier im Auto oral befriedigt. Die Kamera folgt Julia in heruntergekommene Stehkneipen und Szene-Clubs der Stadt, in dreckige Porno-Kinos und ranzige Spelunken.
Julia ist eine ums Überleben kämpfende Straßenhure, ein Outlaw und Freak am Rande der Gesellschaft, der Unterschlupf bei einem älteren Mann gefunden hat, der sie in Ruhe lässt. Diesen alten Mann, bei dem sie in den ersten Jahren untergekommen ist, pflegt sie in der Zwischenzeit, da er an Alzheimer erkrankt ist. Dabei macht der Film aber auch immer wieder deutlich, welch komplexe Persönlichkeit in ihr schlummert. Julia ist zwar exzentrisch, egoistisch, laut, schrill, hat ein Problem mit Autoritäten und ist extremen Stimmungsschwankungen unterworfen - aber sie ist eben auch hochintelligent und gebildet. Sie spricht ein Deutsch aus dem frühen 19. Jahrhundert und malt in ihrer Freizeit gerne Aquarell-Bilder. Diese ambivalenten Seiten machen den Reiz der schillernden Person und damit auch der Doku aus. Allein für den Mut, ein solches Langzeit-Projekt anzugehen, gebührt der Regisseurin Respekt. Für die tadellose Umsetzung noch mehr.
Fazit: "Julia" ist ein intimer aber auch schonungslos-radikaler und offener Seelen-Striptease einer schillernden Person, die am Rande der Gesellschaft ums Überleben kämpft.
Vor zehn Jahren begegneten sich Julia und Baier in einem Berliner Club. Die Fotografin war sofort begeistert und angetan von der schillernden Persönlichkeit und dem exzentrischen Leben, das sie führt. Julia erlaubte ihr schließlich, sie mit der Kamera auf Schritt und Tritt zu begleiten. Und so zeigt der Film auch das wahre Ausmaß des tagtäglichen Überlebenskampfs der Transsexuellen zwischen erkauftem Sex, Drogen und Alkohol. "Julia" ist dabei, wenn die Protagonistin sturzbetrunken über die Straße stolpert, wenn sie sich bekifft und zugedröhnt auf den Weg zum nächsten Kunden macht und ist sogar Zeuge, als sie einen ihrer Freier im Auto oral befriedigt. Die Kamera folgt Julia in heruntergekommene Stehkneipen und Szene-Clubs der Stadt, in dreckige Porno-Kinos und ranzige Spelunken.
Julia ist eine ums Überleben kämpfende Straßenhure, ein Outlaw und Freak am Rande der Gesellschaft, der Unterschlupf bei einem älteren Mann gefunden hat, der sie in Ruhe lässt. Diesen alten Mann, bei dem sie in den ersten Jahren untergekommen ist, pflegt sie in der Zwischenzeit, da er an Alzheimer erkrankt ist. Dabei macht der Film aber auch immer wieder deutlich, welch komplexe Persönlichkeit in ihr schlummert. Julia ist zwar exzentrisch, egoistisch, laut, schrill, hat ein Problem mit Autoritäten und ist extremen Stimmungsschwankungen unterworfen - aber sie ist eben auch hochintelligent und gebildet. Sie spricht ein Deutsch aus dem frühen 19. Jahrhundert und malt in ihrer Freizeit gerne Aquarell-Bilder. Diese ambivalenten Seiten machen den Reiz der schillernden Person und damit auch der Doku aus. Allein für den Mut, ein solches Langzeit-Projekt anzugehen, gebührt der Regisseurin Respekt. Für die tadellose Umsetzung noch mehr.
Fazit: "Julia" ist ein intimer aber auch schonungslos-radikaler und offener Seelen-Striptease einer schillernden Person, die am Rande der Gesellschaft ums Überleben kämpft.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Julia"
Land: Litauen, DeutschlandJahr: 2014
Genre: Dokumentation
Länge: 89 Minuten
Kinostart: 08.01.2015
Regie: Johanna Jackie Baier
Darsteller: Julia Krivickas, Wlodzimierz Lerch, Renate Lusis, Ricardas Orzichovskis
Kamera: Thorsten Schneider, Dieter Vervuurt
Verleih: Gmfilms
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