Über das Meer (2011)
Deutsches Dokumentarspiel: Am 21. September 1974 starten die DDR-Bürger Erhard Schelter und Volker Hameister einen waghalsigen Fluchtversuch über die Ostsee, der in letzter Sekunde glückt...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Am 21. September 1974 ist Erhard Schelter entschlossen, schwimmend der DDR zu entkommen. Sein Ziel: der Leuchtturm Dahmeshöved in Schleswig-Holstein.
In der Dämmerung robben der 34 Jahre alte Schelter und sein zehn Jahre jüngerer Freund Volker Hameister über den Strand ins Wasser. Ihre Flucht über die Ostsee beginnt. Den ersten Kilometer legen sie schnorchelnd unter Wasser zurück, dann erst schalten sie die Taschenlampe ein, um einen Blick auf ihren Kompass zu werfen. Sie hoffen auf eine Meeresströmung, die sie auf die andere Seite der Lübecker Bucht bringen wird. Mit einer Leine sichern sie sich gegenseitig. Nach einer Stunde im 11 Grad kalten Wasser bemerken die Flüchtenden, dass hinter ihnen an der Küste starke Scheinwerfer die Wasserfläche ableuchten. Voller Angst schwimmen sie mit vollem Einsatz. Nach weiteren zwei Stunden ist Volker Hameister am Ende seiner Kräfte – er wird ohnmächtig. Erhard Schelter legt dem Erschöpften einen Schwimmkragen um und schleppt ihn an der Leine durch die Ostsee. Am frühen Morgen werden Schelter und Hameister von den Passagieren einer Skandinavien-Fähre im Wasser entdeckt. Der Kapitän dreht bei, lässt ein Rettungsboot zu Wasser. Gleichzeitig nähert sich ein Vorpostenboot der Nationalen Volksarmee den beiden Schwimmern. Der Fluchtversuch droht im letzten Augenblick zu scheitern. Da meldet sich per Bordlautsprecher der westdeutsche Kapitän der Fähre und herrscht die DDR-Soldaten an, die Rettung der beiden Schwimmer in internationalen Gewässern nicht zu behindern. Erhard Schelter und Volker Hameister werden gerettet.
In dem Doku-Drama "Über das Meer" erzählt Erhard Schelter, wie er die Flucht plante, wie er sie erlebte und weshalb er die DDR verlassen wollte. Autor und Regisseur Arend Agthe hat Schelter und seine Familie über mehrere Monate interviewt. Zusätzlich geben Archivbilder aus den 60er- und 70er-Jahren einen Einblick in das Leben in der DDR und zeigen, in welcher Zeit Schelter aufwuchs. Spielszenen rekonstruieren Schelters Vorbereitungen und die Flucht über das Meer.
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Filmkritik
Das Leben erzählt die spannendsten Geschichten. So ist es auch bei dieser wahren Geschichte, die dem Film zugrunde liegt. Im Jahr 1974 starten Erhard Schelter und ein Freund einen Fluchtversuch aus der DDR. Sie entscheiden sich, circa 30 Kilometer durch die Ostsee zu schwimmen und so das Gebiet der Bundesrepublik zu erreichen. Trotz des Wissens um die möglichen Gefahren, seien es die bewaffneten Grenztruppen, die auch von der Waffe Gebrauch machen oder der mehrjährigen Haftstrafe, die ihnen droht, falls sie aufgegriffen werden, wagen beide die gefährliche Flucht durch das 11 Grad kalte Meer. Doch was treibt Menschen dazu, solch einen Schritt zu wagen? Frau und Kind zurückzulassen in dem Bewusstsein, sie mehrere Jahre nicht zu sehen. "Über das Meer" ist mehr als die Rekapitulation einer Flucht, wie man sie aus diversen TV-Dokumentationen kennt. So wird nicht nur die dramatische Flucht erzählt und nachgestellt, sondern auch die Geschehnisse, die dazu führten, dass Erhard Schelter in Absprache mit seiner Frau diesen Weg nahm.
Es ist die scheinbar normale Geschichte eines jungen Mannes, der seine Jugend in der DDR der fünfziger und sechziger Jahre verbrachte. Nicht sonderlich angepasst, aber bei weitem nicht oppositionell eingestellt, spürt er die Eingriffe des Staates in die Persönlichkeit. Ist es anfangs noch die spießbürgerliche Einstellung der "Oberen" gegen das Tragen von Jeans, so wird ihm zunehmend der Weg zu seinem Traum versperrt. Er möchte zur See fahren, wird aber mehrmals abgelehnt aus politischen Gründen – zu unangepasst! Er wird von der Stasi als inoffizieller Mitarbeiter angeworben, liefert jedoch keine Informationen und gilt als unverlässlich. Nach einem Angriff der Stasi auf sich und seine Familie fällt dann der Entschluss zur Flucht.
Dieser Film erzählt stellvertretend das Leben in der DDR, wie es für viele gewesen ist. Permanente Bevormundung, die den Menschen nur die Wahl zwischen Angepasstheit oder dem Ertragen willkürlicher Sanktionen gelassen hat. Ein Staat, der die Zufriedenheit aller propagierte und die Menschen in vielen Situationen einfach nur gängelte, teilweise ohne offensichtliche Gründe. Die Stärke von "Über das Meer" ist nicht die spektakuläre Flucht, sondern das Porträt eines Mannes, der nicht weggehen wollte, aber schließlich keine andere Möglichkeit sah.
Fazit: "Über das Meer" ist eine spannende Dokumentation, die mehr erzählt als die dramatische Flucht eines Mannes. Der Film zeigt, wie es zu der Entscheidung zur Flucht kam.
Es ist die scheinbar normale Geschichte eines jungen Mannes, der seine Jugend in der DDR der fünfziger und sechziger Jahre verbrachte. Nicht sonderlich angepasst, aber bei weitem nicht oppositionell eingestellt, spürt er die Eingriffe des Staates in die Persönlichkeit. Ist es anfangs noch die spießbürgerliche Einstellung der "Oberen" gegen das Tragen von Jeans, so wird ihm zunehmend der Weg zu seinem Traum versperrt. Er möchte zur See fahren, wird aber mehrmals abgelehnt aus politischen Gründen – zu unangepasst! Er wird von der Stasi als inoffizieller Mitarbeiter angeworben, liefert jedoch keine Informationen und gilt als unverlässlich. Nach einem Angriff der Stasi auf sich und seine Familie fällt dann der Entschluss zur Flucht.
Dieser Film erzählt stellvertretend das Leben in der DDR, wie es für viele gewesen ist. Permanente Bevormundung, die den Menschen nur die Wahl zwischen Angepasstheit oder dem Ertragen willkürlicher Sanktionen gelassen hat. Ein Staat, der die Zufriedenheit aller propagierte und die Menschen in vielen Situationen einfach nur gängelte, teilweise ohne offensichtliche Gründe. Die Stärke von "Über das Meer" ist nicht die spektakuläre Flucht, sondern das Porträt eines Mannes, der nicht weggehen wollte, aber schließlich keine andere Möglichkeit sah.
Fazit: "Über das Meer" ist eine spannende Dokumentation, die mehr erzählt als die dramatische Flucht eines Mannes. Der Film zeigt, wie es zu der Entscheidung zur Flucht kam.
M.B.
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Besetzung & Crew von "Über das Meer"
Land: DeutschlandJahr: 2011
Genre: Drama, Dokumentarspiel, Historie
Kinostart: 16.01.2014
Regie: Arend Agthe
Darsteller: Erhard Schelter, Lisa Adler, Christian Arnold, Björn Bugri, Steffen Czech
Verleih: Basis-Film
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