FBW-Bewertung: Jurassic World (2015)
Prädikat wertvoll
Jurybegründung: Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat wertvoll verliehen.Die"Jurassic Park"-Storyworld im Kino weiter zu erzählen, war schon nach dem letzten Teil aus dem Jahre 2001 geplant. Dass die Umsetzung so lange auf sich warten ließ, hat den Vorteil, weiterentwickelte Filmtechniken zur Anwendung bringen zu können. Verdankte Steven Spielbergs Jurassic Park aus dem Jahre 1993 seinen Erfolg bereits der hyperrealistischen Darstellung von Dinosauriern nicht zuletzt mittels Computeranimation, so ist es nun die 3D-Technik, die ein neues Kinoerlebnis der bewährten Mischung aus Science-Fiction-, Abenteuer-und Actionfilm verspricht.
Erfreulicherweise wird mit 3D-Effekten behutsam umgegangen. Zu erwartende Effekte wie etwa in den Kinosaal hineinragende Köpfe von Sauriern, deren hungrige Mäuler die Zuschauer in die Rückenlehne ihrer Sitze zurückweichen lassen, kommen nicht vor. 3D wird vor allem dafür genutzt, die Welt der Themenpark-Insel Isla Nubar mit beeindruckender Tiefenschärfe erfahrbar zu machen. Manche Bilder erscheinen aber auch irritierend künstlich, vor allem in jenen Totalen, die Hubschrauber im Flug zeigen.
Der Film setzt auf eine Spannungs- und Actioninszenierung und greift dabei auf erfolgversprechende Konventionen zurück. Bis die Katastrophe ausbricht, vergeht aber einige Zeit, die vor allem für reizvolle Reminiszenzen an die Filmserie genutzt wird, so etwa wenn ein im Themenpark beschäftigter Nerd ein"Jurassic Park"-T-Shirt trägt, ihm dies wegen den 22 Jahre zurückliegenden tragischen Ereignissen von seiner Chefin Claire Dearing, der weiblichen Hauptfigur des Films, aber verboten wird. Claire, in ihrem Beruf zwar in hoher Position, ist in ihrem Privatleben eher eine Katastrophe. Sie kümmert sich nicht um ihre Neffen (zwei weitere Hauptfiguren, die den Bezug zum intendierten jugendlichen Publikum herstellen), die sie und den Themenpark besuchen, und erweist sich auch in ihrem Beruf als eher überfordert, weil sie mit der Krisensituation nur schwer umgehen kann. Wie so viele andere Frauenfiguren im Action-Film muss sie lernen, selbst zur Kämpferin zu werden. Der Held an Claires Seite ist eine interessante Figur, ein Dinoversteher, ja ein Dinoflüsterer geradezu. An dieser Figur macht sich die implizite Wissenschafts-Kritik des Films fest, die darin besteht, dass das Klonen von Sauriern besser unterlassen werden sollte. Der Wissenschaftsmensch sollte diese Hybris mal in den Griff bekommen. Bei der Verfolgung des ausgebrochenen Indominus Rex, des bösen Sauriers gewissermaßen, geht der Film regelrecht ins Genre des Kriegsfilms über. Denn Indominus Rex wird mit speziell trainierten Velociraptors verfolgt, flankiert von einer menschlichen Spezialeinheit, die auf der Themenpark-Insel in Dschungelkämpfe gerät, deren Inszenierung an Bilder aus Kriegsfilmen zum Pazifikkrieg im Zweiten Weltkrieg oder zum Vietnamkrieg erinnert.
JURASSIC WORLD erfüllt seinen Genreanspruch und bietet spannende und spektakuläre Kino-Unterhaltung.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)