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FBW-Bewertung: Mistress America (2015)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Eine rasante, intelligente Komödie mit ernstem Hintergrund, die von zwei weiblichen Figuren, 18 und 30 Jahre alt, dominiert wird. Der Zuschauer lernt zwei Beinahe-Schwestern kennen. Beinahe deshalb, weil der einen Mutter und der anderen Vater, die sich per Internet kennen gelernt haben, heiraten wollen. Doch manchmal kommt es anders als gedacht. Es wird rasant erzählt, nahezu alles wirkt spritzig undglaubhaft.
Es treffen zwei Vertreterinnen der Generation heutiger junger Frauen aufeinander, die auf den ersten Blick bis hin zum Sich-Kleiden wenige Gemeinsamkeiten haben, nicht einmal die Haarfarbe. Anfangs scheint es eindeutig zu sein, wer die?Mistress America? ist, die den amerikanischen Traum von einem freien, selbst bestimmten Leben (sich) erfüllt. Natürlich ist es die temperamentvolle, kreative Brooke, deren Rolle von Greta Gerwig überzeugend dargestellt wird. Am Ende muss der Zuschauer dann entscheiden, ob es nicht zugleich die ruhige, immer erwachsener werdende Tracy ist, genauso überzeugend von Lola Kirke gespielt. Die Juroren fanden auch besonders wertvoll, dass die in New York angesiedelte Filmhandlung und die Lebenserwartungen der beiden jungen Frauen auch genau so in deutschen Großstädten vorstellbar wären. Für die Qualität des Filmes spricht auch neben der Kameraführung, die immer nah am Geschehen ist, die sorgfältige Ausstattung bis hin zur Kleidung und den Räumen.
Die beiden Gegenstimmen resultieren vor allem daraus, dass die eine oder andere Szene als etwas zu schrill empfunden wurde.
Dass Tracy Schriftstellerin werden will und alles, was sie erlebt, als Stoff für eine fiktive Erzählung verarbeitet, verleiht dem Film eine zusätzliche komische und ernste Note: Wie weit kann und darf die künstlerische Freiheit gehen? Da soll dann eine schwangere Rechtsanwältin für Steuerrecht gegen das noch unveröffentlichte Manuskript klagen, da fliegen lederne Taschen mit Texten im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Zugleich ermöglicht diese Konstellation die Stimme aus dem Off und ihre Kommentare.
Zum positiven Gesamteindruck tragen auch Nebenfiguren wie der Kinderarzt oder Brookes ehemaliger Freund und dessen Frau bei. Man kann schmunzeln, laut lachen, bedauern und sich freuen.
Wie schön, dass dies alles ohne ?Überlänge?, sogar in 84 Minuten passiert.




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