FBW-Bewertung: Hitman: Agent 47 (2015)
Prädikat wertvoll
Jurybegründung: Film und Video befruchten sich seit Jahrzehnten gegenseitig. Mittlerweile hat sich der Zuschauer daran gewöhnt, dass zeitgleich zum Film ein Spiel auf den Markt kommt. Oder beliebte Games den Weg auf die Leinwand finden. Die Mehrzahl der Adaptionen gehört wohl eher nicht zu den filmischen Highlights, was nicht zuletzt bloßer Variation der sehr einfachen Grundkonstellationen eines gewalttätigen Kampfes zwischen Gut und Böse geschuldet ist. In dieser Hinsicht überrascht das Regiedebüt des Werbefilmers Aleksander Bach positiv. Der Zuschauer wird in ein Wechselbad der Gefühle geschmissen, weil er lange nicht eindeutig zuordnen kann, wer denn nun als ?good? oder ?bad guy? einzustufen ist und die Fronten mehrmals wechseln.Das gilt auch für Agent 47 selbst. Er ist das Produkt von Versuchen sowjetischer Wissenschaftler, in der Ära des Kalten Kriegs eine künstliche Kampfmaschine in Menschengestalt zu erschaffen. Ursprünglich sollte Paul Walker diesen Part übernehmen, nach seinem Tod übernahm jedoch Rupert Friend, der sofort Empathie weckt.
Den glaubhaften Ausgangspunkt nutzt Bach für einen straighten und eleganten Hochglanz-Action-Thriller mit hohem Bleikugelgehalt. Und er weiß genau, was er tut, um die Erwartungen der Fans zu übertreffen. HITMAN: AGENT 47 ist gespickt mit meisterhaft choreografierten Verfolgungsjagden und Schusswechseln.
Bach liebt das Genre und setzt alle Stilmittel so wirkungsvoll ein, dass der Film selbst Maßstäbe im Genre setzt. Der spannende Action-Film besticht durch sein Rhythmusgefühl, die Musik setzt er stets so ein, dass sie die Stimmung der Szene entsprechend ihrer Funktion im Film unterstützt oder konterkariert. Und nicht zuletzt überzeugt der hohe Schauwert der amerikanisch-deutschen Koproduktion, die in Berlin und Singapur gedreht wurde.
Die Dialoge hätten in den Augen der Jury jedoch einen weiteren Schliff vertragen,und so ist es eher dem Spiel des Ensembles zu verdanken, dass das muntere Agentenspiel aufgeht. Hitman jagt im Auftrag eines asiatischen Mega-Konzerns seinen Erfinder, der vor Jahrzehnten abgetaucht ist. Niemand kennt seinen Aufenthaltsort. Einziger Anhaltspunkt ist Tochter Katia, die von wirren Erinnerungsfetzen geplagt in Berlin lebt. Doch Katia ist misstrauisch. Ein mysteriöser Fremder hat sie mehrmals vor den Schüssen des Hitman gerettet.
Die gemeinsame Flucht führt Katia und den Hitman schließlich nach Singapur, wo es zum finalen Showdown mit dem Konzernmanager kommt, der eine verbesserte Serie von Mörderklonen schaffen will. Nicht alle Widersacher finden ein endgültiges Ende, augenzwinkernd wird das Sequel bereits angekündigt. Und hier deutet der Film auch an, dass er inhaltlich einlösen will, was mehrmals verbal in den Raum geworfen wurde. Ist bei HITMAN durch den Kontakt mit Menschen eine Art künstliche Intelligenz entstanden, mit der er sich gegen das programmierte Killerprogramm wehrt?
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)