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Blau ist eine warme Farbe (2013)

La vie d'Adèle

Liebesdrama nach dem gleichnamigen Comic-Roman von Julie Maroh: Als die 15-jährige Adèle die Kunststudentin Emma trifft, ist es Liebe auf den ersten Blick. Bald werden die beiden ein Paar...Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.9 / 5

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Mädchen gehen mit Jungs aus – das stellt die 15-jährige Adèle zunächst nicht in Frage. Doch das ändert sich schlagartig, als sie Emma trifft. Die Künstlerin mit den blauen Haaren lässt sie ungeahnte Sehnsüchte entdecken, bringt sie dazu sich selbst zu finden, als Frau und als Erwachsene.

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Sehr nah bleibt die Kamera von Anfang bis Ende des knapp 180-minütigen Films "Blau ist eine warme Farbe" bei Hauptfigur Ad?le (Ad?le Exarchopoulos). Beständig fasst sie ihre Augen ein, ihr Gesicht und ihren Körper, fast erklärt sie ihr ihre Liebe. Dadurch entsteht vom ersten Bild an eine große Nähe zu Ad?le. Selbst wenn die Kamera in eine Gruppe eintaucht, um die Gespräche zu verfolgen, indem sie andere Gesichter zeigt, in der Gruppe umherkreist, kehrt sie immer wieder zu Ad?le zurück. Schließlich geht es in "Blau ist eine warme Farbe" von Abdellatif Kechiche ja auch – wie der Originaltitel "La vie d’Ad?le" deutlich macht – um ihr Leben.

Zu Beginn des Films ist Ad?le 15 Jahre alt. Sie geht zur Schule, trifft sich mit Freunden und hat einen Verehrer. Er sieht gut aus, kommt bei den Freundinnen gut an, also verabredet sie sich mit ihm und sie werden ein Paar. Allerdings fehlt Ad?le etwas, auch der Sex ist enttäuschend. Stattdessen träumt sie von einer jungen Frau mit blauen Haaren, die sie in der Stadt gesehen hat – und erwacht mit der Hand zwischen ihren Beinen. Das Eingeständnis, dass sie sich zu der jungen Frau hingezogen fühlt, irritiert sie, anfangs laufen sogar Tränen. Dann sucht Ad?le jedoch eine Lesben-Bar auf und begegnet der Frau mit den blauen Haaren wieder. Emma (Léa Seydoux) ist Kunststudentin und faszinierend selbstbewusst. Sie freunden sich an, kommen sich allmählich näher und werden ein Liebespaar. Der Film begleitet ihre Beziehung und ihre Entwicklung einige Jahre. Am Ende des Films ist Ad?le dann Anfang 20.

Dennoch ist "Blau ist eine warme Farbe" kein Coming-out- oder Coming-of-Age-Film, vielmehr erzählt Regisseur und Drehbuchautor Abdellatif Kechiche von den ersten Kapiteln im Leben einer jungen Frau. Ihr Weg zu sich selbst führt aber nicht über Malerei, Schriftstellerei oder einer anderen im Film typische Kunst des Selbstausdrucks, sondern über ihre Leidenschaft. Deshalb wird zwar beständig angedeutet, dass Ad?le Schwierigkeiten hat, sich diese Liebe anfangs vor sich selbst, später vor anderen einzugestehen, auch ist zu erahnen, dass sie durch ihre Homosexualität zu einer Außenseiterin in ihrer Clique wurde. Dieses Thema steht aber gleichberechtigt neben anderen partnerschaftlichen Problemen. Dazu gehören vor allem die Erwartungen an den anderen und die unterschiedliche soziale Herkunft von Ad?le umd Emma. Der Film vernachlässigt nicht, dass Ad?le aus der Mittelschicht, Emma aber eher der intellektuellen Oberschicht kommt. Vielmehr setzt er die Abendessen der jeweiligen Familien gegeneinander und kontrastiert die Austern von Emmas Stiefvater mit Spaghetti von Ad?les Vater. Einige Jahre später sind es dann diese Spaghetti, die Emmas Künstler-Freunde auf einer Party begeistern, auf der offensichtlich ist, dass Ad?le in Emmas Freundeskreis außen vor ist. Sie ist die Muse der Künstlerin, die ruhig daneben sitzt, während Emma über Egon Schiele und Gustav Klimt diskutiert. Während Ad?le sich weniger an ihrer Stellung als Emmas Aufmerksamkeit für eine andere Frau stört, kann Emma nicht verstehen, warum Ad?le mit ihrer Arbeit als Lehrerin zufrieden ist und keine höheren Ziele anstrebt. Hier stoßen ihre Erwartungen aneinander, aber ihre unterschiedlichen Ansprüche sind auch eine Folge ihres Aufwachsens in verschiedenen Umgebungen. Zugleich sind diese Szenen Beispiele dafür, wie viel Abdellatif Kechiche in seinem Film anspricht, ohne es die Figuren aussprechen zu lassen.

Ad?les Weg zu sich selbst führt über ihre Sinnlichkeit, deshalb scheint sie körperliche Nähe zu brauchen und die Kamera fasst ihren Körper oft ein. Auch die körperliche Anziehung zwischen Ad?le und Emma ist offen und ausführlich inszeniert. Jedoch ist "Blau ist eine warme Farbe" kein Film, der auf jene mittlerweile berühmte minutenlange Sex-Szene reduziert werden sollte. Sicher hätte sie kürzer sein können, allerdings sagen die Reaktionen auf diese Szene und ihre Bedeutung, die sie in der Rezeption des Films spielt, weit mehr über jene standardisierten und klinisch-reinen Sex-Szenen anderer Filme und die Haltung des Zuschauers aus. In diesen Bildern liegt mehr Sinnlichkeit und Natürlichkeit als in vielen anderen Sex-Szenen, die jeden Tag über die Kinoleinwände und Fernsehbildschirme flackern. Und sie ein Beispiel dafür, dass "Blau ist eine warme Farbe" ein körperlicher Film ist: Hier wird geschnieft, geschmatzt, geschrien und geweint, dabei darf auch mal der Rotz aus der Nase laufen.

Diese Natürlichkeit geht mit Ad?les Sinnlichkeit eine bestechende Verbindung ein, durch die fast alles in diesem Film weitaus mehr emotional als rational zu erfahren ist. Die wichtigsten Dinge bleiben unausgesprochen, sind aber dennoch zu spüren und in den Gesichtern der großartigen Hauptdarstellerinnen abzulesen. Insbesondere Ad?le Exarchopoulos ist schlichtweg großartig. Man begleitet sie in diesem Film beim Entdecken ihrer sexuellen Identität, kann förmlich sehen, wie sie sich verliebt, eifersüchtig und enttäuscht wird. Dadurch entsteht der Eindruck, Ad?le Exarchopoulos habe alles tatsächlich erlebt und spielt es nicht nur. Lea Sédoux setzt eine weitaus kontrolliertere Schauspielkunst dagegen, zusammen aber sind diese Frauen eines der wunderbarsten Liebespaare aller Zeiten. Zwischen Emma und Ad?le herrscht eine solche Anziehungskraft, dass man Zeuge ihrer Liebe auf den ersten Blick wird, die in einer wunderbaren Beziehung mündet. Jedoch ist auch diese Liebe nicht vor Alltäglichkeiten und Problemen gefeit, die hier mit einer großen Selbstverständlichkeit gezeigt werden. Deshalb ist "Blau ist eine warme Farbe" in erster Linie ein berührender Liebesfilm.

Fazit: Nach den vielen Diskussionen um den Film und den Vorwürfen der Hauptdarstellerinnen ist es kaum mehr möglich, ihm unvoreingenommen zu begegnen. Aber "Blau ist eine warme Farbe" hat es nicht verdient, lediglich auf die Sex-Szenen reduziert zu werden. Denn er ist ein leidenschaftlicher und hinreißender Film über die Liebe.




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Besetzung & Crew von "Blau ist eine warme Farbe"

Land: Frankreich
Weitere Titel: Blue Is the Warmest Color; La vie d'Adèle, chapitres 1&2
Jahr: 2013
Genre: Drama, Romantik
Originaltitel: La vie d'Adèle
Länge: 179 Minuten
Kinostart: 19.12.2013
Regie: Abdellatif Kechiche
Darsteller: Adèle Exarchopoulos, Léa Seydoux, Aurélien Recoing, Catherine Salée, Jeremie Laheurte
Verleih: Alamode Film, Central Film, Wild Bunch, Frenetic Films AG

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