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Paris Manhattan (2012)

Französische Komödie: Apothekerin Alice ist Mitte 30 und immer noch Single - was ihr allerdings weniger ausmacht als ihren Eltern, denn sie hat ja Woody Allen, mit dem sie seit ihrer Jugend spricht, wenn es ihr nicht gut geht. Dann aber lernt sie Victor kennen, der Woody Allen verdrängen könnte, würde er nur irgendwelche Anstalten machen, Alice zu erobern...Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse / 5
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Alice (Alice Taglioni) ist jung, schön – und Apothekerin aus Leidenschaft. Nur mit den Männern tut sie sich schwer. Dass sie Mitte 30 und immer noch Single ist, stört Alice aber überhaupt nicht, denn sie hat ja Woody Allen. Mit dem US-Regisseur, dessen Filme und Lebensweisheiten sie seit ihrer Jugend liebt, führt sie immer dann Zwiegespräche, wenn sie deprimiert ist oder Rat braucht. Klarer Fall: Wenn es einen perfekten Mann für sie gibt, dann ihn! Deshalb fällt es Alice nicht besonders schwer, dem Druck ihrer Eltern standzuhalten, die sie lieber heute als morgen unter die Haube bringen würden. Als sie den attraktiven Victor (PATRICK BRUEL) kennenlernt, scheint sich das Blatt aber endlich zu wenden. Der Haken an der Sache: Victor zeigt wenig amouröses Interesse, und dabei möchte Alice doch so gern erobert werden…

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Ist Woody Allen der lustigste Filmemacher aller Zeiten? Über diese Frage lassen sich ganze Seminare ohne Ergebnis füllen, vor allem weil beim Lesen dieses Satzes wahrscheinlich schon die ersten Vertreter der „Monty Python“ Fraktion im Hintergrund die Zähne fletschen, während die mit Melonenhut ausgestattete Charlie Chaplin Liebhaber die Gewehre nachladen. Fest steht aber, dass Regisseur Allen als einer der wenigen Filmemacher seine Zuschauer mit der fesselnden Magie des Humors nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken anregen konnte. Der neurotische Lebensphilosoph, der mit seinem vielschichtigen Filmuniversum für unvergessene Kinostunden sorgte, hat seine Umwelt so sehr inspiriert, dass er mit seinen Fabeln für Metropolen nun auch für die Synopsis einer französischen Kleinstadtkomödie inklusive einem ironischen Cameo-Auftritt herhalten muss. Der Hommage durchtränkte Schnulzenfilm „Paris – Manhattan“, die Liebeserklärung der noch jungen und ungestümen Regisseurin Sophie Lellouche an ihren favorisierten Regisseur, ist aber als Endprodukt nicht mehr als ein weiterer Beweis, dass die französische Komödie vor einem gewaltigen Problem steht: Zwar grenzt sich der französische Film mit seinem Gefühl für Setting, Dialog und Atmosphäre häufig vom infantilen deutschen Pedant ab, dennoch aber steht er vor einer Sackgasse. Alleine dieses Kinojahr brachte Frankreich drei Liebeskomödien - „Das verflixte dritte Jahr“, „Und nebenbei das große Glück“ und jener „Paris – Manhattan“ - hervor, die mehr oder weniger eindeutig offenlegten, wo das französische Mainstream-Kino momentan steht: Auf der Kippe. Vor dem Abgrund.

„Paris – Manhattan“ zeigt von der ersten Minute an, warum das Kino aus Frankreich momentan wie in einer Schockstarre verhaftet scheint, wenn es um „Liebe“ und „Komödie“ geht. Zwanghaft unterhaltsam, in einer hübschen Aufmachung verpackt und ausgestattet mit einer eigentlich viel versprechenden Ausgangsidee um eine neurotische, mit Selbstkomplexen behaftete Hauptfigur, könnte man dem Film mit Hilfe seines Dialogwitzes und seiner hübschen Referenz an Woody Allen, der gottgleich von einem Poster aus Weisheiten von sich gibt, einen intellektuellen Anspruch nicht streitig machen. Gleichzeitig versucht der Film trotz des in Windeseile in kurzen Montagen zusammengeschusterten Profils der Hauptfigur, die liebenswürdige Alice charmant, witzig und attraktiv darzustellen.
Ein wenig differenzierter Charakter hier, wenige gelungene Dialogwitze dort - und schon stimmt die Mischung für einen französischen Film, der farbenfroh mit lockerer Atmosphäre den Stilmitteln des französischen Popkinos der frühen 00er Jahre so penibel nacheifert, als wäre die Rezeptur ein festgeschriebenes Gesetz. So fehlt dem Debütwerk die Eigenständigkeit, weil der Zuschauer einerseits keine neuen Akzente in der Charakterkonstellation erkennen kann – hier die selbstständige Schwester und Ehefrau, da die eigenwillige, kindliche und unter Komplexen leidende Hauptfigur – anderseits jeden versuchten intelligenten Gag schon vom Weiten riechen kann. Doch was dem Film im Endeffekt den garaus macht, ist Woody Allen. Dieser hat nicht nur seine Auftritte als Postergott, sondern auch in einzelnen Ausschnitten aus seinen Filmen. Und gerade in diesen Momenten fallen die Lücken und Fehler von „Paris – Manhattan“ überdeutlich auf. Die kurzen Allen-Intervalle zeigen, was es bedeutet Liebesfilm, Komödie und Lebensgefühl zu vereinen und es sind nur diese Szenen, die für Heiterkeit im Publikum sorgen. Kaum ein Gag geht so auf Kosten von Sophie Lellouche und ihren Drehbuchautoren.

Trotz der minimalistischen 80 Minuten gibt sich Lellouche über die gesamte Distanz alle Mühe ihren Plot nicht konstruiert oder konventionell wirken zu lassen. Eine holprige Nebengeschichte um einen Einbruch bei der lieben Schwester, ein kaum zündender Gag um eine Chloroform-Alarmanlage. „Paris – Manhattan“ klammert sich lange Zeit zwanghaft an der Hoffnung fest, keinem Klischee zu folgen und somit dem großen Götzen am Himmel – Woody Allen – ein wenig mehr gerecht zu werden. Während aber Allen lediglich als Referenz ohne tiefgründigen Aspekt sich im Nirwana der Komplexe seiner Hauptfigur verliert, holt das Klischee den Film dann doch noch ein. Der Zuschauer, der das angestrengte Treiben der Regisseurin und ihrer Figuren mit viel Mühe verfolgt, hofft und bangt schon beinahe, dass der Film nicht sein sicheres, wenn auch nur mittelmäßiges Fahrwasser verlässt. Doch Lellouche versucht zum Schluss alle Geschütze aufzufahren, die ihr zu Verfügung stehen, vermischt ein schmalziges Happy-End mit einem von allen guten Geistern verlassenem, konstruiert-albernem Cameo-Auftritt von Woody Allen.

Doch Gott sei Dank befindet man sich immer noch in einem französischen Film: Man kann viel an dessen eingeschränkter Perspektive durch die Brillengläser des großen Vorbildes „Die fabelhafte Welt der Amelie“ kritisieren. Aber auch „Paris – Manhattan“ hat seinen freudigen Charme, der durch die lockeren Hauptfiguren getragen für ein Mindestmaß an Unterhaltung sorgen kann. Dann sind die Fehler schneller vergessen, als einem lieb ist. Doch das sich überschlagende und gleichzeitig so nichtssagende Happy-End, welches im Gegensatz zu Woody Allens Filmen weder unterhält noch belehrt, geht einfach im vollkommenen Kitschwahn unter. Schade, da die Synopsis sich eigentlich vielversprechend liest.

Fazit: Schon mindestens drei Komödien aus dem französischsprachigen Raum haben uns in den letzten Monaten in Deutschland erreicht. Die verspielte Liebeserklärung an Woody Allen - „Paris – Manhattan“ - bildet dabei den vorerst traurigen Höhepunkt einer negativen Entwicklung. Doch trotz sturem Festhalten am bewährten Liebeskomödienrezept ist der Film von Sophie Lellouche ein stückweit unterhaltsam.




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Besetzung & Crew von "Paris Manhattan"

Land: Frankreich
Jahr: 2012
Genre: Komödie
Länge: 80 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 04.10.2012
Regie: Sophie Lellouche
Darsteller: Patrick Bruel, Louis-Do de Lencquesaing, Michel Aumont, Paul-Edouard Gondard, Alice Taglioni
Kamera: Laurent Machuel
Verleih: Central Film, Senator Film

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