Banklady (2012)
Deutscher Krimi nach wahren Begebenheiten: Die Anfang 30-jährige Gisela Werler arbeitet Mitte der 1960er Jahre in einer Hamburger Tapentenfabrik. Ihr Kollege Uwe hat ei Auge auf sie geworfen, doch sie selbst ist mehr interessiert an seinem Bekannten Peter. Als sie herausfindet, dass die beiden gemeinsam Überfälle begehen, bietet sie Peter an, den Platz des ängstlichen Uwe einzunehmen. So wird Gisela die erste Bankräuberin Deutschlands...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Hamburg, Mitte der 1960er Jahre: Gisela Werler (Nadeshda Brennicke) führt ein tristes Leben als Arbeiterin in einer Tapetenfabrik. Mit Anfang 30 wohnt sie noch bei den Eltern. Ihr humorloser Arbeitskollege Uwe (Andreas Schmidt) umwirbt sie mit wenig Erfolg, aber sein Bekannter Peter (Charly Hübner) ist schon mehr nach ihrem Geschmack: ein Draufgänger und Genussmensch. Gisela entdeckt, dass die beiden als Bankräuber unterwegs sind. Sie bietet Peter an, an die Stelle des ängstlichen Uwe zu treten. Peter schickt sie auf Probe allein zum Ausrauben vor und wartet im Fluchtauto: So beginnt eine beispiellose Serie von 19 Überfällen. Die elegante, mit Perücke und Sonnenbrille getarnte "Banklady" sorgt als erste Bankräuberin Deutschlands für Schlagzeilen.
Doch Gisela ist nicht in erster Linie am Geld interessiert, sondern an Peter. Der verschweigt ihr, dass er in Wirklichkeit Hermann heißt, eine Frau und einen Sohn hat. Außerdem will er Geschäft und Gefühlsleben strikt trennen. Aber Gisela lässt nicht locker, bis sie sein Herz erobert. Kommissar Fischer (Ken Duken) ist inzwischen wegen der vielen Pannen und Misserfolge von dem Fall regelrecht besessen. Als sich seine Schlinge um das Paar dann doch zuzieht, wagt dieses seinen letzten und größten Überfall, in der Absicht, mit dem Geld in der Ferne ein neues Leben anzufangen.
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Filmkritik
Christian Alvarts "Banklady" ist ein ungewöhnlicher Spielfilm: Er erzählt die wahre Geschichte der ersten Bankräuberin in Deutschland, Gisela Werler, die in den Jahren 1965 bis 1967 Geldinstitute in Norddeutschland überfiel. Mit ihren Komplizen erbeutete sie dabei über 400.000 Mark. Sie wurde zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt, ihr Komplize Hermann Wittorff, der sie vor Gericht entlastete und sich als treibende Kraft ausgab, bekam vier Jahre mehr. Die beiden heirateten noch im Gefängnis und blieben bis an ihr Lebensende zusammen. Aus diesem Stoff macht Alvart eine an "Bonnie und Clyde" angelehnte Gangstergeschichte. Und dieses mutige Experiment eines Genrefilms, der in den bundesrepublikanischen Mief der Vor-68er-Zeit eingebettet ist, funktioniert tatsächlich.
Alvart selbst sieht als Motiv für Gisela Werlers Bankräuberkarriere ihre Sehnsucht nach Freiheit. Nicht nur ihr kleinbürgerliches Milieu, die ganze Gesellschaft ist erschreckend frauenfeindlich. Niemand traut Gisela auch nur das Geringste zu: die verbitterten Eltern nicht, die sie unterstützen muss, Peter nicht, der ihre aufmüpfigen Wünsche zunächst nur belustigt registriert, Hauptkommissar Kaminski (Heinz Hoenig) erst recht nicht. Eine Frau, die eine Bank überfällt? Für den Ermittler alter Schule muss es sich um eine Prostituierte handeln, auf keinen Fall aber um eine Person mit Grips. Und auch in der Bank betrachten die Männer hinter dem Schalter die Räuberin mit dem Kopftuch zunächst nur als arme Spinnerin. Diese brenzlige Situation, in der man mit Gisela mitfiebert, ist nur eine von vielen, die sehr aufregend inszeniert werden. Alvart führt einen auch schon mal genüsslich hinters Licht: Vorhersehbar ist hier im Einzelnen nichts.
Der junge Kommissar Fischer, der bei Scotland Yard ausgebildet wurde, ist eine für den Film erfundene Person. Alvart verstrickt ihn in einen verbissenen Machtkampf mit Gisela, die ihn persönlich herausfordert, indem sie sogar in sein Büro eindringt. Ken Duken, Heinz Hoenig und Charly Hübner spielen die kräftig konturierten Männercharaktere beeindruckend. Und doch ist "Banklady" in erster Linie ein Film über eine starke Frau. Gisela verkleidet sich für ihre Überfälle betont modisch. Sie definiert sich zum Gegenteil dessen, was sie im Alltag sein muss. An Peter beißt sie sich mit ihrer romantischen Anhänglichkeit fast die Zähne aus und pfeift in den Momenten des größten Liebeskummers auf jegliche Vernunft. Gisela wird zum Vulkan, der viele Ausbrüche braucht, um Peters Frauenbild zu revidieren. Das Glück in der Liebe hat sie sich jedenfalls holen können, und so gesehen bekommt dieser Gangsterfilm auch noch ein richtiges Happy End. Wirklich unerhört ist das, und dabei auch noch wahr und sehr unterhaltsam.
Fazit: Christian Alvarts ungewöhnlicher und gelungener Gangsterfilm basiert auf der wahren Geschichte der ersten Bankräuberin Deutschlands. Er verbindet genretypische Spannung mit Romantik und einem realitätsnahen Sittenbild der repressiven Jahre vor 1968.
Alvart selbst sieht als Motiv für Gisela Werlers Bankräuberkarriere ihre Sehnsucht nach Freiheit. Nicht nur ihr kleinbürgerliches Milieu, die ganze Gesellschaft ist erschreckend frauenfeindlich. Niemand traut Gisela auch nur das Geringste zu: die verbitterten Eltern nicht, die sie unterstützen muss, Peter nicht, der ihre aufmüpfigen Wünsche zunächst nur belustigt registriert, Hauptkommissar Kaminski (Heinz Hoenig) erst recht nicht. Eine Frau, die eine Bank überfällt? Für den Ermittler alter Schule muss es sich um eine Prostituierte handeln, auf keinen Fall aber um eine Person mit Grips. Und auch in der Bank betrachten die Männer hinter dem Schalter die Räuberin mit dem Kopftuch zunächst nur als arme Spinnerin. Diese brenzlige Situation, in der man mit Gisela mitfiebert, ist nur eine von vielen, die sehr aufregend inszeniert werden. Alvart führt einen auch schon mal genüsslich hinters Licht: Vorhersehbar ist hier im Einzelnen nichts.
Der junge Kommissar Fischer, der bei Scotland Yard ausgebildet wurde, ist eine für den Film erfundene Person. Alvart verstrickt ihn in einen verbissenen Machtkampf mit Gisela, die ihn persönlich herausfordert, indem sie sogar in sein Büro eindringt. Ken Duken, Heinz Hoenig und Charly Hübner spielen die kräftig konturierten Männercharaktere beeindruckend. Und doch ist "Banklady" in erster Linie ein Film über eine starke Frau. Gisela verkleidet sich für ihre Überfälle betont modisch. Sie definiert sich zum Gegenteil dessen, was sie im Alltag sein muss. An Peter beißt sie sich mit ihrer romantischen Anhänglichkeit fast die Zähne aus und pfeift in den Momenten des größten Liebeskummers auf jegliche Vernunft. Gisela wird zum Vulkan, der viele Ausbrüche braucht, um Peters Frauenbild zu revidieren. Das Glück in der Liebe hat sie sich jedenfalls holen können, und so gesehen bekommt dieser Gangsterfilm auch noch ein richtiges Happy End. Wirklich unerhört ist das, und dabei auch noch wahr und sehr unterhaltsam.
Fazit: Christian Alvarts ungewöhnlicher und gelungener Gangsterfilm basiert auf der wahren Geschichte der ersten Bankräuberin Deutschlands. Er verbindet genretypische Spannung mit Romantik und einem realitätsnahen Sittenbild der repressiven Jahre vor 1968.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Banklady"Jurybegründung anzeigen
Auch das war damals eine Form der Emanzipation und noch dazu ein gefundenes Fressen für die Boulevard-Presse. Als erste Bankräuberin Deutschlands und noch dazu überaus höfliche Kriminelle brachte es Gisela Werler in den 1960er Jahren zu einiger [...mehr]TrailerAlle "Banklady"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Banklady"
Land: DeutschlandJahr: 2012
Genre: Action, Krimi, Biopic
Länge: 117 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 27.03.2014
Regie: Christian Alvart
Darsteller: Juliane Fisch, Andreas Schmidt, Ken Duken, Nadeshda Brennicke, Jürgen Schornagel
Kamera: The Chau Ngo
Verleih: Studiocanal
ZusatzinformationAlles anzeigen
Über zwei Jahre lang beflügelten die in Norddeutschland verübten, spektakulären Überfälle der von ihr geführten Bande die Fantasien der ganzen Nation. Ein braves Mädchen, wohlerzogen, tugendhaft, [...mehr] fleißig und mit 30 Jahren noch bei ihren Eltern lebend, findet ihre erste und einzige große Liebe in dem Bankräuber Hermann Wittorff. Als deutsches Pendant zu Bonnie & Clyde überfallen sie gemeinsam 19 Banken, bevor sie in einer dramatischen Verfolgungsjagd und Schießerei schließlich gefasst werden. Der Kinofilm erzählt die dramatische Lebens- und Liebesgeschichte einer Frau, die aus der Enge der frühen 60er-Jahre ausbrach und zur Bankräuberin wurde. Er ist ein eindrucksvoller Entwurf über Emanzipation und den großen Freiheitsdrang im spießigen Nachkriegsdeutschland. Banklady bebildert das Lebensgefühl der frühen 60er Jahre, die bisher kaum in deutschen Filmen erzählt worden ist.Verknüpfungen zu "Banklady"Alle anzeigen
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