FBW-Bewertung: Mitgift - Ostdeutschland im Wandel (2014)
Prädikat wertvoll
Jurybegründung: Die Langzeitdokumentationüber Industrieanlagen in der ehemaligen DDR erstreckt sich über einen Zeitraum von 23 Jahren. Darin ist zu erkennen, welche Veränderungen Landschaft und Städte erlebt haben. Aber auch, welche Überzeugung die Menschen dazu getrieben hat, eine Veränderung in der politischen Situation der DDR herbeizuführen. In starken Bildern zeigt der Film, wie die Umwelt durch rücksichtslose Ausbeutung immer mehr als Lebensgrundlage für die Menschen zerstört wurde, wie auch die Menschen durch Emissionen immer weiter in Gefahr gerieten. Eindrucksvoll beschreibt eine Ärztin, in welch scheinbar auswegloser Situation sich viele Familien befanden. Die Industrie zerstörte zwar die Umwelt, bot aber gleichzeitig auch Arbeitsplätze, ohne die eine Lebensgrundlage nicht mehr gegeben wäre. Als starkes Beispiel wird Bitterfeld gezeigt, wo ein ungebremster Chlorverbrauch durch die Filmfabrik ORWO die Natur völlig aus dem Gleichgewicht brachte. So reist der Autor durchs Land und findet immer wieder Beispiele für ungebremste Zerstörung der Natur durch die Industrie. Der Film zeigt Menschen, die sich scheinbar in ihr Schicksal ergeben, keinen Ausweg kennen oder suchen. Er findet aber auch Menschen,die mit dieser Situation nicht zufrieden sind und sie verändern und verbessern wollen. Meist sind es Wissenschaftler, die sich lokal organisieren und als Mahner immer wieder versuchen, die Probleme den Politikern nahe zu bringen. Dass die verheerenden Folgen für Natur und Umwelt schließlich einstarker Antrieb waren, sich gegen die politischen Verhältnisse aufzulehnen, macht der Film an vielen Beispielen deutlich, ohne es direkt auszusprechen.Der Film weist eine große Zahl von Beispielen der Umweltzerstörung auf, zeigt aber auch die Verbesserung in den Jahren seit 1990. Diese einzelnen Episoden scheinen auf den Zuschauer einzustürmen, der Film zeigt wenig Struktur, sondern reiht ein Beispiel an das andere. Die Fülle der Informationen kommt ungefiltert und kaum überschaubar für den Zuschauer. Hier wäre die Unterstützung durch eine Topografie sicher hilfreich, auch eine kartografische Übersicht könnte Orientierung geben. Ein roter Faden oder ein erkennbares Konzept wurde hier vermisst. Die journalistische Leistung, die der Film erbringt, wird von der Jury ausdrücklich gewürdigt, auch die Bilder wurden als eindrucksvoll und teilweise überwältigend wahrgenommen. Insgesamt vermisste die Jury aber eine wirksame Dramaturgie, die dem Film zur Abrundung verholfen hätte.
Allerdings muss auch betont werden, dass die dokumentarische Leistung des Films einmalig ist. Diese Tatsache hat die Jury überzeugt, dem Film das Prädikat ?wertvoll? zu verleihen.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)