On the Milky Road (2016)
Märchenhafte Farce: Ein Milchlieferant und eine italienischstämmige "Braut" fliehen während des Krieges in Ex-Jugoslawien vor einer Spezialeinheit.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der traumatisierte Milchmann Kosta (Emir Kusturica) geht während des Bürgerkrieges in Ex-Jugoslawien seiner Tätigkeit nach, indem er Tag für Tag auf seinem Esel die Frontlinien überquert. Die Ex-Sportlerin Milena (Sloboda Mićalović) ist verliebt in ihn und will ihn heiraten; zudem hat sie für ihren aus Afghanistan zurückgekehrten Bruder Žaga (Predrag Manojlović) eine italienischstämmige Frau (Monica Bellucci) als Braut besorgen lassen. Kosta und "die Braut" entwickeln alsbald Gefühle füreinander. Zuvor hatte diese eine Beziehung mit einem KFOR-General, der in seinem Liebeswahn seine Gattin tötete und ins Gefängnis kam. Als eine von ihm gesandte Truppe auftaucht und alles in Flammen setzt, fliehen Kosta und "die Braut" und erhalten dabei immer wieder die Unterstützung von Tieren. So kann Kosta seine Herzdame aus einem Brunnen befreien, da die Soldaten von einem weißen Schmetterling abgelenkt werden; später kommen den beiden noch viele weitere Wesen zu Hilfe.
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Filmkritik
"On the Milky Road" ist das neue Werk des 1954 in Sarajevo geborenen Filmemachers Emir Kusturica. Wie schon in dessen vorherigen Arbeiten – etwa in "Die Zeit der Zigeuner" (1988), "Arizona Dream" (1993) oder "Schwarze Katze, weißer Kater" (1998) – werden darin unzählige absurd-originelle Ideen präsentiert. Der auf "drei wahren Geschichten und vielen Fantasien" beruhende Mix aus einer Bürgerkriegs-Groteske mit Splatter-Elementen und einem märchenhaft gestalteten Liebes-Plot wird mit magischem Realismus geschildert: mal hektisch und grell, mal wunderbar kitschig – und mal beides zugleich.
So näht beispielsweise die Protagonistin, die stets nur "die Braut" genannt wird, dem Helden Kosta kurzerhand dessen abgeschossenes Ohr wieder an und singt dabei gefühlvoll ein romantisches Lied. Nicht minder bizarr und interessant sind der sch(m)erzhafte Kampf gegen eine große, bissige, österreichisch-ungarische Uhr und die Auftritte diverser Tiere, darunter ein Falke, eine Schlange, ein treuer Esel, etliche Gänse und Schafe sowie ein eitles, hüpfendes Huhn und ein überaus zutraulicher Braunbär. Kusturica und seine beiden Kameramänner Goran Volarević und Martin Šec fangen rauschende Volksfeste (zu den Balkan-Klängen von Kusturicas Sohn Stribor) ein; in der Kulisse eines Krankenzimmers, in welchem Regenwasser durch die Decke tropft, wird eine herrlich-komische Nummer vollführt, während die Flucht des zentralen Paares vor den Häschern des rabiaten Ex-Geliebten der "Braut" immer wieder mit poetischen Momenten angereichert wird: In einer Sequenz fliegen Kosta und seine Angebetete bei einem heftigen, nächtlichen Gewitter davon – in einer anderen schweben die beiden in vollendeter Eleganz einen Wasserfall hinunter. In den meisten Fällen funktioniert Kusturicas eigenwilliges ästhetisches Konzept überraschend gut; zuweilen – etwa im Finale auf einem Minenfeld – wirkt die Mischung aus Lyrischem und Brutalem aber auch recht unstimmig und irritierend.
In der Rolle des musikalisch begabten Milchmanns Kosta, der mit einem kleinen Schirm als Schutz vor dem Kugelhagel täglich auf seinem Esel die Bürgerkriegs-Frontlinie passiert und eine tragische Biografie mit traumatischen Erlebnissen hat, vermag Kusturica für sich einzunehmen. Ebenso verkörpert Monica Bellucci ("Irreversibel") ihren Part als "Braut" mit Hingabe. Wiederholt muss Kosta als Retter der "Braut" fungieren – doch auch diese zeigt Einsatz und Kraft, wenn sie ihren Geliebten nach einer Verletzung huckepack trägt, um voranzukommen. Für zusätzlichen Witz sorgt der serbische TV-Star Sloboda Mićalović als entschlossene Nebenbuhlerin Milena mit entfesselten akrobatischen Einlagen.
Fazit: Ein wilder cineastischer Eselsritt in außergewöhnlichen Bildern. Das Aufeinandertreffen von Magie und harscher Kriegswirklichkeit wird furios, jedoch nicht durchweg gelungen in Szene gesetzt; das Schauspiel überzeugt.
So näht beispielsweise die Protagonistin, die stets nur "die Braut" genannt wird, dem Helden Kosta kurzerhand dessen abgeschossenes Ohr wieder an und singt dabei gefühlvoll ein romantisches Lied. Nicht minder bizarr und interessant sind der sch(m)erzhafte Kampf gegen eine große, bissige, österreichisch-ungarische Uhr und die Auftritte diverser Tiere, darunter ein Falke, eine Schlange, ein treuer Esel, etliche Gänse und Schafe sowie ein eitles, hüpfendes Huhn und ein überaus zutraulicher Braunbär. Kusturica und seine beiden Kameramänner Goran Volarević und Martin Šec fangen rauschende Volksfeste (zu den Balkan-Klängen von Kusturicas Sohn Stribor) ein; in der Kulisse eines Krankenzimmers, in welchem Regenwasser durch die Decke tropft, wird eine herrlich-komische Nummer vollführt, während die Flucht des zentralen Paares vor den Häschern des rabiaten Ex-Geliebten der "Braut" immer wieder mit poetischen Momenten angereichert wird: In einer Sequenz fliegen Kosta und seine Angebetete bei einem heftigen, nächtlichen Gewitter davon – in einer anderen schweben die beiden in vollendeter Eleganz einen Wasserfall hinunter. In den meisten Fällen funktioniert Kusturicas eigenwilliges ästhetisches Konzept überraschend gut; zuweilen – etwa im Finale auf einem Minenfeld – wirkt die Mischung aus Lyrischem und Brutalem aber auch recht unstimmig und irritierend.
In der Rolle des musikalisch begabten Milchmanns Kosta, der mit einem kleinen Schirm als Schutz vor dem Kugelhagel täglich auf seinem Esel die Bürgerkriegs-Frontlinie passiert und eine tragische Biografie mit traumatischen Erlebnissen hat, vermag Kusturica für sich einzunehmen. Ebenso verkörpert Monica Bellucci ("Irreversibel") ihren Part als "Braut" mit Hingabe. Wiederholt muss Kosta als Retter der "Braut" fungieren – doch auch diese zeigt Einsatz und Kraft, wenn sie ihren Geliebten nach einer Verletzung huckepack trägt, um voranzukommen. Für zusätzlichen Witz sorgt der serbische TV-Star Sloboda Mićalović als entschlossene Nebenbuhlerin Milena mit entfesselten akrobatischen Einlagen.
Fazit: Ein wilder cineastischer Eselsritt in außergewöhnlichen Bildern. Das Aufeinandertreffen von Magie und harscher Kriegswirklichkeit wird furios, jedoch nicht durchweg gelungen in Szene gesetzt; das Schauspiel überzeugt.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "On the Milky Road"
Land: Großbritannien, Mexiko, USA, RusslandJahr: 2016
Genre: Drama
Länge: 125 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 07.09.2017
Regie: Emir Kusturica
Darsteller: Sloboda Micalovic, Dragana Atlija, Monica Bellucci, Natasa Ninkovic, Emir Kusturica
Kamera: Martin Sec
Verleih: Weltkino Filmverleih
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