oder

FBW-Bewertung: Die Wahlkämpferin (2015)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: In die seltsame Welt der Politikberater und?Spin Doctors"entführt David Gordon Green mit seinem neuem Film DIE WAHLKÄMPFERIN. Anlässlich eines Rennens um die Präsidentschaftswahl in Bolivien wird die frühere Beraterin Jane Bodine reaktiviert, die sich einst nach schlechten Erfahrungen aus dem Business zurückgezogen hat. Nun soll sie einen eigentlich aussichtslosen neoliberalen Kandidaten und früheren Amtsinhaber zurück ins höchste Staatsamt hieven. Dass ausgerechnet ihr früherer Rivale Pat Candy für die Konkurrenz arbeitet, gibt schließlich den Ausschlag für die Rückkehr der Strippenzieherin. Denn mit dem hat sie noch eine Rechnung offen.Und prompt gibt es einen glühenden Kampf um Prozentpunkte und Wählerstimmen, bei dem beide Berater vor nichts zurückschrecken.

Grant Heslov und George Clooney sind die beiden Produzenten, die David Gordon Greens neuen Film produziert haben - und damit verknüpfen sich einige Erwartungen, schließlich gelten die beiden in Hollywood als Garanten für einen eher linksliberalen Kurs und kritische Politthriller wie GOOD NIGHT AND GOOD LUCK oder MÄNNER, DIE AUF ZIEGEN STARREN, wie man sie in der eher konservativen Traumfabrik nur selten findet.
Ann diese Tradition knüpft DIE WAHLKÄMPFERIN an und versteht es dabei, das eigentlich etwas spröde Thema der politischen Willensbildung und der Strategien und Tricks der Manipulatoren auch für Politikmuffel verständlich und unterhaltsam zugleich zu machen. Dabei bedient sich David Gordon Green unterschiedlicher Elemente aus verschiedenen Genres: Sein Film ist Politthriller, Drama, Romantische Komödie und Läuterungsgeschichte, dazu gesellen sich Elemente mit deutlich investigativem Einschlag (schließlich beruht der Film auf einem dokumentarischem Werk aus dem Jahr 2005, das denselben Originaltitel OUR BRANDIS CRISIS trägt wie das nun vorliegende ?fiktionalisierte Remake?). Insgesamt ein gewaltiges Vorhaben, das zwar nicht die politische Schärfe aufweist wie die früheren Produktionen des Duos Heslov/Clooney, das aber dennoch auf routinierte und intelligente Weise unterhält.
Seinen Drive erhält der Film vor allem durch den sehenswerten Clinch zwischen Sandra Bullock und Billy Bob Thornton, die vor keinem noch so billigen Trick zurückschrecken, um dem Gegner eins auszuwischen. Durch die beiden Hauptfiguren und die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren ist keine Sekunde Langeweile spürbar. Diesem dramaturgischen Sog ist es auch zu verdanken, dass man die recht oberflächliche Behandlung Boliviens, das hier kaum je über eine reine Kulisse hinauskommt, gerne verzeiht. Schließlich, so ist zu vermuten, dient das Land eher als Blaupause für jede beliebige Demokratie: Wenn sich dieBerater am Ende über ihre nächsten Karriereschritte unterhalten, fallen ganz selbstverständlich auch Länder wie Israel oder Großbritannien. Und man kann sich als Zuschauer nun viel einfacher vorstellen, welche Fäden hinter den Kulissen der Wahlkampfreden wirklich gezogen werden.




Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.