Paris, Texas (1984)
Wim Wenders sensibles Independent-Road Movie feiert 40 Jahre nach Erscheinen seine WiederaufführungKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Vier Jahre nach seinem Verschwinden taucht der tot geglaubte Travis (Harry Dean Stanton) in einer Steinwüste nahe der mexikanischen Grenze auf. Ein Arzt benachrichtigt seinen Bruder Walt, der den erinnerungslosen und schweigsamen Mann in seinem Haus in L.A. aufnimmt. Bei Walt trifft Travis auch auf seinen siebenjährigen Sohn Hunter, der seit der Trennung seiner leiblichen Eltern bei seinem Onkel lebt. Zögerlich kehren Travis’ Erinnerungen zurück und auch sein zurückhaltender Sohn fasst langsam Vertrauen. Gemeinsam mit Hunter begibt sich Travis auf die Suche nach seiner verschollenen Frau Jane (Natassja Kinski): Es ist der Beginn einer abenteuerlichen Odyssee durch den kargen Südwesten Amerikas, bei der sich Travis und Hunter näher kommen, sie auch eine Suche nach einer verlorenen Familie Familie und die Konfrontation mit einer traumatischen Vergangenheit wird.
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Filmkritik
1984, vor 40 Jahren, erschien Wim Wender "Paris, Texas", inzwischen gilt der Film längst als zeitloser Klassiker. Er wurde in Cannes prämiert, machte Wenders zum Star und Harry Dean Stanton endgültig zur Hollywood-Ikone. Sogar Bands benannten sich nach dem Film bzw. seiner Hauptfigur (etwa die Rockgruppen Travis und Texas). Der Film ist so etwas wie der Archetyp des post-New Hollywood-Independentfilms, der sich in seiner Machart klar vom in den 80ern prominenten Blockbuster-Kino abhob.
Wenders erzählt "Paris, Texas" als eine Mischung aus Drama, Western und Road-Movie. Seine Hauptfigur ist der Einzelgänger Travis (Stanton), der sich selbst und sein Gedächtnis verloren hat. Der beinahe 2,5-stündige Film ist auch eine Reise Travis' zu sich selbst, eine langsame Konfrontation mit seinen Erinnerungen, Gefühlen, verdrängten Verletzungen, bei der das Publikum ihn begleiten darf, das nie mehr weiß, als er. Wenders inszeniert diese Selbstfindung - im wahrsten Sinne des Wortes - in einer Mischung aus sensibler Distanziertheit und vorsichtiger Intimität. Stanton verkörpert die seltsame Figur, diesen klassischen Antihelden, zu der man als Zuschauer erst Schritt für Schritt Zugang findet, auf bemerkenswerte Art und Weise. Ergänzt wird das Drama durch klar sichtbare und spürbare Western-Referenzen, die sich nicht nur im "lonesome rider" Travis zeigen, sondern auch in den Naturaufnahmen aus der Wüste. Und im bluesigen Soundtrack von Ry Cooder.
Nun ist "Parix, Texas" in seiner Gesamtheit ein sehenswerter, besonderer Film. Trotzdem lässt sich vor allem zu Beginn eine gewisse Trägheit der Erzählung nicht verleugnen. Ob als Stilmittel intendiert oder nicht - gerade die erste Hälfte des Films gestaltet sich etwas zäh. Wer dran bleibt, wird aber vor allem gegen Ende mit intensiven, durch hervorragendes Schauspiel getragene Sequenzen belohnt: Als Travis auf seinem Trip mit seinem Sohn seine Ex Jane ausfindig macht, kommt es zu einer filmisch genial konstruierten und kunstvoll inszenierten Konfrontation. Sie arbeitet inzwischen als Peepshow-Girl, von ihrer Seite aus kann sie die Kunden nicht sehen. Travis besucht sie mehrmals - und verarbeitet das Trauma der gemeinsamen Vergangenheit schließlich, indem er diese in Form einer Geschichte erzählt. Jane wird bewusst, wer am anderen Ende der Glasscheibt sitzt, für Travis ist es der finale Schritt, seine Erinnerungen wiederzufinden. Was der Möglichkeit eines Neubeginns die Tür öffnet.
Fazit: So ist "Paris, Texas" zwar ein in Momenten etwas zu langatmiges, aber äußerst sensibel erzähltes Drama, bestückt mit liebenswerten Antihelden, das von Verlust und Schmerz, aber auch von Vergebung, Karthasis und Neubeginnen erzählt, ohne dabei je kitschig oder melodramatisch zu werden. Schräg und liebenswert eben.
Wenders erzählt "Paris, Texas" als eine Mischung aus Drama, Western und Road-Movie. Seine Hauptfigur ist der Einzelgänger Travis (Stanton), der sich selbst und sein Gedächtnis verloren hat. Der beinahe 2,5-stündige Film ist auch eine Reise Travis' zu sich selbst, eine langsame Konfrontation mit seinen Erinnerungen, Gefühlen, verdrängten Verletzungen, bei der das Publikum ihn begleiten darf, das nie mehr weiß, als er. Wenders inszeniert diese Selbstfindung - im wahrsten Sinne des Wortes - in einer Mischung aus sensibler Distanziertheit und vorsichtiger Intimität. Stanton verkörpert die seltsame Figur, diesen klassischen Antihelden, zu der man als Zuschauer erst Schritt für Schritt Zugang findet, auf bemerkenswerte Art und Weise. Ergänzt wird das Drama durch klar sichtbare und spürbare Western-Referenzen, die sich nicht nur im "lonesome rider" Travis zeigen, sondern auch in den Naturaufnahmen aus der Wüste. Und im bluesigen Soundtrack von Ry Cooder.
Nun ist "Parix, Texas" in seiner Gesamtheit ein sehenswerter, besonderer Film. Trotzdem lässt sich vor allem zu Beginn eine gewisse Trägheit der Erzählung nicht verleugnen. Ob als Stilmittel intendiert oder nicht - gerade die erste Hälfte des Films gestaltet sich etwas zäh. Wer dran bleibt, wird aber vor allem gegen Ende mit intensiven, durch hervorragendes Schauspiel getragene Sequenzen belohnt: Als Travis auf seinem Trip mit seinem Sohn seine Ex Jane ausfindig macht, kommt es zu einer filmisch genial konstruierten und kunstvoll inszenierten Konfrontation. Sie arbeitet inzwischen als Peepshow-Girl, von ihrer Seite aus kann sie die Kunden nicht sehen. Travis besucht sie mehrmals - und verarbeitet das Trauma der gemeinsamen Vergangenheit schließlich, indem er diese in Form einer Geschichte erzählt. Jane wird bewusst, wer am anderen Ende der Glasscheibt sitzt, für Travis ist es der finale Schritt, seine Erinnerungen wiederzufinden. Was der Möglichkeit eines Neubeginns die Tür öffnet.
Fazit: So ist "Paris, Texas" zwar ein in Momenten etwas zu langatmiges, aber äußerst sensibel erzähltes Drama, bestückt mit liebenswerten Antihelden, das von Verlust und Schmerz, aber auch von Vergebung, Karthasis und Neubeginnen erzählt, ohne dabei je kitschig oder melodramatisch zu werden. Schräg und liebenswert eben.
Christian Klosz
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Besetzung & Crew von "Paris, Texas"
Land: Großbritannien, Frankreich, DeutschlandJahr: 1984
Genre: Drama
Länge: 139 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 25.07.2024
Regie: Wim Wenders
Darsteller: Harry Dean Stanton als Travis Henderson, Sam Berry als Tankstellenwärter, Bernhard Wicki als Doktor Ulmer, Dean Stockwell als Walt Henderson, Aurore Clément als Anne Henderson
Kamera: Robby Müller
Verleih: Studiocanal
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