Die Frau, die sich traut (2013)
Deutsches Drama: Die 50-jährige Beate hat sich ihr Leben lang für andere aufgeopfert. Doch als sie eine beunruhigende medizinische Diagnose erhält, beschließt die ehemalige Leistungsschwimmerin, sich endlich einmal selbst einen Traum zu erfüllen: Sie will durch den Ärmelkanal schwimmen...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Beate (Steffi Kühnert), eine ehemalige DDR-Leistungsschwimmerin, erhält eine niederschmetternde Diagnose: Sie hat Gebärmutterhalskrebs in bereits fortgeschrittenem Stadium. An dieser Krankheit ist Beate aufgrund des jahrelangen Anabolika-Konsums zu DDR-Zeiten und etlicher Jahre ohne Vorsorgeuntersuchungen nicht unschuldig. Die Diagnose kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Ihre gestresste Tochter Rike (Christina Hecke) steht kurz vor dem Examen und bräuchte ihre Mutter jetzt mehr denn je, denn einer muss sich schließlich um Rikes kleine Tochter Lara kümmern. Für zusätzlichen Stress sorgt Beates unselbständiger Sohn Alex (Steve Windolf), der mit seiner Freundin Katrin (Anna Blomeier) noch bei Mama wohnt. Trotzdem nutzt Beate den tragischen Umstand der Erkrankung, um sich einen lange gehegten Lebenstraum zu erfüllen: Einmal den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Folglich verbringt Beate nun täglich mehrere Stunden zum Training in der Ostesee. Ganz zum Leidwesen der Kinder, die nichts von der Krankheit der Mutter wissen.
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Filmkritik
"Die Frau, die sich traut" ist ein typischer Fall und ein Paradebeispiel für die abgedroschene Floskel "weniger ist mehr". Dabei hätte Regisseur Rensing alle Trümpfe für ein deutschsprachiges Drama-Meisterstück in seinen Händen gehabt. Er selbst versteht das Regie-Handwerk ausgezeichnet und beherrscht das "Ein mal eins" der Dramaturgie vorzüglich, wie er mit seinem vor Energie und Leidenschaft strotzenden Film "Parkour" unter Beweis stellte. Dazu eine emotionale, mitreißende Story um eine ehemalige Leistungssportlerin, die mit 50 ihr Leben noch einmal komplett umstellt. Und schließlich die wunderbare Steffi Kühnert als fleißige, träumerische Wäschereiangestellte Beate, die ihr Leben und ihre Bedürfnisse bislang denen der Kinder unterordnete, sich aufopferungsvoll kümmerte und in allem zurücksteckte. Bis zur Krebs-Diagnose.
Das Problem des Films ist vor allem seine Fülle an wichtigen, handelnden Personen, mit all ihren unterschiedlichen, ganz individuellen Schwierigkeiten. Da ist natürlich Beate mit ihrem großen Lebenstraum (Ärmelkanal) und ihrem großen Geheimnis (Krebserkrankung). Da ist ihre beste Freundin Henni, die mit der psychischen Belastung leben muss, als einzige von Beates Krankheit zu wissen. Dann die Kinder, Rike und Alex. Die eine mit Examens-Stress und Auseinandersetzungen mit Tochter Lara. Der andere mit Beziehungs-Streitigkeiten, die unter dem Dach der Mama ausgetragen werden. Bei all den Protagonisten, die doch alle irgendwo auch Hauptpersonen sind, verliert man schon mal den Überblick. Hier prallt viel zu viel aufeinander.
Als zweites großes Manko sei die Unglaubwürdigkeit vieler Handlungen und Äußerungen vor allem von Beate genannt. Schwer zu glauben, dass eine leidenschaftliche Mutter, für die die Kinder bis dato alles im Leben war, von heute auf morgen alles stehen und liegen lässt, um ihre Zeit fast nur noch auf dem Ergometer-Trainer und schwimmend in der Ostsee zu verbringen. Krebs-Diagnose hin oder her. Oder dass es einem Menschen so leicht fallen kann, alle Gedanken an eine bevorstehende Chemotherapie-Behandlung zu verdrängen und trotz Erkrankung täglich viele Stunden in der eiskalten Ostsee Top-Leistung zu bringen. Und noch dazu, ohne ihrer Familie etwas von der schrecklichen Diagnose zu erzählen.
Dass "Die Frau, die sich traut" dennoch auf jeden Fall sehenswert geraten ist verdankt der Film eben jener bereits erwähnten großartigen Leistung von Steffi Kühnert und Rensings Gespür für einen schlüssigen, packenden Spannungsaufbau. Noch dazu sorgen die vielen genussvollen Dialoge und Streitgespräche in erster Linie zwischen Beate, Sohn Alex und dessen Freundin Katrin für viel Heiterkeit und lustige Momente bei all der Tragik und Schwere der Story. Katrin, schwanger und noch dazu genervt von den vielen Streitigkeiten, wird überzeugend verkörpert von der bezaubernden Anna Blomeier, die man vor allem aus Serien wie "Edel & Stark" und "SOKO Leipzig" kennt.
Fazit: Trotz einiger Unglaubwürdigkeiten in der Handlung und einer Übermenge an handelnden, wichtigen Protagonisten, ist "Die Frau, die sich traut" eine überzeugende, sehenswerte Tragikomödie geworden. Dem guten Ensemble und den knackigen Dialogen sei dank.
Das Problem des Films ist vor allem seine Fülle an wichtigen, handelnden Personen, mit all ihren unterschiedlichen, ganz individuellen Schwierigkeiten. Da ist natürlich Beate mit ihrem großen Lebenstraum (Ärmelkanal) und ihrem großen Geheimnis (Krebserkrankung). Da ist ihre beste Freundin Henni, die mit der psychischen Belastung leben muss, als einzige von Beates Krankheit zu wissen. Dann die Kinder, Rike und Alex. Die eine mit Examens-Stress und Auseinandersetzungen mit Tochter Lara. Der andere mit Beziehungs-Streitigkeiten, die unter dem Dach der Mama ausgetragen werden. Bei all den Protagonisten, die doch alle irgendwo auch Hauptpersonen sind, verliert man schon mal den Überblick. Hier prallt viel zu viel aufeinander.
Als zweites großes Manko sei die Unglaubwürdigkeit vieler Handlungen und Äußerungen vor allem von Beate genannt. Schwer zu glauben, dass eine leidenschaftliche Mutter, für die die Kinder bis dato alles im Leben war, von heute auf morgen alles stehen und liegen lässt, um ihre Zeit fast nur noch auf dem Ergometer-Trainer und schwimmend in der Ostsee zu verbringen. Krebs-Diagnose hin oder her. Oder dass es einem Menschen so leicht fallen kann, alle Gedanken an eine bevorstehende Chemotherapie-Behandlung zu verdrängen und trotz Erkrankung täglich viele Stunden in der eiskalten Ostsee Top-Leistung zu bringen. Und noch dazu, ohne ihrer Familie etwas von der schrecklichen Diagnose zu erzählen.
Dass "Die Frau, die sich traut" dennoch auf jeden Fall sehenswert geraten ist verdankt der Film eben jener bereits erwähnten großartigen Leistung von Steffi Kühnert und Rensings Gespür für einen schlüssigen, packenden Spannungsaufbau. Noch dazu sorgen die vielen genussvollen Dialoge und Streitgespräche in erster Linie zwischen Beate, Sohn Alex und dessen Freundin Katrin für viel Heiterkeit und lustige Momente bei all der Tragik und Schwere der Story. Katrin, schwanger und noch dazu genervt von den vielen Streitigkeiten, wird überzeugend verkörpert von der bezaubernden Anna Blomeier, die man vor allem aus Serien wie "Edel & Stark" und "SOKO Leipzig" kennt.
Fazit: Trotz einiger Unglaubwürdigkeiten in der Handlung und einer Übermenge an handelnden, wichtigen Protagonisten, ist "Die Frau, die sich traut" eine überzeugende, sehenswerte Tragikomödie geworden. Dem guten Ensemble und den knackigen Dialogen sei dank.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Die Frau, die sich traut"
Land: DeutschlandJahr: 2013
Genre: Drama
Länge: 98 Minuten
Kinostart: 12.12.2013
Regie: Marc Rensing
Darsteller: Steffi Kühnert als Beate, Jenny Schily als Henni, Christina Hecke als Rike, Steve Windolf als Alex, Lene Oderich als Lara
Kamera: Tom Fährmann
Verleih: X Verleih