Die Nonne (2012)
La religieuse
Französisch-Deutsch-Belgisches Drama - Verfilmung des Romans "La Réligieuse" von Denis Diderot – ein Klassiker der französischen Aufklärung: Da sie unehelich geboren wurde, wird das Mädchen Suzanne gegen ihren Willen von ihren Eltern zu einem Leben hinter Klostermauern verpflichtet...User-Film-Bewertung :Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 7 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Suzanne Simonin (Pauline Etienne) ist ein reizendes, begabtes Mädchen aus gutem Haus. Aber anstatt wie ihre beiden älteren Schwestern als angesehenes Mitglied der Gesellschaft eine Familie zu gründen, haben ihre Eltern für Suzanne ein Leben im Kloster vorgesehen.
Sie verweigert jedoch das Gelübde und kehrt zurück zu ihren Eltern. Pater Castella (Marc Barbe) offenbart dem Mädchen daraufhin ihre Herkunft: Als uneheliches Kind ist sie einem Leben in Armut geweiht. Der Eintritt Suzannes ins Kloster soll die Mutter (Martina Gedeck) von einer weit in der Vergangenheit liegenden Schuld befreien.
Erschüttert von dieser Enthüllung tritt Suzanne schließlich ins Kloster ein. Für die junge Frau beginnt damit ein langer Kampf um Selbstbestimmung und für ihr individuelles Glück...
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Filmkritik
Mit "Die Nonne" versucht sich Regisseur Guillaume Nicloux ("Eine ganz private Affäre") in der Verfilmung eines Klassikers der französischen Literatur. Denis Diderots Aufklärungsroman, der 1796 posthum veröffentlicht wurde, bietet die Vorlage für Niclouxs neusten Film. Im Gegensatz zu Diderot, der eine fundamentale Kirchenkritik in seinem Roman formuliert, konzentriert sich Nicloux in seinem Film vorrangig auf die Persönlichkeit der Protagonistin Suzanne Simonin (Pauline Étienne). Eine Frau, die den Konventionen der Zeit trotzt, die in Gefangenschaft und trotz unmenschlicher Demütigungen für ihre persönliche Freiheit und Selbstbestimmung kämpft. Die Aktualität dieser Thematik liegt auf der Hand. Patriarchal geprägte Systeme, familiäre wie gesellschaftliche, existieren und verweigern individuelle Freiheit mit Begründung durch anachronistische "kulturelle Werte" und Sitten. Nicloux versteht es dabei gekonnt, Suzanne nicht als kämpferische Jean d’Arc darzustellen, sondern neben ihrer Standhaftigkeit auch die schwache Seite zu zeigen. Suzanne leidet nicht nur unter den Demütigungen und Grausamkeiten der sadistischen Mutter Oberin Christine (Louise Bourgoin), sondern auch unter der Entindividualisierung durch ein System, das jeden Fehltritt aufs schärfste sanktioniert. Und der Zuschauer leidet mit ihr. Nicloux vermeidet es dabei, ihren Leidensweg auf voyeuristische Art zu zeigen. Vielmehr arbeitet er bedacht mit Symbolik, wenn beispielsweise ein großes weißes Tuch mit einem roten Kreuz über sie gedeckt wird, während sie auf dem kalten Boden liegt. Ein Leichentuch, unter dem sie stöhnend die Augen verschließt.
Die gelungene Auswahl der Schauspieler ist eine weitere Stärke des Films. So war Pauline Étienne die perfekte Wahl für die Hauptrolle. Martina Gedeck glänzt in der Nebenrolle der Mutter und in der Rolle der Schwester Christine überzeugt Louise Bourgoin, die nicht auf Anhieb wie eine böse Mutter Oberin wirkt, eher sanft und strahlend – das genaue Gegenteil von ihrer Rolle. Deshalb aber umso glaubwürdiger.
Anders als die Verfilmung Jacques Rivettes, die 1966 nach ihrer Uraufführung in Cannes durch die französischen Behörden verboten wurde, wird dieser Film (glücklicherweise) nicht so hohe Wellen schlagen. Das Statement des Films, das Recht auf persönliche Selbstbestimmung, ist allerdings weiterhin aktuell.
Fazit: Ein bewegender Film mit großartigen Bildern über ein Thema, das über die Jahrhunderte immer noch aktuell ist. Mit grandioser Besetzung lädt "Die Nonne" zum Nachdenken ein.
Die gelungene Auswahl der Schauspieler ist eine weitere Stärke des Films. So war Pauline Étienne die perfekte Wahl für die Hauptrolle. Martina Gedeck glänzt in der Nebenrolle der Mutter und in der Rolle der Schwester Christine überzeugt Louise Bourgoin, die nicht auf Anhieb wie eine böse Mutter Oberin wirkt, eher sanft und strahlend – das genaue Gegenteil von ihrer Rolle. Deshalb aber umso glaubwürdiger.
Anders als die Verfilmung Jacques Rivettes, die 1966 nach ihrer Uraufführung in Cannes durch die französischen Behörden verboten wurde, wird dieser Film (glücklicherweise) nicht so hohe Wellen schlagen. Das Statement des Films, das Recht auf persönliche Selbstbestimmung, ist allerdings weiterhin aktuell.
Fazit: Ein bewegender Film mit großartigen Bildern über ein Thema, das über die Jahrhunderte immer noch aktuell ist. Mit grandioser Besetzung lädt "Die Nonne" zum Nachdenken ein.
M.B.
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Besetzung & Crew von "Die Nonne"
Land: Frankreich, Deutschland, BelgienWeitere Titel: the nun
Jahr: 2012
Genre: Drama
Originaltitel: La religieuse
Länge: 114 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 31.10.2013
Regie: Guillaume Nicloux
Darsteller: Gilles Cohen, Isabelle Huppert, Nicolas Jouhet, Pascal Bongard, Alexia Depicker
Kamera: Yves Cape
Verleih: Camino
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