Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (2023)

"Dungeons & Dragons": Diebische Freude

Bei den Namen Gary Gygax (1938–2008) und Dave Arneson (1947–2009) klingelt nichts bei Ihnen? Dann sind Sie wohl kein Fan von Pen-&-Paper-Rollenspielen. "Dungeons & Dragons" war das erste und ist bis heute das bekannteste. Gygax und Arneson brachten es 1974 auf den Markt. Unter Nerds ist das Abtauchen in Fantasywelten, in denen mithilfe von Stift, Papier, Würfeln und Regelwerken ausgedachte Abenteuer gemeistert werden, Kult, weshalb es in keiner Fernsehserie über Nerds – von "Voll daneben, voll im Leben" über "The Big Bang Theory" bis "Stranger Things" – fehlen darf. Doch keine Sorge, wenn die Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein das Rollenspiel nun aus dem Hobbykeller holen und mit Aplomb auf die große Leinwand bringen, dann ist das nicht nur für Nerds ein Riesenspaß.

Der nächste Versuch einer "D&D"-Adaption

Es ist nicht der erste Versuch, den Erfolg des Rollenspiels in andere Medien zu übertragen. Es gibt unzählige geglückte "D&D"-Computerspiele und drei völlig missratene Verfilmungen. Bereits der erste Kinofilm aus dem Jahr 2000 scheiterte trotz prominenter Besetzung krachend. Handlung und Dialoge waren so lachhaft wie die Computereffekte. Die Fortsetzung aus dem Jahr 2005 kam gar nicht erst in die Kinos, sondern erschien direkt auf DVD. Gleiches gilt für den dritten und bislang letzten Teil, der auf das Jahr 2012 datiert. Mit "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" drücken John Francis Daley und Jonathan Goldstein jetzt den Reset-Knopf und beweisen obendrein, wie gut die Adaption eines Rollenspiels funktionieren kann, wenn man's richtig anstellt.

Daley und Goldstein sind dafür das perfekte Gespann. Erstgenannter kam mit der Materie gleich zu Beginn seiner Karriere in Berührung. In der eingangs erwähnten, von Judd Apatow und Paul Feig erdachten Fernsehserie "Voll daneben, voll im Leben" spielte er eine der Hauptrollen. Im Original heißt sie "Freaks and Geeks" und Dalys Figur zählte zu letztgenannter Gruppe. Inzwischen ist der 1985 geborene Schauspieler hinter die Kamera gewechselt. Daley schreibt Drehbücher und führt gemeinsam mit seinem 16 Jahre älteren Kollegen Goldstein auch Regie. Bislang hat das Duo dem Kinopublikum die Komödien "Vacation - Wir sind die Griswolds" (2015) sowie "Game Night" (2018) beschert. Die beiden kennen sich also sowohl mit Reboots als auch mit durchgeknallten Spieleabenden aus.

Fantasy mit Hirn, Herz und Humor

Daley und Goldstein entführen ihr Publikum in eine Welt, die nicht nur in sich schlüssig ist, sondern sich auch ohne jegliche Vorkenntnisse erschließt. Selbst wer noch nie im Leben einen Fantasyfilm gesehen hat, wird alles verstehen. Mehr noch: Das Drehbuch, das das Duo gemeinsam mit Michael Gilio geschrieben hat, kommt ganz ohne ungelenk eingebaute Erklärungen aus. Alles ergibt sich vollkommen organisch aus der Handlung heraus, die so leichtfüßig wie schon lange nicht mehr bei einer Produktion dieses Ausmaßes über die Leinwand tänzelt.

Wo die computergenerierten Bilder dieses Blockbusters wiederholt zu wünschen übriglassen, punktet "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" in allen anderen Bereichen. Die Story steckt voller origineller Einfälle, voller Esprit und Ironie. Die leicht vertrottelten Charaktere sind liebenswert, die Dialoge pointiert. Vor allem aber nimmt sich der Film nicht zu Ernst. Chris Pine, Michelle Rodriguez & Co. drehen mächtig auf und hatten bei den Dreharbeiten offensichtlich richtig Spaß, der sich mühelos auf das Kinopublikum überträgt. Und Hugh Grant glänzt einmal mehr in seiner neuen Lieblingsrolle als schmieriger Fiesling. Dieser Fantasyfilm hat Hirn, Herz und Humor – und hoffentlich noch ein paar Fortsetzungen in petto.

Fazit: Die Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein vollbringen das Unmögliche: Sie beweisen, wie viel Potenzial in der Verfilmung eines Pen-&-Paper-Rollenspiels steckt, wenn man diese richtig anpackt. "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" hat alles, was das Herz eines Fantasyfans höherschlagen lässt, funktioniert aber auch für all jene Zuschauer prächtig, die noch nie in ihrem Leben einen Fantasyfilm gesehen haben. Die Mischung macht's! Abenteuer und Komik gehen in diesem Film die perfekte Kombination ein.