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Jeder stirbt für sich allein (2016)

Alone in Berlin

Verfilmung von Hans Falladas "Jeder stirbt für sich allein". Der Film basiert auf der wahren, von Hans Fallada kurz nach dem Krieg fiktionalisierten Geschichte eines einfachen Arbeiterklassenpaars, das es mit Hitler aufnahm.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.7 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


1940. Berlin feiert den Sieg über Frankreich, doch die meisten Bewohner der Stadt sind paralysiert durch die alle Lebensbereiche durchdringende Angst. Sieben Jahre Leben unter dem Nazi-Regime haben Spuren hinterlassen, haben bei den meisten Menschen das Schlechteste zum Vorschein gebracht. Der sinnlose Tod ihres einzigen Sohnes an der Westfront bringt das Berliner Arbeiter-Ehepaar Otto und Anna Quangel (Brendan Gleeson, Emma Thompson) dazu, gegen das totalitäre Nazi-Regime zu kämpfen. Auf schlichten Postkarten, die sie in Treppenhäusern, Fabrikhallen und Bahnstationen ablegen, rufen die Quangels zum Widerstand auf. Gestapo-Kommissar Escherich (Daniel Brühl) ist ihnen schnell auf den Fersen und zieht die Schlinge um die Widerständler immer enger. Der scheinbar aussichtslose gemeinsame Kampf gegen das Böse lässt Otto und Anna nach Jahren der Einsamkeit wieder zueinander finden und wird nicht nur deshalb am Ende nicht umsonst gewesen sein...

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse2 / 5

Dieses deutsche, aber auf Englisch mit internationalen Stars gedrehte Drama ist das perfekte Beispiel für einen Film, den man nicht gesehen haben muss, um ihn gesehen zu haben. Alles in diesem Werk spielt sich absolut überraschungsarm, brav, bieder, routiniert ab. Man weiß, wie es anfängt, man weiß, wie es weitergeht, man weiß, wie es endet. Und wenn Regisseur Vincent Perez einmal eine unerwartete Entscheidung trifft, ist es nicht unbedingt die richtige, wie die sehr diskutable Schlussszene zeigt.

Für einen Streifen, der ein Thema behandelt, bei dem es um Leben und Tod geht, ist das Ganze bedauerlicherweise ohne die Verve in Szene gesetzt, die beispielsweise ein Bryan Singer seinem "Operation Valküre" einspeiste. Spannung und Anspannung halten sich in Grenzen; auch die gesellschaftspolitische Dimension des Ganzen wird eher behauptet denn gezeigt. So wirkt das Ganze eher wie ein Räuber- und Gendarm-Spiel zwischen dem Ehepaar Quangel und dem ehrgeizigen, intelligenten Kriminalbeamten, der mit seinem Profiling seiner Zeit voraus scheint und seinen Vorgesetzten nur als Wichtigtuer vorkommt.

Doch abgesehen davon, dass der Film handwerklich einwandfrei und mit einer packenden Musik von Alexandre Desplat unterlegt ist, gibt es bei Talenten dieses Kalibers natürlich auch positive Aspekte. Emma Thompson und Brendan Gleeson machen nicht viele Worte, spielen das Ganze eher unterkühlt - und wirken absolut glaubhaft in ihren Rollen. Keine großen Reden, kein Spielen für die Kamera - das entspricht dem Ehepaar Quangel, die ja gerade deshalb so lange unentdeckt blieben, weil sie absolut angepasst schienen. Auch Daniel Brühl verkörpert seinen Part überzeugend: Sein kriminalistischer und unideologischer Ehrgeiz stößt ebenso an die Grenzen von NS-Partei und -Staat wie das Rechtsbewusstsein der Quangels - eine Parallele, die ihm schmerzhaft bewusst wird.

Auch andere Elemente hat Regisseur Perez gut hinbekommen: Das Gefühl einer ständigen Mobilisierung und Überwachung des Staates, die dem Bürger das ständige Gefühl geben muss, als Untertan in einer Bringeschuld zu stehen. Zugleich die Konkretisierung: Wer ist denn der "Staat"? Es sind ja gerade die Mitbürger der Quangels, die nur allzu willfährig der Obrigkeit zu Diensten sein wollen, wie ein Kind, das sich von seinen Eltern Lob erhofft. Den Triumph, den der Kriminalkommissar am Ende genüsslich ausspielt, besteht dann ja auch aus dem Umstand, dass von den von den Quangels verteilten Postkarten fast alle brav bei der Polizei abgegeben worden sind.

Ebenso treffend ist es, dass die Rollen der Autoritäten mit jüngeren Schauspielern besetzt sind. Der NS-Staat war der Staat der um 1900 geborenen, die Partei eine gegenüber den anderen bürgerlichen Weimarer Parteien prononciert junge Partei. Dass der erschossene Sohn der Quangels am Anfang des Films genauso jungenhaft wirkt wie die teilweise bubenhaften Polizisten (Brühl eingeschlossen), welche die Spur des Ehepaars verfolgen, ist eine der bitteren Pointen der Geschichte. Letztlich stützen diese jungen Männer ein System, das bis zum Schluss nicht zögern wird, sie genauso sinnlos zu opfern wie den Sohn der Quangels.

Fazit: Ein gut gespieltes, routiniert inszeniertes Drama, das einige Aspekte der Zeitgeschichte überzeugend transportiert, aber in seiner risikolosen Inszenierung absolut überraschungsarm und zu handzahm geraten ist - gerade, wenn man es an seiner erzählenswerten Handlung misst.




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Besetzung & Crew von "Jeder stirbt für sich allein"

Land: Deutschland
Jahr: 2016
Genre: Drama
Originaltitel: Alone in Berlin
Kinostart: 17.11.2016
Regie: Vincent Perez
Darsteller: Brendan Gleeson als Otto Quangel, Emma Thompson als Anna Quangel, Daniel Brühl als Escherich, Mikael Persbrandt als SS Offizier Prall, Katrin Pollitt als Eva Kluge
Kamera: Christophe Beaucarne
Verleih: X Verleih, Warner Bros.

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