Matterhorn - Wo die Liebe hinfällt (2013)
Matterhorn
Niederländische Dramödie: Zwei sehr gegensätzliche Männer kommen sich in einem kleinen spießigen Örtchen zum Unmut der Dorfgemeinde langsam näher.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Fred (Ton Kas) ist ein unauffälliger Durchschnittsbürger, der in einem sittenstrengen niederländischen Dörfchen lebt, in welchem jede Abwesenheit vom Gottesdienst sofort Aufsehen erregt. Dabei ist Fred selbst der pedantischste von allen: Die Art, wie er seinen gesamten Alltag sorgfältigst ritualisiert und durchgeplant hat, wirkt schon neurotisch. Dieser Ordnungszwang nimmt spätestens dann quasi autistische Züge an, wenn Fred mal wieder Rouladen mit Kartoffeln und Bohnen vor sich auf dem Teller liegen hat und darauf wartet, dass es Punkt sechs Uhr schlägt, damit er endlich zu essen anfangen kann. Diese alltägliche Monotonie gerät mächtig ins Schwanken, als Fred den merkwürdigen Herumtreiber Theo (René van ´t Hof) bei sich aufnimmt. Während dem zurückgeblieben erscheinenden Theo das komplett durchgetaktete Leben gut tut, haucht die Anwesenheit des ungewöhnlichen Dauergastes Fred neues Leben ein. Auf einmal genehmigt er sich auch mal ein Schlückchen, bleibt vom Gottesdienst weg und fängt an konkret an seinem lang gehegten Traum zu arbeiten, einmal das Matterhorn zu besuchen. Um Geld für die Reise zu bekommen, tritt Fred zusammen mit Theo als Komiker bei Kindergeburtstagen auf. Allmählich entwickelt sich zwischen den beiden denkbar ungleichen Männern eine Freundschaft, die zusehends Züge einer Liebesbeziehung annimmt...
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Filmkritik
"Matterhorn" ist das Spielfilmdebüt des Autors und Regisseurs Diederik Ebbinge. Es ist ein Film der leisen Töne und der sehr genauen Beobachtungen. Viel gesprochen wird hier nicht und der Hintergrund der Charaktere enthüllt sich nur Stück für Stück. So wirkt das Verhalten von Fred und Theo, aber auch das anderer Personen, wie dem Dorfpastor, hochgradig skurril bis absurd. Erst gegen Ende hin offenbart sich, dass so manche vermeintliche Schrulle und auch so manche tatsächliche Andersartigkeit, durchaus nachvollziehbare Ursachen hat. Aber es geht Diederik Ebbinge weniger ums Erklären, als ums Aufzeigen von Besonderheiten. So vollzieht sich auch kein Prozess der "Heilung" hin zu einer unauffälligen Normalität, sondern ein Prozess der Bejahung und der Integration der Andersartigkeit. Als Theo mitten in einem Supermarkt auf dem Boden zu kriechen und wie ein Schaf zu mähen anfängt, so führt dies nicht zu einer unsäglichen Peinlichkeit, sondern zu einem fröhlichen Erstaunen über diese tolle "Nummer" und zu dem ersten Auftrag für einen Auftritt auf einem Kindergeburtstag. Im Verlaufe der Handlung wird auch immer deutlicher, dass Fred mit seinem zwanghaften Ordnungsstreben nicht nur die Erinnerung an seine bei einem Autounfall verunglückte Frau und Tochter in den Griff zu bekommen versucht, sondern sich auch in einem Akt der Selbstkasteiung von für ihn nicht akzeptablen Gefühlsregungen zu befreien versucht.
"Matterhorn" ist ein wahres Kleinod des Queer-Cinemas, dass die Frage der sexuellen Orientierung überschreitend für das Recht auf Andersartigkeit eintritt. Die eigentlichen Probleme entstehen hier aus dem Unwillen zur Akzeptanz von unbequemen Tatsachen, wie man lieber verdrängt. Die vordergründigen Probleme hingegen sind oft gar keine, wenn man sich und die anderen einfach so annimmt, wie jeder wirklich ist. Geschieht dies doch, dann können sich scheinbare Schwächen sogar als besondere persönliche Stärken offenbaren. Diese positive Botschaft wird dem Zuschauer jedoch keineswegs mit schulmeisterlicher Aufdringlichkeit unter die Nase gerieben. Dafür ist "Matterhorn" nicht nur viel zu charmant, sondern auch viel zu ver-queer.
Fazit: Der niederländische "Matterhorn" ist ein Film der leisen Töne und zugleich ein frech funkelndes Juwel des Queer-Cinemas. Auf charmant absurde Art zeigt der Film, dass menschliche Vielfalt auch in der tiefsten Provinz ihren Platz finden kann.
"Matterhorn" ist ein wahres Kleinod des Queer-Cinemas, dass die Frage der sexuellen Orientierung überschreitend für das Recht auf Andersartigkeit eintritt. Die eigentlichen Probleme entstehen hier aus dem Unwillen zur Akzeptanz von unbequemen Tatsachen, wie man lieber verdrängt. Die vordergründigen Probleme hingegen sind oft gar keine, wenn man sich und die anderen einfach so annimmt, wie jeder wirklich ist. Geschieht dies doch, dann können sich scheinbare Schwächen sogar als besondere persönliche Stärken offenbaren. Diese positive Botschaft wird dem Zuschauer jedoch keineswegs mit schulmeisterlicher Aufdringlichkeit unter die Nase gerieben. Dafür ist "Matterhorn" nicht nur viel zu charmant, sondern auch viel zu ver-queer.
Fazit: Der niederländische "Matterhorn" ist ein Film der leisen Töne und zugleich ein frech funkelndes Juwel des Queer-Cinemas. Auf charmant absurde Art zeigt der Film, dass menschliche Vielfalt auch in der tiefsten Provinz ihren Platz finden kann.
Gregor Torinus
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Besetzung & Crew von "Matterhorn - Wo die Liebe hinfällt"
Land: NiederlandeJahr: 2013
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Matterhorn
Länge: 87 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 09.01.2014
Regie: Diederik Ebbinge
Darsteller: Ton Kas, Porgy Franssen, Sieger Sloot, Elise Schaap, Alex Klaasen
Kamera: Dennis Wielaert
Verleih: Pro Fun Media