The Riot Club (2014)
Posh
Britisches Drama von Lone Scherfig: Oxford-Neuling Miles ist hocherfreut, dass er in eine elitäre Studentenverbindung aufgenommen wird, fühlt sich jedoch etwas unwohl in seiner Haut, als das traditionelle Club-Dinner in ein wüstes Sauf- und Drogengelage ausartet.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Neustudent Miles (Max Irons) hat keine Schwierigkeiten, sich an der altehrwürdigen Universität von Oxford einzuleben. Gleich zu Beginn lernt er die sympathische Lauren (Holliday Grainger) kennen, die aus einer Arbeiterfamilie stammt und den etwas privilegierteren jungen Mann immer wieder in neckische Diskussionen über Schichtzugehörigkeiten verwickelt. Lange dauert es nicht, und die beiden sind ein Paar. Weniger vielversprechend ist der Start in Oxford für den zugeknöpften Alistair (Sam Claflin), der aus reichem Hause kommt und in die großen Fußstapfen seines allseits bekannten Bruders treten muss. Kurz nachdem er an einem Geldautomaten überfallen wird, trifft er auf einige Kommilitonen, die dem elitären Riot Club angehören, einer Studentenverbindung, die Exzess und Lebensgenuss zu ihrem Motto erhoben hat – und das schon vor Jahrhunderten. Da der erlauchte Zirkel gerade zwei neue Mitglieder sucht, dürfen Alistair und Miles den harten Aufnahmeritus absolvieren, meistern ihn mit Bravour und sollen beim alljährlichen Club-Dinner offiziell in die Gemeinschaft eingeführt werden. Wie Miles erkennen muss, nimmt die traditionelle Veranstaltung in einem Landgasthof vor den Toren der Stadt allerdings schnell einen bedenklichen Verlauf.
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Filmkritik
Großbritannien und seine Gesellschaftsstruktur scheinen es der dänischen Filmemacherin Lone Scherfig angetan zu haben. Auf ihre letzten Werke "An Education" und "Zwei an einem Tag", die sich bereits mit britischen Themen und Figuren befassten, folgt nun die Adaption des provokanten Theaterstücks "Posh", in dem die Autorin Laura Wade die Dekadenz und den Klüngel der britischen Oberschicht seziert. Im Zentrum dieser bitterbösen Abrechnung steht eine elitäre Studentenverbindung im vornehmen Oxford: der fiktive, aber realen Geheimgesellschaften nachempfundene Riot Club (als Vorbild diente wohl der legendäre Bullingdon Club, dem auch der jetzige Premierminister David Cameron angehörte), der seit Jahrhunderten existiert und lediglich den Söhnen wohlhabender Familien offen steht. Mit großem Eifer und ausgeprägtem Traditionsbewusstsein wird hier dem ausschweifenden Lebensstil gehuldigt, den sich der Freigeist und Genussmensch Lord Riot vor langer Zeit zu eigen machte. Höhepunkt eines jeden Jahres ist das berüchtigte Club-Dinner, bei dem die zehn Mitglieder vollkommen über die Stränge schlagen sollen.
Während sich das Bühnenstück fast ausschließlich auf diesen einen Abend konzentriert, weiten Scherfig und Wade, die selbst für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, das Bild in der Verfilmung aus. Zunächst lernt der Zuschauer die beiden Oxford-Frischlinge Miles (Max Irons, Sohn von Jeremy Irons) und Alistair (Sam Claflin) kennen, die sich ganz unterschiedlich in ihre neue Umgebung einfinden. Wie selbstverständlich baut Ersterer eine enge Beziehung zur Arbeitertochter Lauren (Holliday Grainger) auf und zeigt sich auch ansonsten sehr aufgeschlossen. Letzter hingegen hat mit familiären Erwartungen zu kämpfen und gibt sich anfangs eher zugeknöpft. Besserung ist erst in Sicht, als Alistair das Angebot erhält, dem geheimnisumwitterten Riot Club beizutreten, und damit ganz unerwartet Anerkennung erfährt. Miles, der ebenfalls aufgenommen werden soll, freut sich über diese Ehre, obwohl er eigentlich nicht viel für Schichtabgrenzungen übrig hat. Das zumindest versichert er seiner Freundin Lauren, die den Mitgliedern des elitären Zirkels äußerst skeptisch gegenübersteht.
An dieses Vorspiel, das im Theaterstück nicht zu finden ist, schließt im Mittelteil das legendäre Jahrestreffen in einem Landgasthof an, das – daran besteht nur wenig Zweifel – kein allzu schönes Ende nehmen wird. Sind die privilegierten Studenten einmal im Hinterzimmer der Lokalität versammelt, bricht sich das Chaos langsam Bahn. Auf verhältnismäßig harmlose Trinkspiele sollen sexuelle Ausschweifungen folgen. Doch als nicht alles nach Plan verläuft, schlägt die Stimmung unversehens um. Ausgelassenheit macht Platz für Aggressionen, und die sauber herausgeputzten Elitesprösslinge lassen auf einmal jegliche Form von Anstand hinter sich. Scherfig rückt ihren Figuren dabei beständig auf die Pelle, entlässt den Zuschauer nur sporadisch aus dem Separee und reproduziert auf diese Weise erstaunlich effektiv die klaustrophobische Atmosphäre der Bühnenvorlage.
In einem kleinen Raum sind wir gefangen mit intelligenten jungen Männern, die sich allerdings benehmen wie wilde Tiere und zu Hasstiraden gegen gewöhnliche Menschen ansetzen. Durch und durch befremdlich ist diese alkoholgeschwängerte Rückbesinnung auf alte, zweifelhafte Klassenschranken, die gerade in Großbritannien lange Zeit das Zusammenleben dominierten. Manchmal möchte man sich einfach abwenden, da das Verhalten der Protagonisten jeglicher Identifikationsgrundlage entbehrt. Gleichzeitig gelingt es dem Film aber auch, die ungeheure Kraft der Gruppendynamik spürbar zu machen, die selbst den gemäßigten Miles mit sich reißt. Während der anfängliche Sympathieträger zum hilflosen Mitläufer mutiert, blüht ausgerechnet Alistair fortwährend auf. Derjenige, der lange im Schatten anderer stand, wird nun zum Rädelsführer eines grotesk-ausufernden Gelages.
Sicherlich kann man Scherfig und Wade vorhalten, dass sie in erster Linie mit krassen Gegensätzen arbeiten und nur selten Rücksicht auf Grauabstufungen legen. Bewundernswert ist jedoch, mit welcher Konsequenz sie ihre Figuren demontieren, das Publikum distanzieren und uns am Ende keine wirkliche Erlösung gönnen (sieht man einmal von einem etwas halbherzigen Haltungsumschwung bei Miles ab). Bei aller Zuspitzung beinhaltet "The Riot Club" leider unleugbare Wahrheiten, ist der Mensch doch oftmals schnell bereit, auf Schwächere herabzublicken, wenn er sich dann ein wenig größer fühlen kann.
Fazit: Kammerspielartiges Drama rund um eine elitäre Studentenverbindung, das manchmal subtile Zwischentöne vermissen lässt, dafür aber sehr eindringlich zeigt, wozu Überlegenheitsdenken und eine fatale Gruppendynamik führen können.
Während sich das Bühnenstück fast ausschließlich auf diesen einen Abend konzentriert, weiten Scherfig und Wade, die selbst für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, das Bild in der Verfilmung aus. Zunächst lernt der Zuschauer die beiden Oxford-Frischlinge Miles (Max Irons, Sohn von Jeremy Irons) und Alistair (Sam Claflin) kennen, die sich ganz unterschiedlich in ihre neue Umgebung einfinden. Wie selbstverständlich baut Ersterer eine enge Beziehung zur Arbeitertochter Lauren (Holliday Grainger) auf und zeigt sich auch ansonsten sehr aufgeschlossen. Letzter hingegen hat mit familiären Erwartungen zu kämpfen und gibt sich anfangs eher zugeknöpft. Besserung ist erst in Sicht, als Alistair das Angebot erhält, dem geheimnisumwitterten Riot Club beizutreten, und damit ganz unerwartet Anerkennung erfährt. Miles, der ebenfalls aufgenommen werden soll, freut sich über diese Ehre, obwohl er eigentlich nicht viel für Schichtabgrenzungen übrig hat. Das zumindest versichert er seiner Freundin Lauren, die den Mitgliedern des elitären Zirkels äußerst skeptisch gegenübersteht.
An dieses Vorspiel, das im Theaterstück nicht zu finden ist, schließt im Mittelteil das legendäre Jahrestreffen in einem Landgasthof an, das – daran besteht nur wenig Zweifel – kein allzu schönes Ende nehmen wird. Sind die privilegierten Studenten einmal im Hinterzimmer der Lokalität versammelt, bricht sich das Chaos langsam Bahn. Auf verhältnismäßig harmlose Trinkspiele sollen sexuelle Ausschweifungen folgen. Doch als nicht alles nach Plan verläuft, schlägt die Stimmung unversehens um. Ausgelassenheit macht Platz für Aggressionen, und die sauber herausgeputzten Elitesprösslinge lassen auf einmal jegliche Form von Anstand hinter sich. Scherfig rückt ihren Figuren dabei beständig auf die Pelle, entlässt den Zuschauer nur sporadisch aus dem Separee und reproduziert auf diese Weise erstaunlich effektiv die klaustrophobische Atmosphäre der Bühnenvorlage.
In einem kleinen Raum sind wir gefangen mit intelligenten jungen Männern, die sich allerdings benehmen wie wilde Tiere und zu Hasstiraden gegen gewöhnliche Menschen ansetzen. Durch und durch befremdlich ist diese alkoholgeschwängerte Rückbesinnung auf alte, zweifelhafte Klassenschranken, die gerade in Großbritannien lange Zeit das Zusammenleben dominierten. Manchmal möchte man sich einfach abwenden, da das Verhalten der Protagonisten jeglicher Identifikationsgrundlage entbehrt. Gleichzeitig gelingt es dem Film aber auch, die ungeheure Kraft der Gruppendynamik spürbar zu machen, die selbst den gemäßigten Miles mit sich reißt. Während der anfängliche Sympathieträger zum hilflosen Mitläufer mutiert, blüht ausgerechnet Alistair fortwährend auf. Derjenige, der lange im Schatten anderer stand, wird nun zum Rädelsführer eines grotesk-ausufernden Gelages.
Sicherlich kann man Scherfig und Wade vorhalten, dass sie in erster Linie mit krassen Gegensätzen arbeiten und nur selten Rücksicht auf Grauabstufungen legen. Bewundernswert ist jedoch, mit welcher Konsequenz sie ihre Figuren demontieren, das Publikum distanzieren und uns am Ende keine wirkliche Erlösung gönnen (sieht man einmal von einem etwas halbherzigen Haltungsumschwung bei Miles ab). Bei aller Zuspitzung beinhaltet "The Riot Club" leider unleugbare Wahrheiten, ist der Mensch doch oftmals schnell bereit, auf Schwächere herabzublicken, wenn er sich dann ein wenig größer fühlen kann.
Fazit: Kammerspielartiges Drama rund um eine elitäre Studentenverbindung, das manchmal subtile Zwischentöne vermissen lässt, dafür aber sehr eindringlich zeigt, wozu Überlegenheitsdenken und eine fatale Gruppendynamik führen können.
Christopher Diekhaus
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Besetzung & Crew von "The Riot Club"
Land: GroßbritannienJahr: 2014
Genre: Drama
Originaltitel: Posh
Länge: 106 Minuten
Kinostart: 09.10.2014
Regie: Lone Scherfig
Darsteller: Natalie Dormer als Charlie, Sam Claflin als Alistair Ryle, Douglas Booth als Harry Villiers, Jessica Brown Findlay als Rachel, Max Irons als Miles Richards
Kamera: Sebastian Blenkov
Verleih: Prokino
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Die geheime Welt der Dining Societies:Cambridge, Oxford, kurz einfach "Oxbridge" genannt, sind die Kaderschmieden des Königreichs. Wer dort aufgenommen wird, dem steht die Welt offen. [...mehr] Doch unter den tausenden Studentinnen und Studenten gibt es noch eine viel exklusivere, geheime Welt, über die niemand spricht: Die Dining Societies.
Zum Beispiel der "Bullingdon Club" von 1780 in Oxford. Seine Mitgliederliste ist lang und voller Namen mit Klang: Der britische Premier David Cameron war ebenso dabei wie Schatzkanzler George Osborne und Londons Bürgermeister Boris Johnson. Bei den geheimen Treffen erhoben Männer ihr Glas, die später Macht und Einfluss in England hatten: Abgeordnete, Banker und CEOs, Barone, Lords und Prinzen - und mit Edward VII. und Edward VIII. auch zwei leibhaftige Könige.
Was den Club so berüchtigt macht, sind seine Rituale: Einmal jährlich treffen sich die "Members" zum totalen Exzess: Sie essen und trinken, bis sie nicht mehr können. Sie werden gewalttätig und nehmen das Restaurant komplett auseinander. Am Ende der Nacht holen sie ein dickes Geldbündel raus, denn sie können es sich leisten. In einer Nacht im Mai 1894, so wird berichtet, zerstörten Bullingdon Mitglieder alle Lampen und 468 Fenster des "Peck"-Gebäudes der Christ Church in Oxford. 1927, in einem offensichtlichen Mangel an neuen Ideen, taten sie es erneut. Seitdem dürfen sie sich in einem Umkreis von 15 Meilen von Oxford nicht mehr treffen.
"Die Geheimgesellschaften in Oxford sind so interessant, weil man wissen will, was sich hinter all diesen Turmspitzen und Fenstern aus Buntglas befindet", sagt Lone Scherfig, die Regisseurin von "The Riot Club". Die Dänin zeigt in ihrem neusten Film genau so einen Club. Und die Jungstars Englands, darunter Sam Claflin, Max Irons und Douglas Booth, verkörpern die Clubmitglieder.
Booth berichtet: "Wir haben ehemalige Mitglieder eines solchen Clubs in Oxford getroffen und ihnen das Drehbuch gezeigt. Sie meinten, die Realität sei weit schlimmer als das, was wir uns da ausgedacht haben."
Auf die gut geordnete britische Welt hatte Lone Scherfig bereits in "An Education" einen liebevollen und präzisen Blick geworfen. Kurze Zeit später hatte sie mit der Romanverfilmung "Zwei an einem Tag" einen großen Kinohit auch in Deutschland.
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