Bonne nuit papa (2014)
Nach dem Tod ihres kambodschanischen Vaters begibt sich eine deutsche Dokumentarfilmerin auf Spurensuche in seine Vergangenheit und entdeckt ein Leben voller Brüche und innerer Einsamkeit.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der Dokumentarfilm von Marina Kem erzählt die Biografie ihres eigenen Vaters – einer Person, die ihr vertraut und fremd zugleich war. Denn der Ingenieur Dr. Ottara Kem, der 1965 zum Studieren in die DDR gekommen war, sprach mit seinen drei Töchtern nie über seine Heimat Kambodscha. Nach der Scheidung der Eltern verlor die älteste Tochter, Marina Kem, den Vater fast völlig aus den Augen. Die Versuche einer Wiederannäherung blieben schwierig und selbst eine gemeinsame Reise 1999 nach Kambodscha endete enttäuschend. Denn der Vater hatte sich weitgehend in ein Schweigen zurückgezogen, das der Tochter unerklärlich blieb. Erst kurz vor seinem Tod infolge einer Krebserkrankung öffnete sich der Vater seinen Töchtern gegenüber und erzählte ihnen von seiner Kindheit.
Marina und ihre Schwestern erfüllen ihm seinen Wunsch, in der Heimat bestattet zu werden. Die Filmemacherin spricht mit bisher unbekannten Familienangehörigen in Kambodscha und auch mit Weggefährten des Vaters in Deutschland. Sie findet Briefe, die der älteste Bruder des Vaters schrieb und Tagebucheinträge des Vaters selbst. Und sie setzt sich mit der schrecklichen Geschichte Kambodschas auseinander, die ihren Vater einst daran hinderte, wie geplant in seine Heimat zurückzukehren.
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Filmkritik
Die vielen Fragen, die Marina Kem an ihren kambodschanischen Vater hatte, konnte und wollte dieser ihr nicht selbst beantworten. Zu grundsätzlich war ihre Natur, zu groß die Kluft zwischen dem Erfahrungshorizont der in der DDR aufgewachsenen Tochter und des Vaters, dem die Jahrzehnte im Exil zunehmend die Sprache verschlugen. Mit ihrem Dokumentarfilm versucht sie, ihren Vater posthum besser kennen zu lernen. So gerät der Film zur zärtlichen Liebeserklärung einer Tochter an ihren Vater. Gleichzeitig verfolgt er die Geschichte einer kambodschanischen Familie bis zurück in die Zeit des Terrorregimes der Roten Khmer.
Dr. Ottara Kem kam als Abiturient 1965 mit einem Stipendium in die DDR, um Maschinenbau zu studieren. Nach der Promotion wollte er zurück nach Kambodscha, aber der Einzug der Roten Khmer 1975 machten diese Pläne zunichte. Er arbeitete also in Ostdeutschland in einem Kombinat für Landmaschinen, heiratete die deutsche Mutter seiner Tochter und bekam mit ihr zwei weitere Kinder. Aber dann folgten die Scheidung, die Wende und die Arbeitslosigkeit. Der Film lässt erahnen, welch große Einsamkeit diesen verschlossenen Mann umgeben haben muss, ohne ihm seine geheimnisvolle Aura zu rauben und ihn zu analysieren. Die Tochter hebt diese Einsamkeit aber auch stellvertretend für ihn auf, indem sie nach seinem Tod Kontakt zu dem kambodschanischen Familienzweig sucht und findet. Es gibt sehr bewegende Momente, wenn ein Cousin über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer erzählt, der auch der älteste Bruder von Ottara Kem zu Opfer fiel. Diesen kennt der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt bereits als liebevollen Briefeschreiber.
Auf der Bildebene besteht der Film aus Statements von Bekannten und Verwandten, Vor-Ort-Besuchen in Deutschland und Kambodscha, alten Familienfotos, Animationen sowie viel Archivmaterial. Anhand solcher Aufnahmen taucht Marina Kem tief in die DDR-Vergangenheit, aber auch in die Kambodschas ein. Die nicht-lineare Erzählung wechselt in spannender Montage zwischen Schauplätzen in beiden Ländern. Die Off-Erzählungen Marina Kems werden ergänzt von einer männlichen Stimme, die aus den Tagebuchaufzeichnungen des Vaters und den Briefen vorliest, die er erhielt. Im Laufe dieser spiralförmig sich verdichtenden Biografie wird immer deutlicher, wie viel Schmerzliches dieser Exil-Kambodschaner alleine verarbeiten musste, in einer Umgebung, in der er stets auch Außenseiter blieb. Umso mehr beeindruckt die Beharrlichkeit, mit der seine Tochter nun diese Isolation für ein faszinierendes Porträt aufbricht.
Fazit: Der berührende Dokumentarfilm von Marina Kem ist eine zärtliche posthume Spurensuche im Leben ihres kambodschanischen Vaters, der 1965 zum Studieren in die DDR kam und dort eine Familie gründete.
Dr. Ottara Kem kam als Abiturient 1965 mit einem Stipendium in die DDR, um Maschinenbau zu studieren. Nach der Promotion wollte er zurück nach Kambodscha, aber der Einzug der Roten Khmer 1975 machten diese Pläne zunichte. Er arbeitete also in Ostdeutschland in einem Kombinat für Landmaschinen, heiratete die deutsche Mutter seiner Tochter und bekam mit ihr zwei weitere Kinder. Aber dann folgten die Scheidung, die Wende und die Arbeitslosigkeit. Der Film lässt erahnen, welch große Einsamkeit diesen verschlossenen Mann umgeben haben muss, ohne ihm seine geheimnisvolle Aura zu rauben und ihn zu analysieren. Die Tochter hebt diese Einsamkeit aber auch stellvertretend für ihn auf, indem sie nach seinem Tod Kontakt zu dem kambodschanischen Familienzweig sucht und findet. Es gibt sehr bewegende Momente, wenn ein Cousin über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer erzählt, der auch der älteste Bruder von Ottara Kem zu Opfer fiel. Diesen kennt der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt bereits als liebevollen Briefeschreiber.
Auf der Bildebene besteht der Film aus Statements von Bekannten und Verwandten, Vor-Ort-Besuchen in Deutschland und Kambodscha, alten Familienfotos, Animationen sowie viel Archivmaterial. Anhand solcher Aufnahmen taucht Marina Kem tief in die DDR-Vergangenheit, aber auch in die Kambodschas ein. Die nicht-lineare Erzählung wechselt in spannender Montage zwischen Schauplätzen in beiden Ländern. Die Off-Erzählungen Marina Kems werden ergänzt von einer männlichen Stimme, die aus den Tagebuchaufzeichnungen des Vaters und den Briefen vorliest, die er erhielt. Im Laufe dieser spiralförmig sich verdichtenden Biografie wird immer deutlicher, wie viel Schmerzliches dieser Exil-Kambodschaner alleine verarbeiten musste, in einer Umgebung, in der er stets auch Außenseiter blieb. Umso mehr beeindruckt die Beharrlichkeit, mit der seine Tochter nun diese Isolation für ein faszinierendes Porträt aufbricht.
Fazit: Der berührende Dokumentarfilm von Marina Kem ist eine zärtliche posthume Spurensuche im Leben ihres kambodschanischen Vaters, der 1965 zum Studieren in die DDR kam und dort eine Familie gründete.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Bonne nuit papa"Jurybegründung anzeigen
Das Leben ihres Vaters erforschte Marina Kem, Autorin und Regisseurin vor allem nach dessen Tod, denn die Versuche, zu Lebzeiten etwasüber sein Heimatland und seine Jugend dort zu erfahren, scheiterten komplett. Papa blieb schweigsam, verschloss [...mehr]TrailerAlle "Bonne nuit papa"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Bonne nuit papa"
Land: DeutschlandJahr: 2014
Genre: Dokumentation
Länge: 100 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 29.01.2015
Regie: Marina Kem
Kamera: Notker Mahr, Oliver Neis, Henning Stirner, Sebastian Stobbe
Verleih: Drop-Out Cinema eG
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