Der böse Onkel (2011)
Schweizerisch-Deutsches Drama: Trix Brunner, alleinerziehende Mutter, beschuldigt den Sportlehrer, ihre Tochter sexuell belästigt zu haben. Das ganze Dorf ist empört - über die Mutter, die solches behauptet...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Vor zwölf Jahren ist Trix Brunner mit ihrer damals 5-jährigen Tocher Sarah aus der Stadt ins ländliche Aargau gezogen, weil sie wollte, dass ihre Tochter in einer "heilen" Umwelt groß wird. Heute aber gelten Mutter und Tochter noch immer als "Zugezogene" und damit Außenseiter im dörflichen Kosmos, was die scharfzüngige Trix nicht besonders stört, ihre pubertierende Tochter aber umso mehr.
Als Saskia eines Tages berichtet, dass ihr im Dorf hoch angesehener Sportlehrer Armin die Mädchen nackt Turnen lässt, begrapscht und mit ihnen duscht, ist Trix zutiefst empört und wendet sich an die Schullteiterin. Die aber sieht keinen Grund, dem Lehrer einen Vorwurf zu machen - schließlich wären viele Frauen im Dorf glücklich, würde der ehemalige Turmspringer Interesse an ihnen zeigen. Außerdem wisse Trix ja gar nicht, ob ihre Tochter sich alles nur ausgedacht habe...
Schnell wendet sich das ganze Dorf gegen Trix. Und auch Saskia ist sauer, nicht nur weil ihr Leben in der Schule immer unschöner wird, sondern auch, weil es mächtig an ihrem Selbstbewusstsein nacht, dass sie als einzige nie von Armin befummelt wurde...
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Filmkritik
"Der böse Onkel", geschrieben und inszeniert vom schweizerischen Filmemacher Urs Odermatt, feierte seine Deutschlandpremiere Ende vergangenen Jahres auf der Leipziger Filmkunstmesse, einem Festival für Arthousefilme - und war dort sicherlich nicht fehl am Platze. Denn "Der böse Onkel" erzählt seinen (scheinbar von einem tatsächlichen Missbrauchsfall in Aargau inspirierten) Plot um den Kampf einer Mutter gegen sexuellen Missbrauch ihrer Tochter nicht chronologisch, und schon gar nicht konventionell.
Immer wieder wird der nur in wenigen Spielszenen dargestellte Plot von allerlei surrealen, experimentellen, häufig auch selbstreferentiellen Spielereien unterbrochen: Da ergötzt sich ein splitternackter Lehrer, mit E-Gitarre vor dem hängendem Gemächt, in der Schuldusche an seiner eigenen eingebildeten Großartigkeit; Protagonisten sprechen wütende Monologe direkt in die Kamera; in Dialogszenen tauschen die Protagonisten von einem Schnitt auf den nächsten ihre Positionen; Darsteller werden inmitten des Drehteams ihren Text sprechend gezeigt; nackte Männer sitzen in übereinander gestapelten großen Pappkartons am Straßenrand. Hinzu kommen Mono- und Dialoge, die so schnell und spitz sind wie in alten Screwball-Comedys, allerdings um Lichtjahre gemeiner.
Neben dem Regisseur und seinen Cuttern, gebührt für dieses radikale und intelligenten, aber auch enorm anstrengende Spektakel auch den drei Hauptdarstellern großes Lob: Allen voran Miriam Japp als keifende am Ende zu Selbstjustiz greifende Mutter Trix Brunner, Paula Schramm als ihre pubertäre Tochter Saskia und Jörg-Heinrich Benthien, der herrlich schmierig und selbstverliebt den (nicht nur) grapschenden Sportlehrer gibt.
Guten Gewissens empfehlen kann man "Der böse Onkel" allerdings trotzdem nicht "normalen" Kinogängern die Wert auf weitestgehend herkömmlichen Erzählstil legen, sondern ausschließlich Arthouse-Fans mit Freude an formalen Experimenten.
Fazit: Radikal, intelligent - und ziemlich anstrengend. Nur für Arthouse-Fans.
Immer wieder wird der nur in wenigen Spielszenen dargestellte Plot von allerlei surrealen, experimentellen, häufig auch selbstreferentiellen Spielereien unterbrochen: Da ergötzt sich ein splitternackter Lehrer, mit E-Gitarre vor dem hängendem Gemächt, in der Schuldusche an seiner eigenen eingebildeten Großartigkeit; Protagonisten sprechen wütende Monologe direkt in die Kamera; in Dialogszenen tauschen die Protagonisten von einem Schnitt auf den nächsten ihre Positionen; Darsteller werden inmitten des Drehteams ihren Text sprechend gezeigt; nackte Männer sitzen in übereinander gestapelten großen Pappkartons am Straßenrand. Hinzu kommen Mono- und Dialoge, die so schnell und spitz sind wie in alten Screwball-Comedys, allerdings um Lichtjahre gemeiner.
Neben dem Regisseur und seinen Cuttern, gebührt für dieses radikale und intelligenten, aber auch enorm anstrengende Spektakel auch den drei Hauptdarstellern großes Lob: Allen voran Miriam Japp als keifende am Ende zu Selbstjustiz greifende Mutter Trix Brunner, Paula Schramm als ihre pubertäre Tochter Saskia und Jörg-Heinrich Benthien, der herrlich schmierig und selbstverliebt den (nicht nur) grapschenden Sportlehrer gibt.
Guten Gewissens empfehlen kann man "Der böse Onkel" allerdings trotzdem nicht "normalen" Kinogängern die Wert auf weitestgehend herkömmlichen Erzählstil legen, sondern ausschließlich Arthouse-Fans mit Freude an formalen Experimenten.
Fazit: Radikal, intelligent - und ziemlich anstrengend. Nur für Arthouse-Fans.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Der böse Onkel"
Land: Deutschland, SchweizJahr: 2011
Genre: Drama
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 11.04.2013
Regie: Urs Odermatt
Darsteller: Miriam Japp, Stephan Dierichs, Jörg-Heinrich Benthien, Paula Schramm, Paul Kaiser
Kamera: Markus Rave
Verleih: dejavu filmverleih
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