FBW-Bewertung: Dido Elizabeth Belle (2013)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Dieser britische Spielfilm bietet dem Zuschauer Qualität in großem Umfang an, er ist im positiven Sinne 'very british'. 105 Minuten lang genießt der Betrachter sorgsam komponierte Bilder, erfreut sich an pointierten Dialogen, einer sorgfältigen Ausstattung und der Filmmusik (Händel, Bach), dargeboten vom Philharmonischen Orchester Prag. Trotz derdramatischen Handlung erhält der Zuschauer genügend Zeit zum Sehen, Hören, (Mit-)Fühlen und Nachdenken nicht nur über die bewegten Bilder, sondern auch über das Porträt der zwei Frauen im Film und im Original.Amma Asante ('A Way of Life') und ihr Produzent Damian Jones ('The Iron Lady')geben den großartigen Darstellern wie Gugu Mbatha-Raw in der Titelrolle, Penelope Wilton als Tante Mary oder Miranda Richardson als Lady Ashford breiten Raum, ihr darstellerisches Können zu entfalten. Es sind aber nicht nur diese drei und andere weibliche Protagonistinnen, die so herausragen, sondern auch die vorzüglich besetzten männlichen Rollen. Besonders hervorzuheben ist Tom Wilkinson als Lord Mansfield, dessen Mimik und Körpersprache diese Figur prägen, ihre inneren und äußeren Qualitäten und Widersprüche brillant ausgestalten. Man glaubt ihm auf der einen Seite, den liebevollen Ersatzvater für Dido zu sein und auf der anderen Seite den Obersten Richter zu repräsentieren, der das Gesetz und die Traditionen achtet, aber auch weiterentwickelt, um den britischen Staat zu stärken.
Nach all diesem Lob soll wenigstens kurz auch auf die Filmhandlung eingegangen werden: Sie wurde durch die wahre Geschichte der Dido Elizabeth Belle inspiriert und frei gestaltet. Dido ist die illegitime Tochter eines adligen Captains der Royal Navy, hervorgegangen aus einer Beziehung mit einer afrikanischen Sklavin. Ihr Vater übergibt sie 1769 ihrem aristokratischen Großonkel und dessen Frau für eine ihrem privilegierten Stand entsprechende Erziehung. Aber immer wieder bekommt sie zu spüren, dass sie eine 'Mulattin' ist, dass sie trotz ihres materiellen Reichtums nicht in die Tradition der Alteingesessenen passt. Doch im Laufe der Filmhandlung entwickelt sie sich zu einer Frau, die selbst entscheidet, was sie braucht und will, vor allem Gleichheit und Gerechtigkeit. Mit ihrer Entwicklung verknüpfen die Filmemacher weitere gelungene Handlungsstränge, auch eine Lovestory mit vorhersehbarem Ende und einem politischen Ausklang, der Mut macht und Geschichte geschrieben hat.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)