Roman Polanski: A Film Memoir (2012)
Dokumentation über Leben und Werk des Regisseurs Roman PolanskiKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
In langen persönlichen Gesprächen erzählt Polanski seinem Freund, dem Produzenten Andrew Braunsberg, seinen Lebensweg.
Der Film beleuchtet die einzelnen Stationen von Roman Polanskis unglaublichem Leben, angefangen von seiner Kindheit im Krakauer Ghetto, über die ersten Filme in Polen, den Umzug nach Paris, seine Karriere in Europa und Amerika, gekrönt mit einem Oscar für "Der Pianist", die Tragödie des Mordes an seiner schwangeren Frau Sharon Tate in Los Angeles, die Kontroversen um seine Verhaftung im Jahr 1977 bis hin zum heutigen Schaffen und Leben in Frankreich mit seiner Frau Emmanuelle Seigner.
Die Gespräche wurden während Roman Polanskis Aufenthalt in seinem Haus in Gstaad aufgezeichnet, wo er nach seiner Verhaftung auf dem Weg zum Zürich Film Festival in 2009 mehrere Monate lang unter Hausarrest der Schweizer Behörden stand.
Unterlegt und ergänzt werden die Gespräche mit Filmausschnitten und Making-of‘s, Nachrichten- und Presseausschnitten, privaten und exklusiven Fotos sowie Zeitdokumenten.
Der Film feierte seine Weltpremiere auf dem Zürich Film Festival in
Bildergalerie zum Film "Roman Polanski: A Film Memoir"
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Filmkritik
Als François Truffaut den britischen Regisseur Alfred Hitchcock über seine bis dahin weit über 50 Filme ausfragte, war noch nicht abzusehen, dass das Interview-Buch "Mr. Hitchcock! Wie haben sie das gemacht?" für die filmwissenschaftliche Fachwelt ein unumstößliches Werk werden sollte. Der Zuschauer konnte das erste Mal hinter die Maske des Genie-Regisseurs blicken und Verständnis für die Inhalte der Suspense-Filme erlangen. Oder waren Leser, wie der Autor Truffaut selbstm wieder nur einem verschlossenen Geist auf den Leim gegangen? In Hitchcocks Biographie von Donald Spoto "Die dunkle Seite des Genies" wurde der Eindruck erweckt, dass Hitchcock das Interview mit Truffaut wie einen Film inszenierte, steuerte und persönlichen Fragen auswich.
Gleiches könnte der Zuschauer im Jahre 2012 auch von der Interview-Dokumentation "Roman Polanski: A Film Memoir" erwarten, da nicht nur die Vorzeichen die gleichen sind – wieder interviewt ein Freund und Bekannter des Regisseurs den Filmemacher – sondern weil die Biographie hinter Polanskis Filmographie noch ein Stück weit brisanter ist, als es Hitchcocks verschleierte Vergangenheit war. Noch zu hell sind die Erinnerungen an Polanskis Festnahme in der Schweiz wegen einer 33 Jahre zurückliegenden Vergewaltigung in Amerika.
Doch die dunklen Vorahnungen bestätigen sich nicht: Die Verbindung zwischen Truffaut/Hitchcock und Bouzereau/Polanski sind vorhanden und "A Film Memoir" wirkt oft wie eine visualisierte Form des berühmten Interview-Bands von 1966. Doch Polanski gibt sich weder als verschlossenes Genie, noch als Selbstinszenierer, noch als eine Person, die sich von ihrer Schuld reinwaschen will. Polanski weicht keiner Frage aus, ist offen, ehrlich und selbstkritisch.
Regisseur und Interview-Führer Bouzereau tut von Beginn an gut daran, dass er die Dokumentation als Zufallsprojekt ohne klare Vorgabe betitelt und damit gleichsam unterstreicht, dass in dieser sehr persönlichen Dokumentation keine Stilisierung oder Statement-Hascherei stattfinden soll. Lediglich der Drang die bewegte Biographie eines hochbegabten Regisseurs zu ehren, bildet die Motivation des langjährigen Freundes, die man im Verlauf des Films nicht nur nachvollziehen kann, sondern von der man auch, trotz aller Skepsis, überzeugt wird. Denn Polanski wirkt motiviert über sein Leben Auskunft zu geben; sichtlich gerührt, wenn er über die schlimmen Tage im zweiten Weltkrieg berichtet und spielt mit nicht zu erwartenden offenen Karten, wenn er über die Anklage in den 70-er Jahren spricht. Denn gerade bei einem so brisanten Thema, welches in den Medien immer wieder hochgekocht wurde, könnte man nachvollziehen, wenn der Betroffene vor laufender Kamera keine ausführliche Berichterstattung vornehmen will. Diskret, nicht reißerisch, aber deutlich, wird aber auch dieses Thema angesprochen und ehrlich und offen, ohne den Versuch einer Rechtfertigung, von Polanski beantwortet. Polanski wirkt reumütig ohne sich zum Opfer zu stilisieren. Und das ist bei all den Tiraden, die man aus der Presse gehört hat, eine wichtige, wie unerwartete Botschaft.
Während der Film einen sehr guten Balance zwischen Biographie und Filmographie findet, ist es die Verbindung der beiden Elemente, die besonders beim Bildmaterial viel Freude bereitet. So blendet Bouzereau immer wieder passende Szenen aus Polanskis Werken ein, wenn dieser Anekdoten aus dem Nähkästchen erzählt: Ob dramatische Erlebnisse im Warschauer Ghetto oder heitere Momente in den Jahren nach dem Krieg. Der Zuschauer wird dadurch Zeuge, wie sehr Polanski seine Biographie, seine Erlebnisse auch in seinen Filmen einbrachte, um diese schrecklichen Momente filmisch zu verarbeiten.
Generell sind die Bilder sehr gut gewählt und der Wechsel zwischen Interview und Einspielern ist stimmig. Einzig einige wenige überschwängliche Überblenden, die unnötige Überdramatisierung und Pathos in die Bilder zaubern, schmälern die Klasse der Dokumentation, da der Film auf solche aufgesetzten Emotionen nicht angewiesen wäre: Wenn Polanski den Tränen nahe ist, wenn er vom Tod seiner Mutter in einem Konzentrationslager spricht, braucht der Zuschauer keine melodramatische Musik im Hintergrund, sondern kann die Gefühle und den Aufruhr im Regisseur auch so verstehen. Dass Polanski am Ende ein wenig reumütig die Frage stellt, ob bei den vielen Auf- und Abs, die sein Leben gelenkt hat, der freie Wille überhaupt existiere, könnte von einigen als Rechtfertigungsversuch abgestempelt werden – wirkt aber in der Konstellation und im Blick aufs Ganze nach einer ehrlichen und nachdenklichen Frage.
Fazit: Kein Selbstinszenierer, kein Strippenzieher Polanski: Die sehr subtile Dokumentation über Werke und Biographie des Regisseurs ist geprägt von ehrlichen Emotionen, die beim Zuschauer ganz ohne Pathos und Überdramatisierung wirken. Eine spannende Biographie, fabelhaft inszeniert und eingefangen. Für Fans ein Muss!
Gleiches könnte der Zuschauer im Jahre 2012 auch von der Interview-Dokumentation "Roman Polanski: A Film Memoir" erwarten, da nicht nur die Vorzeichen die gleichen sind – wieder interviewt ein Freund und Bekannter des Regisseurs den Filmemacher – sondern weil die Biographie hinter Polanskis Filmographie noch ein Stück weit brisanter ist, als es Hitchcocks verschleierte Vergangenheit war. Noch zu hell sind die Erinnerungen an Polanskis Festnahme in der Schweiz wegen einer 33 Jahre zurückliegenden Vergewaltigung in Amerika.
Doch die dunklen Vorahnungen bestätigen sich nicht: Die Verbindung zwischen Truffaut/Hitchcock und Bouzereau/Polanski sind vorhanden und "A Film Memoir" wirkt oft wie eine visualisierte Form des berühmten Interview-Bands von 1966. Doch Polanski gibt sich weder als verschlossenes Genie, noch als Selbstinszenierer, noch als eine Person, die sich von ihrer Schuld reinwaschen will. Polanski weicht keiner Frage aus, ist offen, ehrlich und selbstkritisch.
Regisseur und Interview-Führer Bouzereau tut von Beginn an gut daran, dass er die Dokumentation als Zufallsprojekt ohne klare Vorgabe betitelt und damit gleichsam unterstreicht, dass in dieser sehr persönlichen Dokumentation keine Stilisierung oder Statement-Hascherei stattfinden soll. Lediglich der Drang die bewegte Biographie eines hochbegabten Regisseurs zu ehren, bildet die Motivation des langjährigen Freundes, die man im Verlauf des Films nicht nur nachvollziehen kann, sondern von der man auch, trotz aller Skepsis, überzeugt wird. Denn Polanski wirkt motiviert über sein Leben Auskunft zu geben; sichtlich gerührt, wenn er über die schlimmen Tage im zweiten Weltkrieg berichtet und spielt mit nicht zu erwartenden offenen Karten, wenn er über die Anklage in den 70-er Jahren spricht. Denn gerade bei einem so brisanten Thema, welches in den Medien immer wieder hochgekocht wurde, könnte man nachvollziehen, wenn der Betroffene vor laufender Kamera keine ausführliche Berichterstattung vornehmen will. Diskret, nicht reißerisch, aber deutlich, wird aber auch dieses Thema angesprochen und ehrlich und offen, ohne den Versuch einer Rechtfertigung, von Polanski beantwortet. Polanski wirkt reumütig ohne sich zum Opfer zu stilisieren. Und das ist bei all den Tiraden, die man aus der Presse gehört hat, eine wichtige, wie unerwartete Botschaft.
Während der Film einen sehr guten Balance zwischen Biographie und Filmographie findet, ist es die Verbindung der beiden Elemente, die besonders beim Bildmaterial viel Freude bereitet. So blendet Bouzereau immer wieder passende Szenen aus Polanskis Werken ein, wenn dieser Anekdoten aus dem Nähkästchen erzählt: Ob dramatische Erlebnisse im Warschauer Ghetto oder heitere Momente in den Jahren nach dem Krieg. Der Zuschauer wird dadurch Zeuge, wie sehr Polanski seine Biographie, seine Erlebnisse auch in seinen Filmen einbrachte, um diese schrecklichen Momente filmisch zu verarbeiten.
Generell sind die Bilder sehr gut gewählt und der Wechsel zwischen Interview und Einspielern ist stimmig. Einzig einige wenige überschwängliche Überblenden, die unnötige Überdramatisierung und Pathos in die Bilder zaubern, schmälern die Klasse der Dokumentation, da der Film auf solche aufgesetzten Emotionen nicht angewiesen wäre: Wenn Polanski den Tränen nahe ist, wenn er vom Tod seiner Mutter in einem Konzentrationslager spricht, braucht der Zuschauer keine melodramatische Musik im Hintergrund, sondern kann die Gefühle und den Aufruhr im Regisseur auch so verstehen. Dass Polanski am Ende ein wenig reumütig die Frage stellt, ob bei den vielen Auf- und Abs, die sein Leben gelenkt hat, der freie Wille überhaupt existiere, könnte von einigen als Rechtfertigungsversuch abgestempelt werden – wirkt aber in der Konstellation und im Blick aufs Ganze nach einer ehrlichen und nachdenklichen Frage.
Fazit: Kein Selbstinszenierer, kein Strippenzieher Polanski: Die sehr subtile Dokumentation über Werke und Biographie des Regisseurs ist geprägt von ehrlichen Emotionen, die beim Zuschauer ganz ohne Pathos und Überdramatisierung wirken. Eine spannende Biographie, fabelhaft inszeniert und eingefangen. Für Fans ein Muss!
Lucas Curstädt
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Besetzung & Crew von "Roman Polanski: A Film Memoir"
Land: Deutschland, Italien, GroßbritannienJahr: 2012
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 23.08.2012
Regie: Laurent Bouzereau
Darsteller: Emmanuelle Seigner, Sharon Tate, Roman Polanski, Barbara Lass, Pawel Edelman
Kamera: Pawel Edelman
Verleih: Eclipse Film GmbH
ZusatzinformationAlles anzeigen
Kurzbiografie Roman PolanskiRoman Polanski wurde 1933 in Paris geboren. Seine Kindheit verlebte der Filmemacher in Krakau und Warschau. Schon in frühen Jahren war Polanski als Schauspieler [...mehr] tätig. Sein Regiestudium an der renommierten Filmhochschule in Lodz schloss er 1959 ab. Mit seinem Debütfilm DAS MESSER IM WASSER konnte Polanski sogleich internationale Aufmerksamkeit erregen. Es folgten Aufenthalte in Paris und London, wo die Filme EKEL, WENN KATELBACH KOMMT sowie TANZ DER VAMPIRE entstanden. Während der Dreharbeiten zu letztgenanntem lernte Polanski seine spätere Ehefrau Sharon Tate kennen, die 1969 von Anhängern des Sektenführers Charles Manson ermordet wurde. Ein Jahr zuvor war Polanski mit dem Kassenschlager ROSEMARIES BABY der Durchbruch in Hollywood gelungen. 1974 folgt mit CHINATOWN ein Meilenstein der Filmgeschichte. 1977 wurde Polanski in Los Angeles festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, sexuellen Kontakt mit einer Minderjährigen gehabt zu haben. Das Gerichtsverfahren fand unter großem medialen Interesse statt. Im Lauf des Verfahrens floh Polanski aus den USA nach London und später nach Paris.
Seit 1989 ist Polanski mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Seinen größten Erfolg hatte der Regisseur mit dem Film DER PIANIST im Jahr 2002, der sowohl den Oscar für die beste Regie als auch die Goldene Palme von Cannes gewann. 2011 verfilmte er das Theaterstück DER GOTT DES GEMETZELS von Yasmina Reza.
Quelle: Eclipse Film, Presseheft "Roman Polanski: A Film Memoir"