Disconnect (2012)
US-Drama: Drei unterschiedliche Episoden, die sich gelegentlich überschneiden, erzählen von den Gefahren in unserer heutigen Mediengesellschaft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Auf der Suche nach einer spannenden Story stößt die ehrgeizige Journalistin Nina Dunham (Andrea Riseborough) auf den minderjährigen Kyle (Max Thieriot), der sich im Internet auf Sex-Seiten präsentiert. Um ihre Karriere voranzutreiben, gewinnt sie das Vertrauen des Jugendlichen und bietet ihm an, eine Dokumentation über sein Leben als Pornodarsteller zu drehen. Auch der vielbeschäftigte Anwalt Rich Boyd (Jason Bateman) lebt vor allem für seinen Beruf. Ständig mit seinem Smartphone beschäftigt, findet er nur selten Zeit für seine Familie und bemerkt nicht, dass sein verschlossener Sohn Ben (Jonah Bobo) Opfer einer hinterhältigen Cybermobbing-Attacke wird. Der Junge glaubt, im Netz eine Freundin gefunden zu haben, und offenbart sich ihr, muss jedoch feststellen, dass das Mädchen nur eine Erfindung seines Mitschülers Jason Dixon (Colin Ford) und dessen Kumpel Frye (Aviad Bernstein) ist. Nach dem Tod seiner Frau ist Jasons Vater Mike (Frank Grillo), ein früherer Cop, mit der Erziehung seines Sohnes überfordert und findet keinen rechten Draht zu ihm. Seit ihr Baby gestorben ist, haben sich Cindy (Paula Patton) und Derek Hull (Alexander Skarsgård) auseinandergelebt. Während sie ihre Trauer in Internetforen verarbeiten will und dabei offenherzig über ihre Gefühle spricht, taucht er in die Welt des Online-Pokers ein und macht dabei eine unliebsame Entdeckung: Offensichtlich ist jemand in den Besitz ihrer persönlichen Daten gelangt und geht nun auf große Einkaufstour.
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Filmkritik
Wie der vielsagende Titel bereits erahnen lässt, handelt "Disconnect" vor allem von abgestorbener und ausbleibender Kommunikation. Einem Fehlen zwischenmenschlicher Annäherungen in unserer heutigen Medienkultur, die sich doch eigentlich durch allgegenwärtige Vernetzung auszeichnet. Wir sind verbunden, ständig online, verlieren allerdings unsere Umwelt und diejenigen, die wir wirklich lieben, mehr und mehr aus den Augen. Ein Paradoxon, das Spielfilmdebütant Henry-Alex Rubin für eine mahnende Darstellung nutzt, die den Schattenseiten moderner Kommunikationstechnologien in drei parallel ablaufenden, sich zwischenzeitlich jedoch berührenden Handlungssträngen nachspürt. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Online-Pornografie mit Minderjährigen, ausuferndes Cybermobbing und digitaler Datenklau. Extremgefahren der schönen neuen Medienwelt, von denen man jeden Tag hört und liest. Die wir aber oftmals einfach verdrängen. Zumindest solange, bis wir selbst betroffen sind.
In ausgewaschene Farben getaucht und unaufgeregt in Szene gesetzt, gibt sich das Episodendrama betont realitätsnah. Was nicht sonderlich verwundern muss, da Rubin vor allem durch den Oscar-nominierten Dokumentarfilm "Murderball" auf sich aufmerksam machen konnte. Formale Spielereien oder fahrige Handlungssprünge sucht man in "Disconnect" lange Zeit vergebens. Vielmehr setzt der Regisseur auf einen bedächtigen Erzählrhythmus, der sich ganz auf die vorgestellten Figuren und ihre jeweiligen Schicksale konzentriert. Schicksale, die ein trostloses Bild menschlicher Beziehungen in unserer zunehmend medial geprägten Gesellschaft entwerfen. In ihrer erschütternden Konsequenz zum Nachdenken anregen. Mitunter aber etwas thesenhaft und belehrend daherkommen. Auch wenn das Drehbuch (Autor: Andrew Stern) sichtlich um Differenzierung bemüht ist – das gilt vor allem für den Strang rund um den jugendlichen Pornodarsteller Kyle und die vom Ehrgeiz getriebene Journalistin Nina –, gelingt es den Machern nicht immer, den moralischen Zeigefinger zu unterdrücken und plakative Verkürzungen zu umgehen. Geschuldet ist dies freilich auch der Episodenstruktur, die einem äußerst umfangreichen Figurenensemble gerecht werden muss.
Dass man der Handlung dennoch fasziniert folgt, liegt nicht zuletzt an den durchweg überzeugenden Darstellern, die den dokumentarischen Gestus des Films mit ihrem eindringlich-authentischen Spiel unterstreichen. Obwohl "Disconnect" bis in die kleinesten Nebenrollen treffend besetzt ist, stechen vor allem Jason Bateman als überarbeiteter Anwalt, Alexander Skarsgård als verzweifeltes Datenklau-Opfer und Colin Ford als mobbender Jugendlicher hervor.
Fällt die Entwicklung der einzelnen Episoden lange Zeit erfreulich zurückhaltend und wenig effekthascherisch aus, schwenkt der Film gegen Ende auf eine allzu kalkulierte dramatische Zuspitzung der Ereignisse um. Konventionelle Thriller-Elemente und sattsam bekannte Genre-Klischees – etwa das des Selbstjustiz ausübenden Amerikaners – werden hier überdeutlich in Stellung gebracht und bilden einen irritierenden Kontrast zur vormals umsichtigen Erzählweise. Ausgeglichen werden diese kleinen Schwächen durch die ambivalent gehaltenen Schlussszenen. Wenngleich alle Episoden eine Annäherung der Figuren erkennen lassen und damit Hoffnung vermitteln, bleiben viele Fragen und Unsicherheiten bestehen. Eine Rundum-Affirmation, wie man sie sonst aus Hollywood-Filmen gewöhnt ist, sieht definitiv anders aus.
Fazit: Eindringlich gespieltes und authentisch inszeniertes Episodendrama, das die Schattenseiten der digitalen Gesellschaft behandelt, manchmal etwas belehrend ausfällt und gegen Ende von seiner angenehm unaufgeregten Erzählweise abrückt. Nichtsdestotrotz ist der Film absolut sehenswert, da der Blick auf die Gefahren der Medienwelt im Alltagstrott leider allzu oft verloren geht.
In ausgewaschene Farben getaucht und unaufgeregt in Szene gesetzt, gibt sich das Episodendrama betont realitätsnah. Was nicht sonderlich verwundern muss, da Rubin vor allem durch den Oscar-nominierten Dokumentarfilm "Murderball" auf sich aufmerksam machen konnte. Formale Spielereien oder fahrige Handlungssprünge sucht man in "Disconnect" lange Zeit vergebens. Vielmehr setzt der Regisseur auf einen bedächtigen Erzählrhythmus, der sich ganz auf die vorgestellten Figuren und ihre jeweiligen Schicksale konzentriert. Schicksale, die ein trostloses Bild menschlicher Beziehungen in unserer zunehmend medial geprägten Gesellschaft entwerfen. In ihrer erschütternden Konsequenz zum Nachdenken anregen. Mitunter aber etwas thesenhaft und belehrend daherkommen. Auch wenn das Drehbuch (Autor: Andrew Stern) sichtlich um Differenzierung bemüht ist – das gilt vor allem für den Strang rund um den jugendlichen Pornodarsteller Kyle und die vom Ehrgeiz getriebene Journalistin Nina –, gelingt es den Machern nicht immer, den moralischen Zeigefinger zu unterdrücken und plakative Verkürzungen zu umgehen. Geschuldet ist dies freilich auch der Episodenstruktur, die einem äußerst umfangreichen Figurenensemble gerecht werden muss.
Dass man der Handlung dennoch fasziniert folgt, liegt nicht zuletzt an den durchweg überzeugenden Darstellern, die den dokumentarischen Gestus des Films mit ihrem eindringlich-authentischen Spiel unterstreichen. Obwohl "Disconnect" bis in die kleinesten Nebenrollen treffend besetzt ist, stechen vor allem Jason Bateman als überarbeiteter Anwalt, Alexander Skarsgård als verzweifeltes Datenklau-Opfer und Colin Ford als mobbender Jugendlicher hervor.
Fällt die Entwicklung der einzelnen Episoden lange Zeit erfreulich zurückhaltend und wenig effekthascherisch aus, schwenkt der Film gegen Ende auf eine allzu kalkulierte dramatische Zuspitzung der Ereignisse um. Konventionelle Thriller-Elemente und sattsam bekannte Genre-Klischees – etwa das des Selbstjustiz ausübenden Amerikaners – werden hier überdeutlich in Stellung gebracht und bilden einen irritierenden Kontrast zur vormals umsichtigen Erzählweise. Ausgeglichen werden diese kleinen Schwächen durch die ambivalent gehaltenen Schlussszenen. Wenngleich alle Episoden eine Annäherung der Figuren erkennen lassen und damit Hoffnung vermitteln, bleiben viele Fragen und Unsicherheiten bestehen. Eine Rundum-Affirmation, wie man sie sonst aus Hollywood-Filmen gewöhnt ist, sieht definitiv anders aus.
Fazit: Eindringlich gespieltes und authentisch inszeniertes Episodendrama, das die Schattenseiten der digitalen Gesellschaft behandelt, manchmal etwas belehrend ausfällt und gegen Ende von seiner angenehm unaufgeregten Erzählweise abrückt. Nichtsdestotrotz ist der Film absolut sehenswert, da der Blick auf die Gefahren der Medienwelt im Alltagstrott leider allzu oft verloren geht.
Christopher Diekhaus
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Besetzung & Crew von "Disconnect"
Land: USAJahr: 2012
Genre: Drama
Länge: 115 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 30.01.2014
Regie: Henry Alex Rubin
Darsteller: Kevin Csolak, Jason Bateman, Michael Nyqvist, Frank Grillo, John Sharian
Kamera: Ken Seng
Verleih: Weltkino Filmverleih
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