Lovely Louise (2013)
Schweizer Komödie: Der Mittfünfziger André hat sein gesamtes Leben in den Dienst seiner Mutter gestellt, die einst eine Filmrolle in Hollywood für ihn ausschlug. Doch dann taucht ein Amerikaner auf, der behauptet ebenfalls Louises Sohn zu sein - und das festgefahrene Leben von André und sein Mutter kräftig durcheinander wirbelt...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 7 Besucher eine Bewertung abgegeben.
André (Stefan Kurt) ist schon Mitte 50, wohnt aber immer noch bei seiner Mutter Louise (Annemarie Düringer). Der Taxifahrer stellt sein ganzes Leben in den Dienst der rüstigen 80-Jährigen: Er kutschiert sie vom Café und vom Theater, wo sie eine kleine Rolle spielt, nach Hause, begleitet sie zur Wassergymnastik, gibt ihr eine Vollmacht für sein Konto. Selbst im Urlaub fährt er mit ihr jedes Jahr nach Benidorm, wie sie es möchte. Das einzige Vergnügen, das sich André gönnt, ist das Bauen von Modellflugzeugen in der Garage. Seinem Schwarm, der sympathischen Steffi (Nina Proll) von der Würstelbude, erzählt André, warum er sich der Mutter verpflichtet fühlt: Louise schlug einst in Hollywood eine große Filmrolle aus, um zu ihrem kleinen unehelichen Sohn heimzukehren.
In diese festgefahrene Zweisamkeit platzt nun ein dicker Amerikaner namens Bill (Stanley Townsend). Er behauptet, dass er ebenfalls Louises Sohn ist, aus einer unehelichen Verbindung mit einem Hollywood-Produzenten. Louise gibt zu, dass sie während ihres Amerika-Aufenthalts ein zweites Kind bekam, welches sie beim Vater zurückließ. Bill quartiert sich in der engen Wohnung ein und wird dem eifersüchtigen André suspekt: Er findet zwei Pässe in Bills Koffer und meint auch, dass ein weltmännischer Unternehmer, als der sich der neue Bruder ausgibt, nicht mit einem so großen Loch in der Socke herumläuft.
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Filmkritik
Die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli erfreute vor wenigen Jahren mit ihrer eidgenössischen Seniorinnenkomödie "Die Herbstzeitlosen" auch das deutsche Kinopublikum. Ihre neue Komödie "Lovely Louise" handelt ebenfalls von einer alten Dame und verfügt über einen ähnlichen schrägen Charme. Im Mittelpunkt der eher unscheinbar inszenierten Geschichte steht aber der verklemmte Sohn, der vor lauter Schuldgefühlen dabei ist, sein eigenes Leben zu verpassen. Die Abnabelung eines nicht mehr jungen Sohnes von seiner dominanten Mutter ist längst ein filmisches Klischee: Seit Loriots "Ödipussi" glaubt man, den Verlauf einer solchen Geschichte im wesentlichen voraussehen zu können. Oberli aber verpasst dem erwartbaren Muster einen schrägen, spannenden Dreh.
Sobald Mutters Anruf die erste sexuelle Annäherung von André und Steffi jäh beendet, ist klar: Der Mann muss sich entscheiden, wer künftig die Frau an seiner Seite sein soll. So einfach ist das aber nicht umzusetzen, und schon gar nicht in diesem Film. Denn hier ist es überraschenderweise nicht Steffi, sondern ein fremder Mann aus Amerika, der die Dinge wirklich ins Rollen bringt: Bill nistet sich fröhlich bei Louise und André ein, um das Familienleben nachzuholen, das er angeblich immer so schmerzlich vermisste. Wie André fortan zwischen Eifersucht und Mitleid mit Bill pendelt, zwischen Pflichtgefühl und Erleichterung, dass er nun abends auch mal ausgehen kann, wird mit augenzwinkerndem, feinem Humor erzählt. Annemarie Düringer spielt die alte Frau beeindruckend realistisch und gleichzeitig als schillernde Figur. Louise wirkt schon ziemlich tatterig, pflegt aber weiter erfolgreich ihre Allüren und ihren starken Egoismus. Bill ist bis zum Schluss eine Zwitterfigur: einerseits offenbar der verlorene Sohn, andererseits aber auch ein Hochstapler mit unklaren Motiven. Dass dieser Charakter so rätselhaft und schemenhaft gezeichnet bleibt, enttäuscht ein wenig.
Am stärksten wirkt die Schmunzelkomödie mit ihrem schweizerischen Dialekt, wenn André endlich ein Licht aufgeht. Und auch da widerspricht der hübsche kleine Film der Erwartung: Eine revolutionäre Erkenntnis, die das ganze Leben verändert, muss nicht hochdramatisch ablaufen. Das Gute siegt in dieser Geschichte über den Groll. Dabei widerspricht diese erstaunlich versöhnliche Haltung nicht dem skurrilen, frischen Gesamteindruck des Films.
Fazit: Bettina Oberlis neue Schweizer Komödie "Lovely Louise" löst eine klischeehaft ödipale Mutter-Sohn-Beziehung mit überraschend schrägen Einfällen auf. Der skurrile Humor verwandelt die an sich unspektakuläre Selbstbefreiung eines Mittfünfzigers in ansprechende Kinounterhaltung.
Sobald Mutters Anruf die erste sexuelle Annäherung von André und Steffi jäh beendet, ist klar: Der Mann muss sich entscheiden, wer künftig die Frau an seiner Seite sein soll. So einfach ist das aber nicht umzusetzen, und schon gar nicht in diesem Film. Denn hier ist es überraschenderweise nicht Steffi, sondern ein fremder Mann aus Amerika, der die Dinge wirklich ins Rollen bringt: Bill nistet sich fröhlich bei Louise und André ein, um das Familienleben nachzuholen, das er angeblich immer so schmerzlich vermisste. Wie André fortan zwischen Eifersucht und Mitleid mit Bill pendelt, zwischen Pflichtgefühl und Erleichterung, dass er nun abends auch mal ausgehen kann, wird mit augenzwinkerndem, feinem Humor erzählt. Annemarie Düringer spielt die alte Frau beeindruckend realistisch und gleichzeitig als schillernde Figur. Louise wirkt schon ziemlich tatterig, pflegt aber weiter erfolgreich ihre Allüren und ihren starken Egoismus. Bill ist bis zum Schluss eine Zwitterfigur: einerseits offenbar der verlorene Sohn, andererseits aber auch ein Hochstapler mit unklaren Motiven. Dass dieser Charakter so rätselhaft und schemenhaft gezeichnet bleibt, enttäuscht ein wenig.
Am stärksten wirkt die Schmunzelkomödie mit ihrem schweizerischen Dialekt, wenn André endlich ein Licht aufgeht. Und auch da widerspricht der hübsche kleine Film der Erwartung: Eine revolutionäre Erkenntnis, die das ganze Leben verändert, muss nicht hochdramatisch ablaufen. Das Gute siegt in dieser Geschichte über den Groll. Dabei widerspricht diese erstaunlich versöhnliche Haltung nicht dem skurrilen, frischen Gesamteindruck des Films.
Fazit: Bettina Oberlis neue Schweizer Komödie "Lovely Louise" löst eine klischeehaft ödipale Mutter-Sohn-Beziehung mit überraschend schrägen Einfällen auf. Der skurrile Humor verwandelt die an sich unspektakuläre Selbstbefreiung eines Mittfünfzigers in ansprechende Kinounterhaltung.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Lovely Louise"
Land: Deutschland, Schweiz, SpanienJahr: 2013
Genre: Komödie
Länge: 91 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 13.02.2014
Regie: Bettina Oberli
Darsteller: Stefan Kurt, Miro Svercel, Annemarie Düringer, Nina Proll, Michael Neuenschwander
Kamera: Stéphane Kuthy
Verleih: Frenetic Films AG
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