A World Not Ours (2012)
Aalam Laysa Lana
Sehr persönliche Dokumentation über das Leben dreier Generationen palästinenischer Flüchtlinge in Ain el-Helweh, einem seit mehr als sechs Jahrzehnten existierenden riesigen Flüchtlingslager im Libanon...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Seine Sommerferien verbringt Mahdi Fleifel jedes Jahr in Ain El-Helwe, dem palästinensischen Flüchtlingslager, in dem seine Familie seit über 60 Jahren im Libanon lebt. Ein riesiger Abendteuerspielplatz und jede Fußballweltmeisterschaft ein rauschendes Fest. Anhand von Home-Videos, die die Männer der Familie Fleifel seit Dekaden passioniert drehen, gibt der Film einen tiefen Einblick in das Leben im Exil. Die aktuellen Aufnahmen, die Treffen mit resignierten Jugendfreunden und dem starrköpfigen Großvater machen Fleifel und dem Publikum schmerzhaft klar, dass das Lager nur für diejenigen ein Sehnsuchtort sein kann, die es jederzeit verlassen dürfen.
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Filmkritik
Es gibt nicht viele Filme, die solch intime und private Einblicke in die täglichen Abläufe und das Leben innerhalb eines Flüchtlingslagers bieten wie die Dokumentation "A World not ours" des 1979 in Dubai geborenen Regisseurs Mahdi Fleifel. Anhand von privaten Videoaufzeichnungen kreiert er das bedrückende Bild vom Leben in einem der größten Flüchtlingslager des Nahen Ostens: von Ain El-Helwe im Libanon, in dem weit über 100.000 Palästinenser leben und auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen. "A world not ours" wurde 2013 auf der Berlinale mit dem Friedenspreis ausgezeichnet.
Fleifel selbst, der mittlerweile im weit entfernten, sicheren Dänemark lebt, begibt sich noch immer jedes Jahr in den Sommerferien in den Libanon, um seine Familienangehörigen im Lager zu besuchen. Diese harren seit Jahrzehnten dort aus. Fleifel verbrachte in den 80er-Jahren seine Kindheit in dem Lager, bevor ihm die Flucht nach Mitteleuropa gelang. Schon damals, in den 80er-Jahren, als Fleifel noch ein Kind war, lebten bereits knapp 70.000 Menschen in dem heillos überfüllten Lager. In der Zwischenzeit ist die Anzahl der Flüchtlinge auf 120.000 gestiegen. Um seine Besuche zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten, finden die Reisen in den Libanon niemals ohne Fleifels Videokamera statt. So sammelten sich im Laufe von zwölf Jahren (so lange filmt er bereits seine Besuche) Unmengen an Videoaufnahmen an, die einen authentischen, intensiven Einblick in das Leben innerhalb von Ain El-Helwe gewähren. Hinzu kommen die Videoaufzeichnungen von Fleifels Vater, der schon etwa 1985 anfing, das Treiben im Lager mit der Kamera festzuhalten.
Die Aufnahmen von Fleifel und seinem Vater verdeutlichen, dass es im Camp - trotz der unsicheren Zukunft der Lagerbewohner - bei weitem nicht nur traurig und missmutig zuging. Vor allem die Aufnahmen aus den 80er-Jahren machen klar, dass die Familien auch lustige und glückliche Momente gemeinsam erlebten und sie ihr Schicksal noch mehr zusammenschweißte. "A World not ours" zeigt Fleifel und seine jungen Freunde dabei, wie sie in den Ruinen ihrer zerstörten Häuser Krieg nachspielen oder in einer abgeschiedenen Ecke des Lagers Schießübungen mit gefundenen Gewehren machen. Dabei wurde es Fleifel dort nie langweilig, wie er etwa mit der Äußerung, Ain El-Helwe sei besser und abwechslungsreicher als Disneyland, klar macht. Im Lager lebt bis heute auch sein bester Freund Abu Eiad, der keine Arbeitserlaubnis hat und sich somit die Zeit mit dem Aushecken von Fluchtplänen vertreibt.
"Meine Freunde haben nie verstanden, wieso ich meine Sommerferien an einem Ort wie diesem verbringe", sagt Fleifel an einer Stelle des Films. Diese Äußerung macht genau den großen Unterschied zwischen ihm und seinen Angehörigen deutlich: Fleifel hat als Besucher des Camps jederzeit die Möglichkeit, dieses,sobald er will, wieder zu verlassen und in seine geschützte Welt zurückzukehren. Seine Freunde und Familie hingegen harren unterdessen weiter im Camp aus und hoffen auf Rückkehr, vielleicht in einigen Jahren, vielleicht aber auch nie. Ein beklemmendes Gefühl, dass sich den ganzen Film über einstellt.
Fazit: Persönlicher, äußerst intimer Einblick in eines der größten Flüchtlingslager des Nahen Ostens mit einer Vielzahl authentischer, privater Videoaufnahmen.
Fleifel selbst, der mittlerweile im weit entfernten, sicheren Dänemark lebt, begibt sich noch immer jedes Jahr in den Sommerferien in den Libanon, um seine Familienangehörigen im Lager zu besuchen. Diese harren seit Jahrzehnten dort aus. Fleifel verbrachte in den 80er-Jahren seine Kindheit in dem Lager, bevor ihm die Flucht nach Mitteleuropa gelang. Schon damals, in den 80er-Jahren, als Fleifel noch ein Kind war, lebten bereits knapp 70.000 Menschen in dem heillos überfüllten Lager. In der Zwischenzeit ist die Anzahl der Flüchtlinge auf 120.000 gestiegen. Um seine Besuche zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten, finden die Reisen in den Libanon niemals ohne Fleifels Videokamera statt. So sammelten sich im Laufe von zwölf Jahren (so lange filmt er bereits seine Besuche) Unmengen an Videoaufnahmen an, die einen authentischen, intensiven Einblick in das Leben innerhalb von Ain El-Helwe gewähren. Hinzu kommen die Videoaufzeichnungen von Fleifels Vater, der schon etwa 1985 anfing, das Treiben im Lager mit der Kamera festzuhalten.
Die Aufnahmen von Fleifel und seinem Vater verdeutlichen, dass es im Camp - trotz der unsicheren Zukunft der Lagerbewohner - bei weitem nicht nur traurig und missmutig zuging. Vor allem die Aufnahmen aus den 80er-Jahren machen klar, dass die Familien auch lustige und glückliche Momente gemeinsam erlebten und sie ihr Schicksal noch mehr zusammenschweißte. "A World not ours" zeigt Fleifel und seine jungen Freunde dabei, wie sie in den Ruinen ihrer zerstörten Häuser Krieg nachspielen oder in einer abgeschiedenen Ecke des Lagers Schießübungen mit gefundenen Gewehren machen. Dabei wurde es Fleifel dort nie langweilig, wie er etwa mit der Äußerung, Ain El-Helwe sei besser und abwechslungsreicher als Disneyland, klar macht. Im Lager lebt bis heute auch sein bester Freund Abu Eiad, der keine Arbeitserlaubnis hat und sich somit die Zeit mit dem Aushecken von Fluchtplänen vertreibt.
"Meine Freunde haben nie verstanden, wieso ich meine Sommerferien an einem Ort wie diesem verbringe", sagt Fleifel an einer Stelle des Films. Diese Äußerung macht genau den großen Unterschied zwischen ihm und seinen Angehörigen deutlich: Fleifel hat als Besucher des Camps jederzeit die Möglichkeit, dieses,sobald er will, wieder zu verlassen und in seine geschützte Welt zurückzukehren. Seine Freunde und Familie hingegen harren unterdessen weiter im Camp aus und hoffen auf Rückkehr, vielleicht in einigen Jahren, vielleicht aber auch nie. Ein beklemmendes Gefühl, dass sich den ganzen Film über einstellt.
Fazit: Persönlicher, äußerst intimer Einblick in eines der größten Flüchtlingslager des Nahen Ostens mit einer Vielzahl authentischer, privater Videoaufnahmen.
Björn Schneider
TrailerAlle "A World Not Ours"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "A World Not Ours"
Land: Dänemark, Großbritannien, LibanonJahr: 2012
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Aalam Laysa Lana
Länge: 93 Minuten
Kinostart: 18.09.2014
Regie: Mahdi Fleifel
Darsteller: Mahdi Fleifel
Kamera: Mahdi Fleifel
Verleih: MEC Film
ZusatzinformationAlles anzeigen
In keinem anderen Land ist die Situation palästinensischer Flüchtlinge so schlecht wie im Libanon. Etwas über die Hälfte der knapp halben Million Flüchtlinge sind in den zwölf Flüchtlingslagern der [...mehr] UNWRA (UN Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East) registriert. Sie kamen nach Vertreibung im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948, ein Rückehrrecht wird ihnen nicht gewährt. Die Genfer Flüchtlingskonvention wurde 1951 unterzeichnet. Die palästinensischen Flüchtlinge von 1948 fallen nicht unter deren Schutz. Ihr Rechtsstatus ist ungeklärt. Im Libanon dürfen sie weder Grund erwerben noch im öffentlichen Sektor arbeiten. Bis 2010 waren sie von 75 weiteren Berufen ausgeschlossen. Nun können ihnen Arbeitserlaubnisse im privaten Sektor erteilt werden. Laut UNWRA sind 56% der PalästinenserInnen im Libanon arbeitslos, die meisten von ihnen leben in den Lagern im Südlibanon, eins davon ist Ain El-Helwe. Zwei Drittel der palästinensischen Flüchtlinge sind arm, sie leben von unter 6$ am Tag.Im Zuge des syrischen Bürgerkrieges flohen fast alle palästinensischen Flüchtlinge Syriens, meist in den Libanon. Mit ihren Papieren bekommen sie keinen Aufenthalt und werden als einzige Flüchtlingsgruppe nach Syrien abgeschoben. Dennoch bleiben zig-Tausende, die u.a. in Lagern wie Ain El-Helwe Zuflucht finden. Die UNWRA spricht von 80% Arbeitslosigkeit und katastrophalen Zuständen in den ohnehin schon überfüllten Lagern.