Nebraska (2013)
US-Roadmovie: Der altersdemente Alkoholiker Woody Grant reist mit seinem Sohn Will Forte von Montana nach Nebraska. Dort will er einen Preis in Millionenhöhe abholen, von dem sein Sohn weiß, dass er gar nicht existiert...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der leicht altersdemente Woody Grant (Bruce Dern) ist überzeugt, dass er eine Million Dollar gewonnen hat, die er sich in Lincoln, Nebraska abholen muss. Also verlässt er beständig sein Zuhause und macht sich zu Fuß auf den Weg von Billing in Montana in den Südwesten – seinen Führerschein hat er schon eine Weile nicht mehr. Seine Frau Kate (June Squibb) hat langsam die Nase voll und droht mit einem Pflegeheim, seine Söhne Ross (Bob Odenkirk) und David (Will Forte) versuchen hingegen, ihn zur Vernunft zu bringen. Doch Woody ist stur, bedeutet der Gewinn doch, dass er sich seinen Traum von einem Pick-up-Truck und Kompressor erfüllen kann. Deshalb macht sich David, der selbst gerne eine Weile aus Billing herauskommen möchte, mit seinem Vater auf dem Weg, obwohl er weiß, dass der vermeintliche Millionengewinn lediglich eine Marketingfinte ist. David und Woody haben kein enges Verhältnis, sein Vater war oft unterwegs, ist schweigsam und seine Söhne haben ihm nicht verziehen, dass er so viel getrunken hat. Auch auf der Fahrt kann Woody nicht die Finger vom Alkohol lassen, also zwingt sie ein Zwischenfall zu einem Aufenthalt in Woodys alten Heimatort Hawthorne. Hier trifft David Teile seiner Verwandtschaft wieder – und erkennt vor allem, dass die Herzensgüte seines schweigsamen Vaters allzu oft ausgenutzt wird.
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Filmkritik
In David Lynchs "Straight Story" macht sich der alte Alwin mit seinem Rasenmäher auf den Weg von Iowa nach Wisconsin, um einen jahrzehntelangen Streit mit seinem Bruder zu beenden. Zwischendurch begegnet er Menschen, verändert sich und der Zuschauer kommt ihm näher. Das sind die typischen Motive des amerikanischen Roadmovies, in denen der Mythos des "on the road"-Seins gefeiert wird. Es geht nicht nur darum, von einem Ort zum anderen zu kommen, nein, das Reisen führt auch immer zu sich selbst. Auch Alexander Payne hat in "About Schmidt" bereits von der Reise eines Rentners (Jack Nicholson) erzählt, der mit dem Wohnmobil zur Hochzeit seiner Tochter fährt. In seinem neuen Film "Nebraska" geht es nun abermals um die Beziehungen von Vätern und zu ihren Kindern.
Ein älterer Mann kehrt in eine Kleinstadt zurück und trifft dort auf desillusionierte Familienmitglieder und alte Freunde. Vieles in "Nebraska" hat man bereits in ähnlichen Filmen gesehen, dennoch ist dieser Film anders. Alexander Payne gerät niemals in Gefahr, den Mittleren Westen nostalgisch zu verklären. Stattdessen nutzt er die Bekanntheit seiner Motive, um dem Zuschauer das Einfühlen in diese Welt zu erleichtern. Selbst in der Nähe aufgewachsen, kennt Payne die Gegend und die Menschen, so dass er den Mittleren Westen in eindrucksvolle Bilder fasst, zugleich aber die Verlorenheit und Einsamkeit dieser Landstriche ausdrückt. Zusammen mit dem Soundtrack wird die melancholische Stimmung des Films herausgestellt – nur schwarzweiß hätte er nicht sein müssen.
Alexander Paynes Stärke liegt vor allem in der Darstellung der Menschen. Als sich nun in Woodys Heimatort die Nachricht verbreitet, er habe eine Million Dollar gewonnen, ist erst die Freude groß, dann zeigt sich die wahre Natur der Menschen: Sie wollen etwas abhaben vom großen Kuchen und scheuen nicht vor falschen Behauptungen oder schamlosem Ausnutzen von Woodys Gutmütigkeit zurück. Allerdings haben sie die Rechnung ohne seine unverblümte Ehefrau gemacht, die nicht nur ihrem Mann und ihren Söhnen ohne zu zögern die Meinung sagt. Das sorgt für amüsante Momente, die aber in der Minderheit sind. "Nebraska" ist ein melancholischer Film, der insbesondere in den erinnernden und zurückblickenden Sequenzen überzeugt. Wenn Woody mit seinen Söhnen und seiner Frau sein altes Elternhaus besucht, das verlassen auf dem Grundstück steht, wird der Verfall, die Vergänglichkeit und die Veränderung versinnbildlicht – und man fühlt sich Woody und seiner Familie sehr nah.
Fazit: "Nebraska" erzählt vor allem von enttäuschten Hoffnungen, den Folgen von Entscheidungen und der Perspektivlosigkeit des Mittleren Westen. Die Bissigkeit von "About Schmidt" oder die Originalität von "The Descendants" erreicht der Film nicht, aber wer Alexander Paynes Filme bisher mochte, wird auch mit "Nebraska" zufrieden sein.
Ein älterer Mann kehrt in eine Kleinstadt zurück und trifft dort auf desillusionierte Familienmitglieder und alte Freunde. Vieles in "Nebraska" hat man bereits in ähnlichen Filmen gesehen, dennoch ist dieser Film anders. Alexander Payne gerät niemals in Gefahr, den Mittleren Westen nostalgisch zu verklären. Stattdessen nutzt er die Bekanntheit seiner Motive, um dem Zuschauer das Einfühlen in diese Welt zu erleichtern. Selbst in der Nähe aufgewachsen, kennt Payne die Gegend und die Menschen, so dass er den Mittleren Westen in eindrucksvolle Bilder fasst, zugleich aber die Verlorenheit und Einsamkeit dieser Landstriche ausdrückt. Zusammen mit dem Soundtrack wird die melancholische Stimmung des Films herausgestellt – nur schwarzweiß hätte er nicht sein müssen.
Alexander Paynes Stärke liegt vor allem in der Darstellung der Menschen. Als sich nun in Woodys Heimatort die Nachricht verbreitet, er habe eine Million Dollar gewonnen, ist erst die Freude groß, dann zeigt sich die wahre Natur der Menschen: Sie wollen etwas abhaben vom großen Kuchen und scheuen nicht vor falschen Behauptungen oder schamlosem Ausnutzen von Woodys Gutmütigkeit zurück. Allerdings haben sie die Rechnung ohne seine unverblümte Ehefrau gemacht, die nicht nur ihrem Mann und ihren Söhnen ohne zu zögern die Meinung sagt. Das sorgt für amüsante Momente, die aber in der Minderheit sind. "Nebraska" ist ein melancholischer Film, der insbesondere in den erinnernden und zurückblickenden Sequenzen überzeugt. Wenn Woody mit seinen Söhnen und seiner Frau sein altes Elternhaus besucht, das verlassen auf dem Grundstück steht, wird der Verfall, die Vergänglichkeit und die Veränderung versinnbildlicht – und man fühlt sich Woody und seiner Familie sehr nah.
Fazit: "Nebraska" erzählt vor allem von enttäuschten Hoffnungen, den Folgen von Entscheidungen und der Perspektivlosigkeit des Mittleren Westen. Die Bissigkeit von "About Schmidt" oder die Originalität von "The Descendants" erreicht der Film nicht, aber wer Alexander Paynes Filme bisher mochte, wird auch mit "Nebraska" zufrieden sein.
Sonja Hartl
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Besetzung & Crew von "Nebraska"
Land: USAJahr: 2013
Genre: Drama, Roadmovie
Länge: 115 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 16.01.2014
Regie: Alexander Payne
Darsteller: Angela McEwan, June Squibb, Stacy Keach, Missy Doty, Bob Odenkirk
Kamera: Phedon Papamichael
Verleih: Paramount Pictures Germany
Awards - Oscar 2014Weitere Infos
- Bester Film
Albert Berger, Ron Yerxa - Beste Regie - Alexander Payne
- Bester Hauptdarsteller - Bruce Dern
- Beste Nebendarstellerin - June Squibb
- Bestes Originaldrehbuch - Bob Nelson
- Beste Kamera - Phedon Papamichael
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