Alphabet (2011)
Deutsche Doku über Bildung und das Lernen als Grundbedürfnis, über Kreativität und Talententfaltung, fehlende Chancengleichheit und großes Entwicklungspotential, Konkurrenz und Sozialkompetenz, über verpasste Chancen und die Möglichkeiten für die Zukunft...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Warum kommen 98% der Kinder hochbegabt zur Welt, aber nach der Schulzeit bleiben davon nur noch 2% übrig? Wir leben in einer Zeit der großen Umbrüche und Krisen. Finanz, Energie, Klima, Transfergesellschaft – eines haben all diese Problemfelder gemeinsam: sie wurden von Menschen geschaffen, oft von Menschen, die an den besten Universitäten und Ausbildungsstätten dieser Welt geschult wurden.
China belegt inzwischen die Spitzenplätze in allen Kategorien der PISA-Studie und in den Statistiken zur Selbstmordrate unter Schülern. Gnadenloser Drill und Konkurrenzdenken bestimmt bereits das Leben der Kinder. Wohin solch ein Denken auch in Europa führt zeigen die Kandidaten des "CEO of the Future"-Wettbewerbes des McKinsey-Instituts. Effizienzsteigerung und Gewinnmaximierung sind alles, Kinder hingegen werden nur als ein strategisch zu planendes Karriererisiko betrachtet. Der deutsche Hirnforscher Gerald Hüthner verdeutlicht die dramatischen Folgen einer Angstkultur, bei der die Menschen permanent unter Stress stehen. Rationales Denken, geschweige denn Kreativität wird da im Extremfall vollkommen unmöglich.
Ein Gegenmodell hat Arno Stern mit seinem Pariser "Malort" geschaffen. Dort entdecken Menschen die Freude an einem schöpferischen Tun, das ganz frei von Nützlichkeitswahn und Konkurrenzdenken ist. Sterns Sohn André hat sogar nie eine Schule besucht. Heute spricht er mehrere Fremdsprachen und ist Musiker, Komponist, Gitarrenbauer, Journalist und Autor. Beeindruckend ist auch das Beispiel des Spaniers Pablo Pineda Ferrer. Pablo ist der erste Europäer mit Down-Syndrom, der einen Universitätsabschluss geschafft hat. Heute arbeitet er als Lehrer in Córdoba. Pablo profitiert sehr davon, dass in Spanien seit 1986 die meisten Kinder mit Down-Syndrom an reguläre Schulen gehen.
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Filmkritik
"Alphabet" bildet den Abschluss einer Trilogie von Dokumentarfilmen des Österreichers Erwin Wagenhofer zu aktuellen Missständen in der Welt. Zuerst zeigte "We Feed the World – Essen Global" die grotesken Exzesse einer globalisierten Nahrungsmittelindustrie. Darauf folgte "Let´s Make Money", eine unerbittlichen Analyse der Auslöser der weltweiten Krise der Finanzwirtschaft. Der Ausgangspunkt für "Alphabet" war Wagenhofers Frage nach den Gründen für eine verdrehte Geisteshaltung, welche die wahre Ursache für alle weiteren Fehlentwicklungen ist. Dies brachte ihn auf das Thema Bildung. Wenn bereits Kinder ihre Mitschüler nur als Konkurrenten wahrnehmen, ist es kein Wunder, wenn daraus eine Gesellschaft hervorgeht, in der es oftmals am Willen zur Kooperation mangelt. Vielleicht noch schwerwiegender ist, dass alle Schüler nach den gleichen, rein quantitativen Maßstäben beurteilt werden. Viele Talente bleiben somit unentdeckt, werden folglich nicht gefördert und verkümmern mit der Zeit. Der Bildungsexperte Sir Ken Robinson berichtet von einer Studie zu "unangepasstem Denken". Hierbei erreichten 98% Prozent aller 3-5 Jährigen ein Niveau, das als "genial" festgelegt wurde. Dieses Niveau wurde mit zunehmenden Alter von immer weniger Schülern erreicht. Bei einer Vergleichsgruppe von mindestens 25 Jährigen erreichten es sogar nur noch 2%. Sir Ken Robinson sieht hier die Folge eines Denkens das davon ausgeht, dass es zu jeder Frage nur genau eine richtige Antwort gibt, und das jede Form von Kreativität abtötet.
Wagenhöfer übertreibt es mit seinem missionarischem Eifer aber spätestens, wenn er das Ergebnis der von Sir Ken Ronbinson beschriebenen Studie mit der Aussage "98% aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%." wiedergibt. Das ist reine Polemik, denn eine intellektuelle Hochbegabung bezeichnet per Definition ein Ergebnis, dass nur von den besten 2% einer repräsentativen Gruppe erreicht wird. Wenn in dieser Studie ein bestimmtes Niveau an kreativen Denken, das anfangs von 98% aller Kinder erreicht wird, als "genial" bezeichnet" wurde, dann hat dies also nichts mit den Begriffen "Hochbegabung" oder "Genialität" in ihrer gebrächlichen Bedeutung zu tun. Mit solchen suggestiven Aussagen mindert Wagenhöfer leider ein wenig den Wert, der von ihm aufgefundenen zahlreichen sehr interessanten und inspirierenden Beispiele dafür, wie man die individuellen Begabungen eines Kindes besser fördern kann. Pablo Pineda Ferrer ist sich jedenfalls sehr bewusst darüber, dass er es schwerer, als Menschen ohne Down-Syndrom hat. Doch diesen Kampf begreift er als seine persönliche Herausforderung, die ihm auch eine besondere Freude ermöglicht, wenn er es wieder einmal geschafft hat.
Fazit: Wagenhofers Dokumentarfilm "Alphabet" zeigt auf überzeugende Weise, dass die Bildung weltweit zu sehr auf standardisierte Ausbildungsziele setzt und dass dabei die Entfaltung individueller Fähigkeiten und Kreativität zu kurz kommen. Er zeigt sehr interessante Alternativen, setzt dabei jedoch zu oft auf eine starke Polemik, wodurch der positive Gesamteindruck ein wenig geschmälert wird.
Wagenhöfer übertreibt es mit seinem missionarischem Eifer aber spätestens, wenn er das Ergebnis der von Sir Ken Ronbinson beschriebenen Studie mit der Aussage "98% aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%." wiedergibt. Das ist reine Polemik, denn eine intellektuelle Hochbegabung bezeichnet per Definition ein Ergebnis, dass nur von den besten 2% einer repräsentativen Gruppe erreicht wird. Wenn in dieser Studie ein bestimmtes Niveau an kreativen Denken, das anfangs von 98% aller Kinder erreicht wird, als "genial" bezeichnet" wurde, dann hat dies also nichts mit den Begriffen "Hochbegabung" oder "Genialität" in ihrer gebrächlichen Bedeutung zu tun. Mit solchen suggestiven Aussagen mindert Wagenhöfer leider ein wenig den Wert, der von ihm aufgefundenen zahlreichen sehr interessanten und inspirierenden Beispiele dafür, wie man die individuellen Begabungen eines Kindes besser fördern kann. Pablo Pineda Ferrer ist sich jedenfalls sehr bewusst darüber, dass er es schwerer, als Menschen ohne Down-Syndrom hat. Doch diesen Kampf begreift er als seine persönliche Herausforderung, die ihm auch eine besondere Freude ermöglicht, wenn er es wieder einmal geschafft hat.
Fazit: Wagenhofers Dokumentarfilm "Alphabet" zeigt auf überzeugende Weise, dass die Bildung weltweit zu sehr auf standardisierte Ausbildungsziele setzt und dass dabei die Entfaltung individueller Fähigkeiten und Kreativität zu kurz kommen. Er zeigt sehr interessante Alternativen, setzt dabei jedoch zu oft auf eine starke Polemik, wodurch der positive Gesamteindruck ein wenig geschmälert wird.
Gregor Torinus
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Besetzung & Crew von "Alphabet"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Alphabet (AT)
Jahr: 2011
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 31.10.2013
Regie: Erwin Wagenhofer
Darsteller: Andreas Schleicher, Yakamoz Karakurt, Arno Stern, Thomas Sattelberger, Gerald Hüther
Kamera: Erwin Wagenhofer
Verleih: Pandora Film
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