Les Salauds - Dreckskerle (2013)
Les Salauds
Französisches Thriller-Drama: Supertankerkapitän Marco Silvestri wird von seiner verzweifelten Schwester Sandra dringend nach Paris gerufen - das Familiengeschäft ist untergegangen und ihr Ehemann hat Selbstmord begangen. Sandra hat den mächtigen Geschäftsmann Edouard Laporte als Schuldigen ausgemacht - doch sie hat selbst einige Geheimnisse...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
An Bord seines Frachtschiffs erreicht Kapitän Marco Silvestri (Vincent Lindon) ein Notruf seiner Familie aus Paris: Sein Schwager hat sich umgebracht und seine Schwester Sandra (Julie Bataille) weiß nicht mehr weiter. Denn die Schuhfabrik, die ihr Mann führte, ist pleite. Und ihre jugendliche Tochter Justine (Lola Créton) liegt im Krankenhaus: Sie wurde sexuell misshandelt. Marco mietet sich eine Wohnung im Haus, in dem auch Raphaëlle (Chiara Mastroianni), die Geliebte des schwerreichen Geschäftsmanns Edouard Laporte (Michel Subor), wohnt. Diesem nämlich gibt Sandra die Schuld am Unglück ihrer Familie.
Marco will helfen, stößt aber auf eine Mauer des Schweigens: Justine erzählt nichts, Sandra schwelgt in Selbstmitleid und braucht Geld. Er beginnt ein Verhältnis mit Raphaëlle, die von Laporte einen kleinen Sohn hat, und kommt nebenher Justines schrecklichem Geheimnis auf die Spur. Aber das Mädchen rennt aus dem Krankenhaus fort, und Laporte nimmt Raphaëlle den Jungen weg, als er von ihrer Beziehung mit Marco erfährt.
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Filmkritik
Die französische Regisseurin Claire Denis präsentiert mit "Les Salauds – Dreckskerle" einen verworrenen Thriller, der lose auf Akira Kurosawas "Die Bösen schlafen gut" aus dem Jahr 1960 basiert. Marco, der rettende Held, kommt als Kapitän zurück an Land und findet dort überall Abgründe vor. Er gibt alles, um seiner Nichte und seiner Schwester zu helfen, muss aber erkennen, dass sie sich selbst dagegen sperren.
Glückliche Familien kennt diese zutiefst düstere Geschichte nicht. Selbst der geschiedene Marco sieht seine Töchter nur, wenn sie auf Besuch kommen. Im Krankenhaus sagt ihm der Arzt, der seine Nichte behandelt, dass sie schwere Verletzungen an der Vagina hat. Seine Schwester sieht in Laporte den Täter: "Dieser Dreckskerl hat sie zu seinem Sexobjekt gemacht!" Am Anfang sah man Justine nackt, in Highheels durch die nächtlichen Straßen gehen. Würde der Film aber nur von einem Perversen handeln, müsste er für seinen Titel nicht die Mehrzahl verwenden. Dreck am Stecken haben etliche Protagonisten, wenn nicht sogar alle. Raphaëlle gibt Marco die Schuld daran, dass Laporte ihr den Sohn wegnimmt. Tatsächlich scheint es, als hätte Marco sie nur benutzt, um mehr über den Mann zu erfahren, an dem er sich rächen will. Und wieviel weiß Raphaëlle selbst über den Mann, dem sie ihr mütterliches Glück verdankt?
Der Thriller ist wahrhaftig ein Film noir, weil er tief in die Abgründe einer korrumpierten Gesellschaft eintaucht, Dinge an die Oberfläche holt, vor denen jeder die Augen verschließen will. Das Motiv der Nacht ist allgegenwärtig. Für Zeitsprünge, Erinnerungen oder Visionen verlässt der Film den linearen Erzählfluss genauso unvermittelt, wie er zu Nebenschauplätzen führt, die unergiebig bleiben. Wie Marco zerbricht man sich den Kopf und verirrt sich im Dunkeln.
Die Atmosphäre ist depressiv-morbide, liefert sich dem verstörenden Thema aus. Ein ständiger Strom schmerzlicher und bedrohlicher Klänge zieht die Geschichte mit wie ein Boot auf dem Wasser. Man geistert durch einen Traum, mit dem der Verstand nie ganz Schritt halten kann. Das wirkt bedeutungsschwanger und auch enttäuschend: Denn von einem Thriller erwartet man zielgerichtete Spannung. Und wenn der Held scheitert, dann nur, weil er sich vorher berechtigte Hoffnungen auf Erfolg machen konnte. Marco aber bleibt als Identifikationsfigur schwach, wird vom düsteren Szenario mitgerissen: Wäre er nicht Kapitän geworden, so lässt sich sogar mutmaßen, hätte ihn die Dunkelheit von Paris womöglich schon früher eingeholt.
Fazit: Der düster-morbide Thriller taucht tief in familiäre und gesellschaftliche Abgründe, wirkt aber bedeutungsschwanger und lässt zu vieles im Unklaren.
Glückliche Familien kennt diese zutiefst düstere Geschichte nicht. Selbst der geschiedene Marco sieht seine Töchter nur, wenn sie auf Besuch kommen. Im Krankenhaus sagt ihm der Arzt, der seine Nichte behandelt, dass sie schwere Verletzungen an der Vagina hat. Seine Schwester sieht in Laporte den Täter: "Dieser Dreckskerl hat sie zu seinem Sexobjekt gemacht!" Am Anfang sah man Justine nackt, in Highheels durch die nächtlichen Straßen gehen. Würde der Film aber nur von einem Perversen handeln, müsste er für seinen Titel nicht die Mehrzahl verwenden. Dreck am Stecken haben etliche Protagonisten, wenn nicht sogar alle. Raphaëlle gibt Marco die Schuld daran, dass Laporte ihr den Sohn wegnimmt. Tatsächlich scheint es, als hätte Marco sie nur benutzt, um mehr über den Mann zu erfahren, an dem er sich rächen will. Und wieviel weiß Raphaëlle selbst über den Mann, dem sie ihr mütterliches Glück verdankt?
Der Thriller ist wahrhaftig ein Film noir, weil er tief in die Abgründe einer korrumpierten Gesellschaft eintaucht, Dinge an die Oberfläche holt, vor denen jeder die Augen verschließen will. Das Motiv der Nacht ist allgegenwärtig. Für Zeitsprünge, Erinnerungen oder Visionen verlässt der Film den linearen Erzählfluss genauso unvermittelt, wie er zu Nebenschauplätzen führt, die unergiebig bleiben. Wie Marco zerbricht man sich den Kopf und verirrt sich im Dunkeln.
Die Atmosphäre ist depressiv-morbide, liefert sich dem verstörenden Thema aus. Ein ständiger Strom schmerzlicher und bedrohlicher Klänge zieht die Geschichte mit wie ein Boot auf dem Wasser. Man geistert durch einen Traum, mit dem der Verstand nie ganz Schritt halten kann. Das wirkt bedeutungsschwanger und auch enttäuschend: Denn von einem Thriller erwartet man zielgerichtete Spannung. Und wenn der Held scheitert, dann nur, weil er sich vorher berechtigte Hoffnungen auf Erfolg machen konnte. Marco aber bleibt als Identifikationsfigur schwach, wird vom düsteren Szenario mitgerissen: Wäre er nicht Kapitän geworden, so lässt sich sogar mutmaßen, hätte ihn die Dunkelheit von Paris womöglich schon früher eingeholt.
Fazit: Der düster-morbide Thriller taucht tief in familiäre und gesellschaftliche Abgründe, wirkt aber bedeutungsschwanger und lässt zu vieles im Unklaren.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Les Salauds - Dreckskerle"
Land: FrankreichJahr: 2013
Genre: Thriller, Drama
Originaltitel: Les Salauds
Länge: 83 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 26.12.2013
Regie: Claire Denis
Darsteller: Michel Subor als Edouard Laporte, Alex Descas als Dr. Béthanie, Chiara Mastroianni als Raphaëlle, Julie Bataille als Sandra, Vincent Lindon als Marco Silvestri
Kamera: Agnès Godard
Verleih: Real Fiction