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FBW-Bewertung: Paddington (2014)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Man muss ihn einfach retten, diesen kleinen hilflosen Bären, der unerwartet aus dem Peruanischen Dschungel kommend in das turbulente Leben von London geworfen wird. Dort steht er nun, einsam und verlassen und staunt über das bunte Treiben in der Großstadt. Dabei bleibt er jedoch stets freundlich und grüßt jeden, der an ihm vorbeigeht. Aber niemandscheint ihn zu bemerken, bis Familie Brown vorbei kommt. Die Tante des kleinen Bären hatte ihm vor der Abreise noch ein Schild um den Hals gehängt: ?Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären - Danke!?. Frau Brown nimmt den Aufruf ernst und so nehmen sie ihn mit zu sich nach Hause, in die Windsor Gardens, wo sie mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern Jonathan und Judy und ihrer Haushälterin Mrs. Bird wohnt.
Getauft wird der Bär auf den Namen des Bahnhofs, an dem er gefunden wurde ? ?Paddington?. In dem gutbürgerlichen Haus fühlt sich Paddington sogleich sehr wohl, ahnungslos stellt er dabei so allerlei Blödsinn an und erlebt mit den Browns manches Abenteuer. So flutet er gleich zu Beginn in seiner Unwissenheit um die Technik der Dusche das gesamte Badezimmer. Eine technisch sicher herausfordernde Regieaufgabe, die detail- und temporeich sehr stimmig umgesetzt wurde.
Inseiner tollpatschigen, ehrlichen Art stellt Paddington unfreiwillig auch einen Taschendieb und wird so zum Helden der Familie. Doch sein größtes Abenteuer muss er noch bestehen. Eine Tierpräparatorin will den seltensten aller Bären für das Museum als Trophäe. In einer spannend inszenierten Abenteuerjagd und einem großen Showdown gelingt es Paddington schließlich, unterstützt von der ganzen Familie, ihr zu entkommen.
Die Haushälterin der Familie Brown bringt es zum Schluss klar und deutlich auf den Punkt: ?Diese Familie braucht den Bären mindestens genauso dringend wie der Bärdie Familie!?
Es spielt dabei keine Rolle, dass er zu einer anderen Spezies gehört, vom anderen Ende der Welt kommt und in unnatürlicher Weise eine Liebe für Orangenmarmelade pflegt, Paddington ist anders, aber er gehört zur Familie und ist hier zu Hause. Dieses Credo scheint in der heutigen Zeit wichtiger denn je, wo so viele Angst vor dem Fremden haben.
Die erstmals 1958 erschienenen Kinderbücher von Michael Bond über die Abenteuer eines kleinen Bären, der von einer Londoner Familie adoptiert wird, sind Klassiker und in England jedem Kind bekannt. Seine Heimat, sagt er, sei,das dunkelste Peru?. Er ist ? ohne Papiere, nur mit einem Köfferchen ? im Schiff nach England gekommen. Ganz illegal. Als blinder Passagier. Somit gehört er zu der Art Migranten, denen viele Staaten heute nur unter öffentlichem Druck ein Zuhause anbieten. Er ist der Inbegriff des unerwünschten Fremden, wenn man es genau nimmt, doch alle lieben den kleinen tollpatschigen Bär. 26 Paddington-Bände hat Michael Bond geschrieben, 30 Millionen Exemplare in 30 verschiedenen Sprachen soll es heute davon geben. Erst jetzt schien aber die Zeit reif, den Stoff in einem Realfilm umzusetzen. Produziert wurde er von HARRY POTTER-Macher David Heyman. Die Tricktechnik ist makellos, die animierte Figur des Paddington ist dabei perfekt digital gestaltet, sodass der Zuschauer gar nicht mehr weiß, ob der kleine Teddy-Bär nicht doch real ist. Tatsächlich ist die Animation auch deshalb so gut,weil sie niemals von dem Spaß und der Emotion der in die Gegenwart verlegten Geschichte ablenkt, sondern diese in professioneller, künstlerischer Weise unterstützt.
Gut umgesetzt wurden auch die Veränderungen der Erwachsenen in ihrem Elternsein. Als junge werdende Eltern düsen sie auf dem Motorrad in die Klinik zur Entbindung, als Mutter und Kind die Klinik jedoch verlassen, steht eine Volvo-Limousine in gedeckter Farbe vor der Tür. Aus dem rebellischen jungen Mann ist ein verantwortungsvoller Vater geworden, der sich um seine Familie sorgt. Mit den Kindern ist die Zeit vorbei, in derdas Leben bunt und wild war. Jetzt ist Sicherheit gefragt, so scheint es. Wenn da nicht ein kleiner Bär vor allem dem Vater einen Strich durch die wohlterminierte Rechnung machen würde. Viele Kinderfilme wirken oft sehr laut, bunt und glitzernd und stecken dazu noch voller Actionszenen. Nicht selten kommt daher das Lachen vor dem schillernden Aufbau zu kurz. Anders bei PADDINGTON. Dieser harmlose, trottelige Braunbär aus Peru erobert nicht nur die Herzen der großen und kleinen Zuschauer im Sturm, er hat mit seiner unfreiwilligen Komik gleichzeitig sowohl die jüngeren als auch die älteren Lacher auf seiner Seite.
Auch die anderen Charaktere wurden stimmig ausgewählt und mit großartigen Schauspielern besetzt. So konnte Regisseur Paul King Golden-Globe-Gewinnerin Sally Hawkins, Oscar-Preisträgerin Nicole Kidman und Hugh Bonneville, bekannt aus DOWNTON ABBEY, gewinnen.
Es macht großen Spaß, die Geschichte zu verfolgen und man kann sogar ein bisschen nachdenklich werden, wenn man das Kino verlässt und sich an Paddington mit seinem Schlapphut und dem abgewetzten Koffer am Bahnhof zurück erinnert.



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