Viva la Libertà (2013)
Politsatire mit Toni Servillo, ausgezeichnet mit dem Europäischen Filmpreis als Bester Darsteller: Als sich der Chef der wichtigsten Oppositionspartei Italiens vor heimischen Intrigen bei seiner ehemaligen Geliebten in Paris versteckt, engagiert sein engster Mitarbeiter kurzerhand den exzentrischen Zwillingsbruder des amtsmüden Politikers. Mit überraschendem Erfolg...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Enrico Oliveri (Toni Servillo) ist der führende Oppositionspolitiker Italiens, der von der Politik und ihren führenden Figuren die Nase voll hat. Nicht nur, dass seine Partei in einer tiefen Krise steckt, auch politische Intrigen und heimliche Machenschaften um die Macht in der Partei prägen seinen Alltag. Also ergreift er kurzerhand die Flucht - und zwar zu seiner Ex-Geliebten nach Paris. Sein Fehlen bleibt den Parteikollegen natürlich nicht verborgen. Doch was tun? Einem engen Mitarbeiter Enricos kommt die rettende Idee: Da das Volk das Verschwinden nicht bemerken soll, muss jemand her, der Enricos Platz einnimmt und - wenn möglich - auch so aussieht wie er. Zum Glück verfügt Enrico mit dem exzentrischen Philosophen Giovanni (auch Toni Servillo) über einen eineiigen Zwillingsbruder, der umgehend herbeigeschafft wird. Obwohl Polit-Neuling Giovanni so ganz andere Ansichten und Vorgehensweisen als sein Bruder vertritt, gewinnt er schnell die Herzen der Menschen - ungewöhnlicher Reden und öffentlicher Auftritte sei Dank.
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Filmkritik
Mit "Viva la liberta" verfilmte der italienische Autor und Regisseur Roberto Andò seinen eigenen Roman. Der Film wurde insgesamt zwölfmal für den David di Donatello-Preis, die wichtigste italienische Film-Auszeichnung, nominiert und gewann schließlich sechs der begehrten Trophäen. Nun ist die Idee vom eineiigen Zwillingsbruder, der in die Fußstapfen seines charakterlich so ganz anders gepolten Bruders schlüpft, nicht wirklich bahnbrechend und neu (siehe "Dave" mit Kevin Kline) - dennoch gelingt Andò eine gelungen schwarzhumorige Satire auf den italienischen Polit-Zirkus mit einem großartig aufgelegten Hauptdarsteller Toni Servillo ("La grande bellezza"). Auch wenn "Viva la liberta" nach der Hälfte der Spielzeit an Biss und Substanz verliert.
Der Politik-Betrieb schreibt seine ganz eigenen skurrilen Geschichten und verfährt nach Regeln und Normen, die für den Laien nach außen nicht immer ganz leicht zu durchschauen und verständlich sind. Da erhöhen die Politiker mal eben schnell ihre eigenen Diäten, wie kürzlich im deutschen Parlament geschehen. Oder da wird eine Nation jahrelang von einem sex-süchtigen, selbstverliebten Exzentriker regiert, wie in Italien mit Berlusconi geschehen. "Viva la liberta" versteht sich als Film für alle Politik-Verdrossenen einer durch die Ära Berlusconi gebeutelten Nation. Getragen wird er von dem Schauspieler der Stunde, Toni Servillo, der in einer Doppelrolle und - nach Paolo Sorrentinos "Il Divo - Der Göttliche" - hier erneut als italienischer Politiker auftritt. Es ist großartig zu beobachten, wie sich die Brüder Enrico und Giovanni in Gestik und Mimik unterscheiden, wie nuanciert und fein Servillo die individuellen Eigenarten und Spleens herausarbeitet.
Auf der einen Seite steht der depressive, politik-müde Enrico, der von der Bildfläche verschwindet und bei einer früheren Geliebten untertaucht. Auf der andere Seite der schöngeistige Philosoph Giovanni, der mit den politischen Gepflogen- und Besonderheiten natürlich nicht vertraut ist aber dennoch schnell Gefallen an der politischen Arbeit findet. Und auch das Volk ist schnell von ihm angetan. Dabei zeigt Regisseur Andò, wie es heutzutage gelingen kann, als Politiker die Menschen für sich zu gewinnen: beim Volk kommt nicht der steife, biedere Redenschwinger und Phrasendrescher gut an, sondern der weltoffene, ehrliche und nicht in Floskeln sprechende Politiker, der die Probleme genau benennt. Dabei ist es natürlich wenig glaubwürdig, dass die Parteikollegen, Journalisten und die Menschen sich nicht allzu sehr wundern, wieso Enrico (also in Wahrheit Giovanni) plötzlich so verändert auftritt und unerwartet ganz neue Thesen und Ansichten vertritt. Auch lässt Andò in der zweiten Hälfte den Biss und schwarzen Humor der ersten Stunde vermissen. In dieser zweiten Hälfte gerät der Film auch ein wenig ins Stocken, wenn sich vor allem bei Enrico in Paris - also dem ersten Handlungsstrang - nicht mehr allzu viel tut und spannende Entwicklungen sowie Wendungen Mangelware bleiben.
Fazit: Bissige Satire auf die aktuelle Polit-Verdrossenheit mit einer schwarzhumorig-bösen, starken ersten Hälfte und einem famos agierenden Hauptdarsteller Toni Servillo in einer Doppelrolle, der die Story-Schwächen gegen Ende wieder ausgleicht.
Der Politik-Betrieb schreibt seine ganz eigenen skurrilen Geschichten und verfährt nach Regeln und Normen, die für den Laien nach außen nicht immer ganz leicht zu durchschauen und verständlich sind. Da erhöhen die Politiker mal eben schnell ihre eigenen Diäten, wie kürzlich im deutschen Parlament geschehen. Oder da wird eine Nation jahrelang von einem sex-süchtigen, selbstverliebten Exzentriker regiert, wie in Italien mit Berlusconi geschehen. "Viva la liberta" versteht sich als Film für alle Politik-Verdrossenen einer durch die Ära Berlusconi gebeutelten Nation. Getragen wird er von dem Schauspieler der Stunde, Toni Servillo, der in einer Doppelrolle und - nach Paolo Sorrentinos "Il Divo - Der Göttliche" - hier erneut als italienischer Politiker auftritt. Es ist großartig zu beobachten, wie sich die Brüder Enrico und Giovanni in Gestik und Mimik unterscheiden, wie nuanciert und fein Servillo die individuellen Eigenarten und Spleens herausarbeitet.
Auf der einen Seite steht der depressive, politik-müde Enrico, der von der Bildfläche verschwindet und bei einer früheren Geliebten untertaucht. Auf der andere Seite der schöngeistige Philosoph Giovanni, der mit den politischen Gepflogen- und Besonderheiten natürlich nicht vertraut ist aber dennoch schnell Gefallen an der politischen Arbeit findet. Und auch das Volk ist schnell von ihm angetan. Dabei zeigt Regisseur Andò, wie es heutzutage gelingen kann, als Politiker die Menschen für sich zu gewinnen: beim Volk kommt nicht der steife, biedere Redenschwinger und Phrasendrescher gut an, sondern der weltoffene, ehrliche und nicht in Floskeln sprechende Politiker, der die Probleme genau benennt. Dabei ist es natürlich wenig glaubwürdig, dass die Parteikollegen, Journalisten und die Menschen sich nicht allzu sehr wundern, wieso Enrico (also in Wahrheit Giovanni) plötzlich so verändert auftritt und unerwartet ganz neue Thesen und Ansichten vertritt. Auch lässt Andò in der zweiten Hälfte den Biss und schwarzen Humor der ersten Stunde vermissen. In dieser zweiten Hälfte gerät der Film auch ein wenig ins Stocken, wenn sich vor allem bei Enrico in Paris - also dem ersten Handlungsstrang - nicht mehr allzu viel tut und spannende Entwicklungen sowie Wendungen Mangelware bleiben.
Fazit: Bissige Satire auf die aktuelle Polit-Verdrossenheit mit einer schwarzhumorig-bösen, starken ersten Hälfte und einem famos agierenden Hauptdarsteller Toni Servillo in einer Doppelrolle, der die Story-Schwächen gegen Ende wieder ausgleicht.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Viva la Libertà"
Land: ItalienJahr: 2013
Genre: Satire
Länge: 94 Minuten
Kinostart: 27.02.2014
Regie: Roberto Andò
Darsteller: Toni Servillo als Enrico Oliveri / Giovanni Ernani, Valerio Mastandrea als Andrea Bottini, Valeria Bruni Tedeschi als Danielle, Michela Cescon als Anna, Gianrico Tedeschi
Kamera: Maurizio Calvesi
Verleih: Arsenal
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